Rostock mag's schwer und groß

Rostock, der größte deutsche Universalhafen an der Ostsee, rechnet sich mittel- und langfristig besondere Chancen als bedeutendes Zentrum für den Umschlag und die Logistik rund um Schwergut und Projektladung aus.

Die Möglichkeiten, die der Seehafen der verladenden und der transportierenden Wirtschaft schon heute bieten kann, sollen auf dem auf zwei Tage ausgelegten ersten Schwerlastsymposium ausführlich aufgezeigt werden, das am Dienstag begann und bis Mittwoch währt.

Zu der Veranstaltung hatten die Unternehmen Liebherr-MCCtec Rostock GmbH sowie Euroports, Karpack GmbH, Rostock Port, die lokale Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rostock Business und das Shortsea Shipping Inland Waterway Promotion Center (SPC) eingeladen. Die Veranstaltung, zu der etwa 110 Experten aus den Bereichen Logistik und Spedition, Umschlag, Reedereiverkehrs wirtschaft, maritime Dienstleistungen und auch dem Anlagenbau ihr Kommen zugesagt haben, findet seit Dienstag in den Räumlichkeiten von Liebherr statt.

Das Unternehmen Liebherr ist seit knapp 15 Jahren mit einem bedeutenden Produktionswerk im Überseehafen präsent und beschäftigt inzwischen fast 1600 Mitarbeiter. Es gilt inzwischen auch über die Grenzen Rostocks hinaus als Musterbeispiel für eine erfolgreiche Industrieansiedlung am seeschifftiefen Wasser.

Zum Fertigungs-Portfolio gehören heute vor Ort Reach stacker, Hafenmobilkrane unterschiedlicher Leistungsklassen sowie Schiffs- und Schwerlastkrane.

Im Gefolge dieser ab 2002 realisierten, zunächst schrittweise erfolgten Ansiedlung kamen weitere namhafte Unternehmen aus der produzierenden Wirtschaft hinzu, darunter auch die Firma EEW Special Pipe Constructions. Sie hat sich auf die Fertigung von Großbauteilen wie etwa Monopiles für Offshore-Windparks spezialisiert, die in Deutschland, Europa und Übersee nachgefragt werden.

Erst am Montag dieser Woche gab das in direkter Nachbarschaft zu Liebherr angesiedelte Unternehmen bekannt, dass es aus den Niederlanden den Auftrag für den Bau von 89 Monopiles für den Offshore-Windpark Fryslan erhalten hatte. In diesem Park, der in gut sechs Kilometer Entfernung von der westfriesischen Küste entstehen wird, sollen einmal rund 383 MW elektrische Leistung erzeugt werden.

Insgesamt wird EEW, das am Standort Rostock rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, für diesen Großauftrag rund 19.000 Tonnen Stahl verarbeiten. Die jeweils Hunderte von Tonnen Stückgewicht aufweisenden Fundament-Module werden über den Rostocker Hafen auf Spezialschiffe verladen und zum Baufeld im niederländischen Teil der Nordsee transportiert.

Um die Möglichkeiten des Schwergutmarktes optimal zu erschließen, wurde im Warnow-Hafen im September 2018 die entsprechende Fach- und Sachkompetenz in einer besonderen Fachgruppe gebündelt. Ihr Name: „Rostock High & Heavy“. Im Kern gehören ihr die Firmen Euroports Germany, zugleich das größte Umschlag-Unternehmen im Rostocker Überseehafen, Liebherr-MCCtec Rostock GmbH, sowie Rostock Port als Hafenbetreiber und Infrastrukturentwickler an. Weitere namhafte Mitglieder sind erfahrene Logistikpartner und Institutionen wie Karpack, Rostock Trans und Rostock Business.

Dr. Gernot Tesch, Mitglied der Geschäftsführung bei Rostock Port und zugleich einer Impulsgeber für die Gründung dieses Schwergut-Kompetenzteams ist davon überzeugt, dass bei der Logistik rund um Großkomponenten und Schwergüter eine der Herausforderungen darin besteht, dass diese Bau- und damit Ladungsteile in der Tendenz immer schwerer und auch größer werden. Tesch: „Darauf muss sich die Branche infra- und suprastrukturell einstellen.“

Rostock hat inzwischen optimale infra- und suprastrukturelle Voraussetzungen für den Umschlag von Projekt- und Schwergutladung geschaffen. So hatte etwa die Firma Euroports Germany inzwischen in gleich zwei neue Hafenmobilkrane vom Typ „LHM 550“ aus der Liebherr-Fertigung investiert. Geschäftsführer Karsten Lentz: „Durch die neuen Krane werden wir universeller und mit einer höheren Tragfähigkeit an allen Liegeplätzen und auf dem Terminal arbeiten können.“ Die 439 Tonnen schweren Umschlaggeräte verfügen jeweils über eine Zwei-Seil-Konfiguration. Sie stellten nach Unternehmenseinschätzung die stärksten Hafenmobilkrane im Rostocker Hafen dar.

Liebherr selbst setzte mit einem neuen, Mitte August offiziell eingeweihten Krangiganten mit einer Hebeleistung von rund 1600 Tonnen ein Zeichen. Der Portalkran vom Typ TCC 78000 ragt mit seinem Ausleger maximal 164 Meter in die Höhe. Liebherr wird den neuen Großkran vor allem für den Umschlag von eigenen Hafenmobil- und weiteren Schwerlastkranen nutzen, die im Rostocker Werk produziert werden. Nach Angaben des Herstellers soll das neue Verladegerät aber auch für sogenanntes Drittgeschäft zum Einsatz kommen, also Schwergut- und Projektverladungen, die über den Seehafen Rostock verladen werden sollen.

Der Portalkran wird über Schienen geführt. Dieser Schienenstrang ist insgesamt 420 Meter lang und weist eine Spurbreite von 30 Metern auf. Er führt vom Liebherr-Gelände direkt bis an die angrenzende Kaikante von Liegeplatz 15. Dieser wurde durch den Hafen eigens für den Schwerlastumschlag ertüchtigt.

Neben zahlreichen Fachvorträgen bekommen die Teilnehmer des ersten Rostocker Schwerlastsymposiums auch die Möglichkeit, sich einen persönlichen Eindruck von der Produktion in dem Liebherr-Werk zu machen. Großen Wert legen die Veranstalter auch auf das Networking. Die Initiatoren können sich durchaus vorstellen, das Fachsymposium in Zukunft zu einer Regelveranstaltung zu machen. EHA

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