Traditionsmarke Hamburg Süd bleibt

Rote Frachter, blaue Frachter: Hamburg Süd bleibt unter dem Dach des Maersk-Konzerns als eigene Marke erhalten, Foto: Behling

Gemeinsam in die Zukunft (v.l.): Dr. Arnt Vespermann und Soren Toft informierten in Hamburg über den weiteren Kurs, Foto: Arndt

Historisch: Am 2. Dezember 2016 gingen Hamburg Süd-Mitarbeiter spontan auf die Straße, Foto: Arndt
Für die Traditionsreederei Hamburg Süd bricht eine neue Ära an: Unter dem Dach des dänischen Maersk-Konzerns nimmt das Schifffahrtsunternehmen Kurs Zukunft – der Name bleibt dabei erhalten.
Das war die Botschaft, die Dr. Arnt Vespermann, neuer Chief Executive Officer (CEO) von Hamburg Süd, sowie Søren Toft, Maersk-Vorstand für das operative Geschäft und neues Mitglied im Beirat der Hamburg Süd, am Freitag in der Unternehmenszentrale in der Elbe-Hansestadt bekanntgaben.
Der kurzfristig angesetzten, sehr gut besuchten Pressekonferenz ging am Donnerstag das erfolgreiche „Closing“ voran. Damit nicht genug: Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatten die dänische Maersk-Gruppe und der bisherige Mehrheitsgesellschafter Oetker-Konzern angekündigt, dass die Reederei verkauft werden sollte.
Oetker trennte sich nach rund 80 Jahren von seinem Reederei-Geschäft und damit von mehr als der Hälfte des Konzernumsatzes. Die Dänen zahlten rund 3,7 Milliarden Euro für Hamburg Süd.
Unter dem Eindruck des angestrebten Verkaufs gingen am 2. Dezember 2016 mehrere hundert Mitarbeiter der Reederei spontan auf die Straße und demonstrierten vor dem Hamburger Rathaus für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.
Dass sich jetzt ein völlig anderes Bild biete und die Stimmung im Unternehmen „gut“ sei, betonten sowohl Vespermann als auch Toft, der in der Vergangenheit bereits mehrere Jahre in Deutschland für den Maersk-Konzern gearbeitet hatte. Denn statt des noch vor einem Jahr seitens der Mitarbeitervertretung befürchteten Kahlschlags von bis zu 1000 Stellen, sollen jetzt „nur“ rund 130 Jobs wegfallen, berichtete Vespermann. Derzeit würden dazu entscheidende Gespräche mit dem Betriebsrat geführt. Zudem sei auch von neuen Jobs die Rede, die im Zuge des auf mehrere Monate angelegten Integrationsprozesses in Hamburg neu geschaffen werden sollen. Klar sei, dass wesentliche Abteilungen wie Vertrieb, Marketing, IT, Personal und Finanzen am Standort Hamburg erhalten bleiben, so der neue Vorstandschef Vespermann weiter.
Auch das gehörte zu den Kernaussagen des Deutschen und des Dänen: „Hamburg Süd bleibt unter dem Dach von Maersk eine kommerziell unabhängige Marke.“ Für die Kunden werde sich an dem Produkt, „das sie von uns gewohnt sind, nichts ändern“, versicherte Vespermann. Auch die Tochtergesellschaften würden unverändert in Hamburg geführt.
In den wesentlich größeren Maersk-Konzern integriert würden dagegen Bereiche wie das Schiffs- und Containermanagement. Maersk will nach der Übernahme ab 2019 jährliche Einsparungen von 350 bis 400 Millionen Dollar realisieren. Die Kosten würden vor allem durch die Integration und Optimierung der Netzwerke und standardisierte Beschaffung sinken. „Die norddeutsche und die dänische Mentalität sind nicht so unterschiedlich“, betonte Toft.
Im Zuge der Hamburg Süd-Übernahme werden 105 Schiffe in die Maersk-Flotte integriert, die damit auf über 770 eigene und gecharterte Schiffe anwächst. Mit Schiffsraum für 4,15 Millionen Standardcontainer (TEU) hält Maersk nun einen Anteil von 19,3 Prozent der weltweiten Kapazitäten.
Die Reederei Hamburg Süd beschäftigt nach Darstellung von Vespermann derzeit weltweit insgesamt rund 6300 Mitarbeiter und erreichte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,64 Milliarden Euro. Sie transportierte 4,4 Millionen TEU, mit einem Schwerpunkt in der Südamerika-Fahrt. Im laufenden Jahr sei das Transportvolumen um rund sechs Prozent gestiegen, berichtete Vespermann, ohne allerdings weitere Details zu erwähnen.
Auf die Häfen in Deutschland und speziell auf den Hamburger Hafen werde die Übernahme zunächst keine weiteren Auswirkungen haben, bekräftige Toft. Der Elbe-Hafen sei und bleibe für das Unternehmen von großer Bedeutung. „Wir werden überall da hingehen, wo es unsere Kunden verlangen.
Was den Schifffahrtsstandort Hamburg betreffe halte die Reederei auch an ihrem besonderen Engagement als Ausbildungsbetrieb zum Beispiel für Schiffffahrtskaufleute fest, bekräftigte Vespermann. Gemeinsam mit dem Mitbewerber Hapag-Lloyd ist Hamburg Süd der zweitwichtigste Ausbildungsbetrieb im Berufsbild Schifffahrtskaufmann.
Ungewiss sei allerdings, unter welcher Flagge die zwölf Hamburg Süd-Schiffe künftig fahren werden, die bislang Schwarz-Rot-Gold am Heck tragen. Vesperman und Toft ließen in ihern Antworten durchblicken, dass es hier zu Veränderungen kommen könne. EHA/dpa