Rostock würdigt die Fischereiwirtschaft

Machte zum Traditionstreffen in Rostock fest: Fischereischutzboot „Seefalke“ (Foto: Behling)

Ort des Erinnerns (Foto: Arndt)
Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte des Hafen-, Schifffahrts- und Werftenstandortes Rostock: die Fischereiindustrie.
Zu DDR-Zeiten war Rostock die operative Zentrale für die Hochseefischerei im östlichen Teil Deutschlands. 1950 erfolgte in Rostock die Gründung des VEB Hochseefischerei Rostock. Mit der Wiedervereinigung 1990 endete diese Ära und wurde das ehemalige Kombinat privatisiert. Wo einst die rund 100 Fang- und Verarbeitungsschiffe regelmäßig festmachten, erstreckt sich heute vor allem der Rostocker Fracht- und Fischereihafen (RFH) mit einem Jahresumschlag von gut einer Million Tonnen. Er beherbergt in dem ebenfalls zu DDR-Zeiten entstandenen, jedoch grundsanierten Verwaltungsgebäude nicht nur das umfangreiche Archiv der Fischereiindustrie. Der RFH hält auch die Erinnerung an dieses wichtige Kapitel deutsch-deutscher maritimer Geschichte wach. Zum Beispiel über das seit 2008 ausgerichtete Treffen der ehemaligen Hochseefischerei-Mitarbeiter. Es fand am vergangenen Wochenende zum 5. Mal statt und zog mehr als 6000 ehemalige Mitarbeiter aus dem Land- und Seebetrieb des ehemaligen VEB an. Die Organisatoren hatten dabei ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Zu den Höhepunkten gehörte dabei nicht nur der Anlauf des zur Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gehörenden, auf der Peene-Werft (Wolgast) gebauten und Ende 2008 in Dienst gestellten Fischereischutzbootes „Seefalke“, sondern auch der Besuch des Rettungskreuzers „Arkona“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Die „Arkona“ wurde 1992 in Dienst gestellt und ist in Rostock-Warnemünde beheimatet. Beide Schiffe konnten im Rahmen des beliebten „Open Ship“ besichtigt werden.
Mecklenburgs-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD) richtete ein Grußwort an die Teilnehmer des Treffens. Darin lobte er diese Initiative. Sie fördere „die Diskussion untereinander und beeinflusst die Stimmung in der Fischwirtschaft positiv“. Backhaus ergänzte, dass heute fünf Hochseefischerei-Trawler in Rostock registriert seien. Sie fangen auf Jahresbasis gut 100.000 Tonnen und damit „deutlich mehr als 50 Prozent“ der gesamten Jahresfangmenge der deutschen Hochseefischereiflotte. Somit könne die Tradition der Hochseefischerei am Standort Rostock fortgesetzt werden, freute sich Backhaus.
Der Traditionspflege dienten auch diese beiden Programmpunkte: zum einen die Kranzniederlegung am Denkmal für die in Ausübung ihrer Arbeit auf See gebliebenen Hochseefischer. Der Gedenkstein befindet sich im direkten Umfeld des heutigen RFH-Verwaltungsgebäudes. Zum anderen wurde ein neues Buch vorgestellt, in dem die Geschichte der DDR-Hochseefischereiwirtschaft umfassend aufgearbeitet wurde: „Fisch für das Volk“. Der norwegische Autor Sigmund Rodvelt (70) betrachtet darin die ehemalige DDR-Hochseefischerei aus dem Blickwinkel eines Menschen, der durch das direkte Erleben dieser Epoche als Jugendlicher in der südwestnorwegischen Hafenstadt Egersund geprägt wurde. Fischereifahrzeuge des einstigen Kombinats liefen regelmäßig Egersund an. Ältere Einwohner erinnern sich dabei noch heute mit Dank an den selbstlosen Brandbekämpfungseinsatz von DDR-Fischern bei einem verheerenden Großfeuer in der Hafenstadt im Jahr 1961. EHA