Schiffsregister wird jetzt digital geführt

Künftig sollen Notare, Anwälte und Reeder jederzeit auf das neue Online-Portal zugreifen können, Screenshot: MGM
Das Amtsgericht Hamburg führt das Hamburger Schiffsregister, mit rund 6200 Eintragungen das größte in Deutschland, seit diesem Sommer digital. Künftig sollen Notare, Anwälte und Reeder jederzeit auf das neue Online-Portal zugreifen können, teilte die Justizbehörde jetzt mit. Zudem soll der Versand sämtlicher Schriftstücke und Schiffspapiere elektronisch erfolgen. Damit würde die gesetzliche Möglichkeit zur Erteilung digitaler Schiffsurkunden eröffnet. Näheres dazu werde auf der Justizministerkonferenz Ende November erörtert.
Seit August 2018 hatten die Hamburger Justiz- und Wirtschaftsbehörde sowie das Amtsgericht gemeinsam mit den IT-Dienstleistern Dataport und MGM Technology Partners an der Transformation gearbeitet. Die Kosten für die Digitalisierung des Schiffsregisters, die ursprünglich bereits zum 1. Januar 2020 abgeschlossen sein sollte (thb.info 9. Januar 2019), liegen den Angaben zufolge bei rund 2,2 Millionen Euro.
„Wir treiben die digitale Modernisierung der Verwaltung weiter voran und beenden die mühsame Handarbeit beim Schiffsregister“, erklärt Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina. Das entlaste die Verwaltung, baue Bürokratie ab und erleichtere die Arbeit im Amtsgericht. „Wir bieten damit den Reederinnen und Reedern einen zeitgemäßen Service. Mit dem digitalen Schiffsregister sind wir ein Pionier in Deutschland und machen Hamburg als Schifffahrts- und Rechtsstandort noch attraktiver“, betont Gallina.
„Der Verband Deutscher Reeder begrüßt die Einführung eines zeitgemäßeren Schiffsregisters. Hamburg geht mit gutem Beispiel voran“, sagt Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR. „Wir hoffen, dass sich andere Bundesländer diesem möglichst bald anschließen. Schiffsverkäufe sind oft zeitkritisch, eine Digitalisierung ist hier äußerst wünschenswert.“
Als zweites Land hat sich Bremen dem digitalen Schiffsregister angeschlossen. „Mit der Einführung des digitalen Schiffsregisters und dem gemeinsamen Verbund mit Hamburg, der auch weiteren Ländern offensteht, kommen wir nicht nur den Reedern entgegen, sondern sorgen auch für effizientere Verwaltungsstrukturen“, sagt Bremens Häfen- und Justizsenatorin Dr. Claudia Schilling. Lobende Wort findet auch der Bremer Rhederverein: „Die Bremer Reeder haben sich eine Modernisierung der Registerverwaltung gewünscht. Dass dies nun realisiert werden kann, ist der Senatorin hoch anzurechnen“, kommentiert Vorsitzer Michael Vinnen. Das elektronische Schiffsregister werde den Schifffahrtsstandort Bremen weiter stärken.
Mit Blick auf das Ziel, künftig gesetzliche Möglichkeiten zur Erteilung digitaler Schiffsurkunden zu eröffnen, resümiert Senatorin Schilling: „Bislang müssen Schiffszertifikate zwingend in Papierform an Bord mitgeführt werden – und beispielsweise bei Veräußerungen persönlich aus aller Welt abgeholt und ein- beziehungsweise ausgeflogen werden. Gemeinsam wollen wir daher nach Lösungen suchen, um auch dieses absolut nicht mehr zeitgemäße und ökologisch bedenkliche Verfahren künftig digital und effizienter zu gestalten.“ bek