Russland-Embargo trifft auch NOK

Unverzichtbar für Nordwesteuropa: der NOK, hier in Kiel-Holtenau, Foto: Arndt


Das seitens der EU und den USA gegen Russland verhängte Handelsembargo hinterlässt auch Spuren in der Bilanz der verkehrsreichsten künstlichen Wasserstraße der Welt.
Das bestätigt die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) jetzt auch für das zurückliegende Geschäftsjahr. Demnach lag 2018 die Anzahl der den NOK nutzenden Schiffe von und nach Russland bei rund 2280 Einheiten. „Das sind im Vergleich zum Vorjahr 4,16 Prozent weniger“, berichtete Jörg Heinrich, Leiter der Unterabteilung Seeschifffahrt bei der GDWS, am Freitag in Kiel. In der schleswig-hol steinischen Landeshauptstadt präsentierte GDWS-Präsident Prof. Dr. Hans-Heinrich Witte gemeinsam mit Jörg Heinrich und Karsten Thode, Dezernatsleiter Management Küste, das umfangreiche Zahlenwerk rund um den 1895 eingeweihten Kanal. Heinrich berichtete weiter, dass mit diesen knapp 2300 Schiffen im zurückliegenden Jahr rund 12,8 Millionen Tonnen Ladung transportiert wurden. Heinrich: „2017 waren es noch fast 14 Millionen Tonnen.“ Ob sich auch 2019 dieser Abwärtstrend bei den Russland-Verkehren fortsetzen werde, könne er nicht beurteilen, da dies ja ein hochpolitisches Thema sei.
Die EU hatte im Juli 2014 das Embargo gegen Russland als Reaktion auf die nach Überzeugung Brüssels unrechtmäßige Annexion der Halbinsel Krim und der Hafenstadt Sewastopol durch die Russische Föderation beschlossen. Aktuell läuft dieses Embargo, so wie es ein entsprechender Ratsbeschluss vorsieht, noch bis zum 31. Januar 2019.
Ungeachtet des Sondereffektes „Russland“ zeigte sich das GDWS-Sprecher-Trio mit der allgemeinen Verkehrsentwicklung des „Kiel Canals“, wie die Wasserstraße auch in der internationalen Schifffahrt genannt wird, zufrieden. Witte wählte gar die Formulierung „gutes und erfolgreiches Jahr für den NOK“. Diese Aussage traf er auch bewusst vor dem Hintergrund eines weiteren, bedeutenden Ereignisses: der Kollision des 149 Meter langen und 23 Meter breiten Frachters „Akacia“ (s. Artikel unten) mit dem Tor der großen Südschleuse in Kiel-Holtenau. Aufgrund der damit verbundenen, zeitweise empfindlichen Störungen in den allgemeinen Betriebsabläufen wurden knapp 280 Schiffe weniger durch den NOK geschleust. Und so sieht die Gesamtbilanz für 2018 aus: 30.009 Schiffe aller Größen und der unterschiedlichen Marktsegmente, die die rund 100 Kilometer lange Wasserstraße befuhren, transportierten dabei insgesamt 87,5 Millionen Tonnen Ladung. Das entspreche etwas einem Zuwachs von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so Witte.
Die Bruttoraumzahl (BRZ) der Schiffe lag mit gut 132,7 Millionen leicht unter dem Niveau des Vorjahres, für das die GDWS 134,8 Millionen BRZ ausweist. Witte weiter: „Der Trend hin zu größeren Schiffen, die mehr Ladung durch den Nord-Ostsee-Kanal transportieren, setzt sich kontinuierlich fort.“ Inzwischen könnte ein Drittel aller Schiffe im NOK zu den größten Verkehrsgruppen gerechnet werden, die den Kanal befahren. Im Durchgangsverkehr wurden im Berichtsjahr genau 20.882 Schiffe erfasst nach 21.324 Einheiten im Vorjahr. Erfreulich entwickelte sich der Teilstreckenverkehr, das heißt Schiffsbewegungen, die sich auf die verschiedenen Häfen innerhalb des NOK-Systems beziehen. Im Berichtsjahr waren das 9127 Schiffe (2017: 8963), die zusammen rund 6,6 Millionen Tonnen Ladung transportierten (2017: 6,55 Millionen Tonnen). Der NOK bleibt zudem eine Großbaustelle und damit Investitionsschwerpunkt. 2018 wurden in die Infrastruktur des NOK rund 155 Millionen Euro investiert. EHA