Talfahrt am Shortsea-Markt beendet
Reeder und Carrier im europäischen Shortsea-Geschäft haben ein hartes erstes Halbjahr 2019 hinter sich. Seit dem Jahreswechsel ging es mit den Frachtraten für Bulk und Breakbulk-Verladungen weitgehend kontinuierlich bergab – so tief, dass die Tageserträge der Kümos und Mini-Bulker, die am Spotmarkt eingesetzt werden, nur noch ausreichen, um die operativen Kosten zu decken.
In den vergangenen zwei Wochen haben sich einschlägige Marktindizes wie der European Short Sea Index (EUSSIX) des Branchendiensts BMTI nun zumindest stabilisiert. Der EUSSIX lag zuletzt bei 17,7 Punkten, gegenüber 19,2 Zählern im vergangenen Jahr um diese Zeit. Experten rechnen damit, dass der Markt in Nordeuropa in den kommenden Wochen stabil auf niedrigem Niveau bleiben wird. Erst ab August oder September wird infolge der Getreideernte mit einem deutlichen Anstieg der Befrachtungsaktivität gerechnet, der auch die Frachtraten nach oben treiben soll.
Im Schwarzen Meer ist das bereits jetzt der Fall. Die Anzahl der Getreideverschiffungen aus russischen und ukrainischen Häfen im Asowschen Meer steigt – und damit auch die Raten. Frachtabschlüsse auf der Route vom Asowschen Meer in die Marmara-Region der Türkei verzeichneten laut BMTI vergangene Woche einen Anstieg der Raten um zwei bis drei US-Dollar auf rund 19 Dollar pro Tonne.
In Nordeuropa war das durchschnittliche Frachtniveau für Ladungspartien von 3000 Tonnen aus der Ostsee heraus in die Arag-Region (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen, Gent) seit Jahresanfang von knapp 21 Euro pro Tonne auf 16 Euro pro Tonne gefallen. Inzwischen bewegt sich das Niveau laut BMTI wieder Richtung 17 Euro pro Tonne.
Für die Containermärkte endete die vergangene Woche mit einer positiven Überraschung. Am Freitag sprang der Shanghai Index SCFI um 8,5 Prozent auf über 829 Punkte – aufgrund deutlicher Steigerungen im Fernost-Nordamerika-Verkehr. Die durchschnittlichen Spot-raten für die Verbindungen Shanghai/US-Westküste und Shanghai/US-Ostküste stiegen deutlich um rund 24 respektive 16 Prozent auf 1720 und 2789 Dollar pro FEU. Die zum 1. Juli angekündigten allgemeinen Ratenanhebungen (GRI) der Linien von rund 1000 Dollar pro FEU zeigten damit bereits Wirkung.
Diese Woche dürften die Raten weiter ansteigen. Zwar sorgen die US-Strafzölle auf chinesische Importe weiter für Verunsicherung, doch sind die Linienreeder bemüht, die Stellplatzkapazitäten zu beschränken. Im Vergleich zum Vorjahr würden die Kapazitäten im Transpazifikverkehr in den kommenden Wochen nur um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausgeweitet, berichtet die dänische Marktforschungsfirma Sea-Intelligence.
Im westgehenden Fernost-Europa-Handel bewegen sich die Spotraten laut SCFI nach wie vor bei 700 Dollar pro TEU. Für die erste Juli-Hälfte haben sich die Carrier Anhebungen auf rund 1000 Dollar pro TEU vorgenommen. mph/ger