Wasserstoff vor LNG attraktivste Alternative

Die Zukunft der Schiffsantriebe ist hybrid – so lässt sich das Ergebnis des jüngsten LNG Round Tables zusammenfassen.

Immer stärker entwickelt sich der LNG Round Table, eine Gemeinschaftsveranstaltung der Schwesterpublikationen Schiff & Hafen, THB, Energie Informationsdienst EID und der Deutschen Verkehrs-Zeitung DVZ, zu einem Forum für alternative Antriebe und Treibstoffe. Dabei stehen die Themen Wasserstoff und Brennstoffzelle ganz oben auf der Wunschliste der Teilnehmer: Über 45 Prozent der THB-Leser, die sich an der „Frage der Woche“ im Vorfeld des Round Tables beteiligt hatten, halten diese Antriebsform als erfolgversprechendste Alternative zum klassischen Dieselmotor – weit vor LNG mit knapp 23 Prozent.

168 Leser haben an der von Moderator Behrend Oldenburg konzipierten und ausgewerteten Umfrage mitgemacht. „Natürlich erheben wir nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein“, so der Fachjournalist, „aber da wir bei der Umfrage im vergangenen Jahr zu einem sehr ähnlichen Ergebnis gekommen sind, hat sich hier eindeutig ein Trend verfestigt.“

„In der Fachwelt herrscht derzeit noch völlige Verwirrung, was die möglichen und richtigen Wege bei der Wahl der besten Antriebsform sind“, hat Prof. Friedrich Wirz, Leiter der Arbeitsgruppe Schiffsmaschinenbau an der TU Hamburg, festgestellt. „Alles ist technisch möglich, aber es kostet viel Geld, sehr viel“, so Wirz. So lange konventionelle, fossile Kraftstoffe so günstig seien, werde ohne politischen Zwang nichts passieren.

„Wasserstoff ist ein wichtiges Element für die Energiewende“, betonte Ulrich Benterbusch, Ministerialdirigent im Bereich Energiepolitik, Wärme und Effizienz des Bundeswirtschaftsministeriums. Die deutsche Wirtschaft sei bereits heute internationaler Vorreiter bei der Entwicklung und dem Export von Wasserstoff- sowie von Power-to-X-Technologien. „Diese Rolle wollen wir auf Grundlage von Forschung und Innovation behaupten“, so Benterbusch. Wasserstoff stehe auch in der maritimen Branche für wirtschaftliches Wachstum, in dessen Rahmen zukunftsfähige Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen werden. „So wird die Energiewende vor Ort erfahrbar, wodurch ihre Akzeptanz wächst“, betonte er.

Dr. Christopher Stanik stellte die umfangreichen Fördermaßnahmen im Bereich Green Shipping der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie (NOW) mit Sitz in Berlin vor. Die verschiedenen Programme reichen von LNG („Mobilitäts- und Kraftstoff-Strategie MKS“) über die Brennstoffzelle (nationales Innovationsprogramm „e4ships“) bis hin zur Elektromobilität („Elektromobilität vor Ort EM“).

Aus dem aktuellen Förderprogramm für LNG als Schiffstreibstoff, so Stanik, befinden sich derzeit zwei größere Projekte in der Umsetzung: So wird die Inselfähre „Münsterland“ der Reederei AG Ems auf einer niederländischen Werft auf LNG-Antrieb umgebaut, während in China für die Reederei TT-Line der erste Neubau einer Green-RoPax-Fähre mit Flüssiggasantrieb entsteht.

Für Peter Müller-Baum, Geschäftsführer VDMA Engines and Systems und der VDMA-Arbeitsgemeinschaft Power-to-X for Applications, liegt die Zukunft in der Vielseitigkeit: „Hier gewinnt die Umwandlung von grünem Strom in andere Energieträger wie Gas oder Flüssigbrennstoffe, also Power-to-X, immer mehr an Bedeutung.“ Die VDMA-Arbeitsgemeinschaft unterstütze die wachsende Bereitschaft, Klimaschutz auch in der maritimen Branche ambitioniert voranzutreiben: „Power-to-X ist eine Schlüsseltechnologie, die in den Sektoren Verkehr und Industrie einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität leisten kann.“

Im abschließenden „Reality Check“ des LNG Round Tables gaben Volkmar Galke (Executive Director Sales beim Schweizer Motorenentwickler Winterthur Gas & Diesel Ltd.), Benjamin Scholz (Ship Type Expert Gas Carriers, Ship Safety, Lifting Appliances & Systems bei der Klassifikationsgesellschaft DNV GL) und Prof. Gerd Holbach (Studiengangsbeauftragter Schiffs- und Meerestechnik an der TU Berlin) den Teilnehmern der digitalen Veranstaltung exklusive Hintergrundeinblicke in aktuelle Projekte. Galke stellte die Lernkurve bei Konstruktion, Bau und Betrieb des derzeit größten LNG-Motors für den CMA-CGM-Megaboxer-Neubau „Jacques Saadé“ vor, während Scholz einen Ausblick auf das Jahr 2050 auf Basis des jüngst erschienenen „Energy Transition Outlook“ wagte. Seine Prognose: „Für die nächsten 30 Jahre sind CO2-neutrales Ammoniak und Methanol die vielversprechendsten Brennstoffe für Schiffe.“

Holbach setzt dagegen derzeit ganz auf Wasserstoff und die Brennstoffzelle. Sein Institut hat großen Anteil daran, dass derzeit auf der Werft von Hermann Barthel in Derben ein ganz besonderes Schubboot als Weltpremiere entsteht: Es wird seinen Strom für den Antrieb ausschließlich aus Batterien und Brennstoffzellen beziehen. Holbachs Fazit des Round Tables: „Die Welt wird insgesamt hybrider, als wir uns das heute vorstellen können.“

Unterstützt wurde der LNG Round Table in diesem Jahr von DNV GL als Sponsor und Hafen Hamburg Marketing (HHM) als Supporter. bo

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