UN: Seeleute sind „systemrelevant“

Aber bitte mit Maske: Mit dieser besonderen Aktion machen Seeleute auf Corona und die Folgen aufmerksam, Foto: Orion Reederei

Norbert Brackmann begrüßt die Resolution der UN für Seeleute., Foto: Arndt
Darauf haben Hunderttausende von Seeleuten und ihre Familien weltweit seit Monaten sehnsüchtig gewartet: Dass die internationale Staatengemeinschaft endlich dafür sorgt, dass sich die Angehörigen dieses für die Globalisieriung unverzichtbaren Berufstandes auch in Corona-Zeiten wieder als „normale“ Menschen frei bewegen können und nicht etwa zu Gefangenen an Bord oder auch an Land verdammt sind.
Auf ihrer 75. Sitzung hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) eine Resolution mit dem Ziel verabschiedet, dass es für die internationale Schifffahrt eine schrittweise Rückkehr zu branchenüblichen Abläufe wie vor dem Ausbruch der Pandemie kommt. Heißt im Besonderen: Ein ungehinderter Besatzungswechsel weltweit soll wieder möglich werden. Denn mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie sind mehrere hunderttausend Seeleute, im Besonderen aus Fernost, dazu nicht mehr in der Lage. Sie kommen nicht mehr von Bord und damit nicht in ihre Heimatländer, obwohl ihre stets auf Monate befristeten Kontrakte erfüllt sind. Oder sie dürfen die Anreise zu den für sie vorgesehenen Schiffen nicht antreten, weil zum Beispiel Quarantäne-Auflagen das verhindern. Heißt dann für sie: Sie verdienen kein Geld mehr und können damit nichts zum Lebensunterhalt ihrer Familien beitragen.
Die jetzt verabschiedete UN-Resolution, die maßgeblich durch Indonesien auf den Weg und durch ihren Botschafter bei den Vereinten Nationen, Dian Triansyah Djani, in einer ausführlichen Rede vorgestellt und so aktiv beworben wurde, repräsentierte zugleich die eindeutige Willensbekundung von 71 Staaten. In dieser schließlich angenommenen Resolition wird unmissverständlich anerkannt, dass seefahrendes Fachpersonal als „systemrelevant“ einzustufen sei. Dass diese Forderung berechtigt sei, hätten die ganz und gar von den Corona-Geschehnissen gerpägten zurückliegenden Monate gezeigt, betonte der indonesische Botschafter unter anderem. Denn die Reedereien hatten trotz aller Erschwernisse einen reibungslosen Weltseeverkehr aufrecht erhalten.
Mit Verabschiedung der Resolution soll die internationale Staatengemeinschaft sicherstellen, dass ganz normale und unverzichtbare Crew-Wechsel erfolgen können, natürlich auch und gerade unter Wahrung der Covid-19-bedingten Schutz- und Hygieneauflagen, ergänzt um mögliche weitere Quarantäne-Vorgaben.
Auch das soll dank dieser Resolution erreicht werden: Dass mit dem nunmehr weltweit anerkannten Status „systemrelevant“ Bordpersonal auch schnellstmöglich eine Schutzimpfung gegen das Corona-Virus bekommt. Denn auch auf diesem Gebiet tut sich etwas. Für Impfstoffe verschiedener Hersteller werden in diesen Tagen forciert Zulassungsverfahren eingeleitet. Daher sollte, wenn diese Impfstoffe verabreicht werden dürfen, diese auch bevorzugt und beschleunigt dem internationalen, seefahrenden Personal zugute kommen, so die Resolution.
Für die globale Schifffahrtsindustrie geht von der jetzt verabschiedeten Resolution ein wichtiges Signal aus, zumal auch in einem zeitlichen Umfeld, das durch das bevorstehende Weihnachtsfest und den Jahreswechsel bestimmt ist. Die International Chamber of shipping (ICS) in London ist erleichtert über die Verabschiedung dieser Resolution. Dank und Anerkennung spricht auch die IMO aus. Deren Generalsekretär, Kitack Lim, wertet die Resolution als einen bedeutenden Impuls „für die Lösung der aktuellen Krise rund um einen freien Besatzungsaustausch“.
Auch der Maritime Koordinator der Bundesregierung, Norbert Brackmann (CDU), begrüßt die Resolution. Damit werde „der Notstand der Seefahrer anerkannt“ In deren Interesse müssten nun „den Worten aber auch Taten folgen“. Deutschland könne dabei „ein Vorbild sein“. Zwar seien auch hierzulande derzeit aufgrund von Corna-Schutzauflagen Landgänge für Seeleute „nur eingeschränkt möglich“. Dennoch, so Brackmann weiter: „Aber Deutschland hat beim Crewwechsel vorbildlich gehandelt: Die Häfen sind auch während der Pandemie offen und Crewwechsel werden von den verschiedensten Behörden möglich gemacht.“ EHA