TKMS: Traditionsstandort Emden wird aufgegeben

Ausgerechnet am 27. Niedersächsischen Hafentag in Cuxhaven verdarb TyssenKrupp Marine Systems (TKMS) die fröhliche Feierstimmung mit einer ganz schlechten Nachricht.

Der Industriekonzern will seine Niederlassung im ostfriesischen Emden mit 220 Mitarbeitern schließen. Alle TKMS-Beschäftigten sollten Arbeitsplatzangebote an anderen Standorten bekommen, sagte ein ThyssenKrupp-Sprecher am Freitag in Essen. Die Umstrukturierung sei Folge des verschärften Wettbewerbsdrucks bei einer steigenden Nachfrage nach Marineschiffen.

Am Vormittag hatte das Unternehmen die Emder Belegschaft bei einer Betriebsversammlung informiert. Gewerkschafter kritisierten anschließend die Schließungspläne als wirtschaftlich nicht sinnvoll und

 

nachvollziehbar. „ThyssenKrupp will sich acht Jahre nach dem Verkauf der Nordseewerke und dem Aus für den Schiffbau jetzt ganz aus Emden verabschieden. Das werden wir nicht ohne Widerstand hinnehmen“, erklärte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Nur die Kosten zu drücken und Menschen vor die Tür zu setzen, mag bei den Aktionären gut angekommen. Für uns ist das kein tragfähiges Konzept. Mit den Mitarbeitern geht wichtiges Know-how verloren, dass das Unternehmen für neue Aufträge im Marineschiffbau braucht.“

Die IG Metall Küste fordert von dem Unternehmen ein Zukunftskonzept, bei dem die Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten im Vordergrund steht. „Bei den Plänen geht es nicht nur um die Schließung des Standortes Emden. Wenn im Konzernbereich Industrial Solutions jede zehnte Stelle wegfallen soll, müssen wir uns auch in Hamburg und Kiel auf die Auswirkungen einstellen“, so Geiken. „Wir brauchen deshalb ein Gesamtkonzept, bei dem die Standorte und Beschäftigten nicht gegeneinander ausgespielt werden“, so der Gewerkschafter. „Das Kalkül ist, dass nur der Personalabbau vorangetrieben werden soll“, kritisierte der Geschäftsführer der Emder IG Metall, Michael Hehemann. Viele in Ostfriesland verwurzelte Mitarbeiter wollten die Region nicht für einen Umzug nach Kiel oder in andere Standorte verlassen. ThyssenKrupp habe den Standort nach und nach zerschlagen und verbrannte Erde hinterlassen, erklärte Hehemann. TKMS-Geschäftsführer Rolf Wirtz zeigte in einer Erklärung Verständnis, dass für die Mitarbeiter jetzt viele Unwägbarkeiten entstünden. Das Unternehmen wolle und könne auf die qualifizierten Mitarbeiter nicht verzichten. „Die strategische Entscheidung ist jedoch nötig, um im harten Wettbewerb auch in Zukunft bestehen zu können“, so Wirtz.

Thyssenkrupp hatte am vergangenen Donnerstag die Streichung von zusätzlich bis zu 1000 Stellen in Deutschland angekündigt. Schwerpunkt sollte der Großanlagenbau sein, zu dem auch der Marineschiffbau gehört.

Insgesamt ist der Abbau von weltweit bis zu 1500 Stellen in den kommenden drei Jahren vorgesehen. Zuvor hatte das Unternehmen bereits die Streichung von bis zu 500 Stellen im Verwaltungsbereich angekündigt, davon bis zu 300 in Deutschland.TKMS Emden mit Technikern und Schiffskonstrukteuren ist der letzte Unternehmensteil von ThyssenKrupp auf der ehemaligen Traditionswerft Nordseewerke. Thyssen hatte die 1903 gegründete Werft 1974 übernommen und 2010 verkauft. Nach dem letzten Stapellauf 2009 und zwei Insolvenzanträgen wurde der Schiffbau eingestellt. Inzwischen sind zwei Nachfolgefirmen auf dem Werftgelände aktiv, die nicht zu ThyssenKrupp gehören. FBi/lni

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