Rotterdam als LNG-Bunker-Hub

Schiff mit hoher Symbolkraft: die „Sajir“ fährt künftig mit LNG und wird damit regelmäßig in Rotterdam bunkern, Foto: Hafen Rotterdam/Kees Torn
Von der inzwischen weltweit beschleunigten Indienststellung von Containerschiffs-Neubauten mit einem LNG-Dual-Fuel und/oder Flüssigerdgas-Alleinantrieb verspricht sich der Rotterdamer Hafen wichtige Wachstumsimpulse als Energiedrehscheibe.
Das betont der Hafenbetrieb Rotterdam (HbR), nachdem jetzt bekannt wurde, dass die 2014 gebaute „Sajir“ (IMO 9708784) der Reederei Hapag-Lloyd AG (H-L) bereits in Kürze regelmäßig den größten europäischen Seehafen mit dem Ziel ansteuern wird, dort vor Ort den bordeigenen LNG-Vorrat zu ergänzen.
Die knapp 15.000 TEU tragende, 368 Meter lange „Sajir“ wird seit Mitte 2020 in China für einen Betrieb mit LNG nachgerüstet. Die technische Begleitung hat die Klassifikationsgesellschaft DNV GL. Der unter deutscher Flagge fahrende Box-Carrier galt bereits bei seiner Ablieferung als „LNG-ready“ technisch vorgerüstet, um zu einem Zeitpunkt „x“ die finale Ausstattung für einen Vollbetrieb mit Flüssigerdgas zu erhalten.
Die in technischer Hinsicht sehr anspruchsvollen Arbeiten werden seit Mitte vorigen Jahres auf der Werft HuanRun DaDong Dockyard in Shanghai ausgeführt. Die Nachrüstkosten beziffert die Hamburger Traditionsreederei auf rund 35 Millionen US-Dollar. Ein Betrag, den das Unternehmen vollständig aus der eigenen Kasse bezahlt.
Die „Sajir“ ist dabei für H-L das erste Bestandsschiff, das auf einen reinen Flüssig-erdgas-Betrieb nachgerüstet wird. Sollten sich die schon jetzt hohen Erwartungen an den Erfolg dieser Maßnahme bestätigen, schließt die Reederei vergleichbare Maßnahmen für andere, vergleichsweise junge Bestandsfrachter mit dem Status „LNG ready“ nicht aus. Für den Fall könnte die Reederei möglicherweise auch in den Genuss von öffentlichen Zuschüssen kommen, da die nationale deutsche LNG-Förderrichtlinie inzwischen so angepasst wurde, dass auch für Bestandsschiffe Förderzuwendungen möglich sind.
Die kurz vor Weihnachten 2020 durch den H-L-Konzern bei Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering bestellten sechs neuen 23.500-TEU-Frachter sind von vornherein nur für den LNG-Betrieb bestimmt. Sie werden in Etappen im Laufe des Jahres 2023 ausgeliefert und von Hapag-Lloyd in Dienst gestellt.
Der Hafen Rotterdam hat in den zurückliegenden Jahren gemeinsam mit verschiedenen Spezialunternehmen systematisch die LNG-Infrastruktur ausgebaut. So ging 2011 der neue GATE-Terminal ans Netz. Damit wurde die Grundlage für den Aufbau einer LNG-Versorgungsinfrastruktur für die Seeschifffahrt geschaffen. Inzwischen sind im Maashafen mehrere LNG-Bunkerschiffe vorhanden und im konkreten Bevorratungseinsatz eingebunden. Von Rotterdam aus wird zudem auch LNG-Bedarf in Deutschland gedeckt. EHA