Traditionsschifffahrt trifft auf Hafenrealität
Historische Schlepper, Segelschiffe, Hafenfahrzeuge und andere schwimmende Denkmäler sind das Salz in der Suppe für jeden maritimen Standort, ganz gleich, ob in Deutschland oder auch in anderen Ländern.
Es sind zugleich diese Fahrzeuge, in der Regel betrieben von aufopferungsbereiten, ehrenamtlich agierenden Schifffahrtsliebhabern, die maritimen Großfeste bereichern. Vor diesem Hintergrund lässt eine Mail des aus Glückstadt/Unterelbe stammenden Traditionsschiffs-Eigners Jürgen Albers an den THB aufhorchen. Albers gehört der rund 110 Jahre alte Ewer „Frieda“, ein Fahrzeug, das er mit viel Liebe und auch einem beachtlichen materiellen Einsatz für die Nachwelt als betriebsklares historisches Fahrzeug am Leben erhält. Diese Ewer waren über Jahrhunderte die Lastesel für eine Vielzahl von Gütern in Norddeutschland und auch in Nordwesteuropa.
Der studierte Schiffbauingenieur Albers will mit dem Ewer „Frieda“ auch wieder auf dem Hamburger Hafengeburtstag erscheinen. Und damit beginnt ein Problem: Der geeignete Liegeplatz fehlt, zumal dann, wenn an Bord für die Zeit im Hafen auch Übernachtungsmöglichkeiten angeboten werden sollen, für die begleitende Crew oder für zahlende Gäste. Zwar gibt es eine Pontonanlage im Sandtorhafen in der heutigen HafenCity. Doch das „Aber“ folgt sofort. Albers: „Dieses Hafenbecken ist wegen fester Öffnungszeiten der Mahatma-Gandhi-Klappbrücke nur sehr eingeschränkt nutzbar.“ So müssten An- und Abläufe in den Sandtorhafen „mindestens sechs Tage vorher beantragt werden“. Hinzu komme, dass diese Brücke sich häufig wegen technischer Mängel nicht öffnen lasse. Was das bedeutet, hatten die Crews gleich mehrerer Traditionsschiffe beim Hafengeburtstag 2016 erlebt, als wegen einer Hydraulikpanne an der Brücke nichts mehr klappte. Viel Ärger, viel Frust, hohe Einnahmeausfälle der Schiffsbetreiber und ein politisches Nachspiel waren die Folgen. Albers verweist zudem auf die operativen Einschränkungen im Sandtorhafen bei den Dampfschiffen: „Die dürfen dort ihre Kessel wegen der Rauchbelästigung nicht anheizen.“ Zudem fänden „lärmende Arbeiten an den Schiffen keinen Gefallen bei den dort lebenden Bewohnern.“ Um das historische Hafenbecken herum stehen heute teure Top-Eigentumswohnungen.
Doch auch auf dem gegenüber liegenden Elbufer finden Betreiber von Traditionsschiffen, die ausdrücklich auch Übernachtungsmöglichkeiten einplanen müssen, keine rechte Freude. Zwar wurde im Herbst 2018 der Stiftung Hamburg Maritim (SHM) ein neuer Liegeplatz zur Verfügung gestellt, und zwar am Bremer Kai. Ein Projekt, das mit gut 900.000 Euro zu Buche schlug, und zwar mehrheitlich öffentliche Mittel, verteilt auf verschiedene Töpfe. Die Annahme, dass an diesem neuen, rund 260 Meter langen Liegeplatz-Ensemble auch übernachtet werden kann, durchkreuzt die Hamburger Umweltbehörde. Das jedenfalls musste Albers erfahren, als er zunächst im Februar diesen Jahres eine entsprechende Anfrage an die Stadtentwicklungsbehörde von Senatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) richtete. Die einfache Frage: „Kann ich gefahrlos mit Gästen an Bord an der Pontonanlage Bremer Kai übernachten?“ Die Anfrage wurde jedoch nicht von dieser Behörde beantwortet, sondern vom Amt für Landesplanung und Stadtentwicklung (LP). Zudem bekam Albers Post vom Amt für Imissionsschutz und Abfallwirtschaft, das zur Umweltbehörde von Grünen-Senator Jens Kerstan gehört. Es verwies auf die Anwesenheit von Firmen mit einem Störfallbetriebsbereich. Ganz oben: die Umschlagfirma Unikai. Konsequenz: Keine Übernachtung möglich, aus Sicherheitsgründen. Alternativangebot: der bereits eng belegte Museumshafen Oevelgönne. Schiffseigner Albers ist frustriert: „Hamburg sagt immer, es sei ein weltoffener Hafen. Doch für die Kleinschiffbetreiber sieht die Wirklichkeit leider anders aus: Liegeplätze: Fehlanzeige.“ EHA