Ver.di droht mit Ärger im Hafen

Hoher Organisationsgrad unter den Hafenarbeitern: Gewerkschaft Ver.di, Foto: Arndt
Im Hamburger Hafen deutet sich ein Konflikt zwischen der Gewerkschaft Ver.di und den beiden großen Terminal-Dienstleistern HHLA und Eurogate an. Der Auslöser: Die von beiden weiterhin im direkten Wettbewerb zueinander stehenden Firmen angekündigten umfassenden Einspar-Pläne.
So war etwa bei Eurogate dieser Tage angesichts hoher aufgelaufener Verluste – 23 Millionen bis Ende September – von „schmerzhaften Einschnitten“ die Rede. Bei Eurogate wirken sich dabei neben dem weiter an Schärfe gewinnenden, hafenübergreifenden Wettbewerb um Kunden und damit Ladung auch die hohe Verdichtung auf der Nachfrageseite, also bei den Reedereien, gravierend aus. Corona wirkt dabei noch als Brandbeschleuniger.
Am Freitag stellte Natale Fontana, Landesfachbereichsleiter Verkehr bei Ver.di in Hamburg klar: „Ver.di HH wird sich dem Versuch der Hafenwirtschaft, durch Arbeitsplatz- und Tarifabbau die aktuelle wirtschaftliche Delle zur eigenen Sanierung zu nutzen, entgegenstellen.“ Natale weist auf Aussagen der beiden wichtigsten Terminal-Operateure im Segment von rund 130 Millionen Euro hin. Die Eurogate-Geschäftsführung unter Thomas Eckelmann und Michael Blach hatte dieser Tage einen Betrag von 84 Millionen Euro an Einsparungen für die Gruppe als Ganzes genannt. Ausdrücklich schloss das Unternehmen, an dem zur Hälfte die BLG Logistics Group aus Bremen beteiligt ist und das Terminals in Deutschland und anderen Teilen Europas sowie Nordafrika betreibt, auch Entlassungen nicht aus.
Ver.di-Funktionär Fontana fordert von den Unternehmen, „dass der Corona-bedingte Wirtschaftseinbruch nicht auf dem Rücken der Hafenarbeiter ausgetragen wird“. Zugleich ruft die Gewerkschaft die Politik in Hamburg dazu auf, „die enorme arbeitsmarktpolitische und wirtschaftliche Bedeutung des Hamburger Hafens anzuerkennen und Investitionen und Subventionen der Hafenbetriebe an Tarifbindung und Arbeitsplatzerhalt zu koppeln“. Fontana erinnerte daran, dass die Hafenwirtschaft 2019 Zuwächse eingefahren habe. Im laufenden Geschäftsjahr seien sogar noch weitere Auslandsinvestitionen trotz Corona-Krise getätigt worden. So hatte die HHLA vor wenigen Monaten einen Einstieg in den italienischen Adria-Hafen Triest verkündet.
Bekannt ist von den beiden Hafenunternehmen an der Elbe auch, dass es ein vorsichtiges Ausloten zu einer möglichen, engeren unternehmerischen Verzahnung bis hin zu einer Verschmelzung von Aktivitäten gibt. Eine Motivation dafür ist, dass auf diese Weise die Schlagkraft gegenüber den großen Mitbewerbern aus den Westhäfen gestärkt werden würde. Auch wenn sich die Hamburger Politik offiziell aus diesen Gesprächen heraushält, wurde zwischen den Zeilen aus Senatskreise derartiges Nachdenken durchaus begrüßt.
Ende der Woche wurde zudem bekannt, dass sich die beiden Finanzsenatoren Andreas Dressel aus Hamburg (SPD) und Dietmar Strehl aus Bremen (Grüne) an der Weser zu einem Austausch über eine Hafenunternehmen übergreifende engere Verzahnung getroffen haben. An der Runde sollen auch Bremens Häfensenatorin Claudia Schilling (Linke) sowie Spitzenvertreter der BLG Logistics Group beteiligt gewesen sein. Ausdrücklich nicht genannt wird die HHLA, und Hamburgs parteiloser Wirtschaftssenator Michael Westhagemann war aufgrund einer Corona-bedingten Quarantäne nur telefonisch zugeschaltet.
Die Probleme bei Eurogate strahlen in weiterer Konsequenz auch auf den Standort Bremische Häfen besonders aus, der vor allem durch Bremerhaven dominiert wird. Bekannt wurde jetzt, dass der Gesamthafenbetriebsverein (GHB/V) in Bremen Insolvenz anmelden muss. Es geht um rund 1300 Arbeitsplätze.
Das in verschiedenen Häfen bestens bewährte „Hafenarbeiter-Pool-Konstrukt“ dient vor allem dazu, Bedarfsspitzen optimal aufzufangen. In Zeiten einer schwierigen Grundlauslastung der Unternehmen sehen diese allerdings zunächst zu, ihre eigene Stammbelegschaft nach Möglichkeit zu beschäftigen, so dass sie weniger Mitarbeiter etwa bei einem GHB „bestellen“. EHA