Wechselfälle des Lebens: Abbruch, Umbruch – und Aufbruch

2020 ist für viele Menschen ein Jahr, in dem sie ganz besonders nach Halt, Orientierung, Mutmachern und auch nach Wegweisern suchen. Denn die Corona-Pandemie verfolgt die globale Staatengemeinschaft in ungebrochener Hartnäckigkeit.

Schmerzhaft begreifen wir, dass dieses Virus uns alle auch noch weit bis ins kommende Jahr, vielleicht auch noch länger begleiten wird. Wie auch immer: „Das ganze Leben ist ein Wiederanfangen“, lautet eine Lebenserkenntnis, die der österreichische Schriftsteller Hugo von Hoffmannsthal (1874 – 1929), einst zu Papier brachte.

Die zurückliegende Woche lieferte jedenfalls wieder zahlreiche Beispiele für einen Wieder- und Neuanfang, aber auch für das abrupte Ende eines vermeintlich erfolgreichen Weges. Mit einem „Abbruch“ endeten etwa in Bremen die seit dem Frühjahr laufenden Gespräche über die Zukunft des dortigen Gesamthafenbetriebsvereins (GHB). Einrichtungen wie diese, verkürzt auch als „Hafenarbeiterpool“ umschrieben, gibt es in vielen Häfen. Sie haben ihren hohen Nutzwert für allen Beteiligten, das haben Arbeitnehmer, aber auch die Unternehmen, immer wieder unter Beweis gestellt und tun das auch weiterhin.

Dass „GHB’s“, die zumindest in Deutschland von den Sozialpartnern getragen werden, aber auch in schwieriges Fahrwasser kommen können, auch dafür fehlt es nicht an Beispielen. In Bremen standen die Gewerkschaft Ver.di und die Arbeitgeberseite eigentlich unmittelbar vor dem erfolgreichen Abschluss. Und jetzt das Aus. Damit bleibt die Einleitung eines Insolvenzverfahrens als letzter „Ausweg“. Das alles in einem zeitlichen und gesellschaftspolitischen Umfeld, in dem Menschen unbedingt nach Halt und Sicherheit suchen.

Das Leben als Neuanfang oder auch als „Umbruch“. Das Jahr 2020 lehrt uns weiter, dass etwas Urmenschliches zunehmend abhanden kommt: der direkte Austausch zwischen den Menschen. Weil die Corona-Ansteckungsmöglichkeit auch bei Einhaltung von strengen Schutz- und Hygienevorschriften nicht ausgeschlossen werden kann, werden seit diesem Frühjahr zunächst zaghaft, aber inzwischen als der Normfall Präsenzveranstaltungen reihenweise abgesagt. Dieses „Aus“ hat bereits einen Flächenbrand in vielen Branchen ausgelöst, die bislang von der Durchführung von Fachmessen, Tagungen, Symposien und vielem mehr profitierten: Hotellerie, Gastronomie, Messeausrichter und, und, und.

Da aber weiter Wissen vermittelt oder neue Produkte beworben werden sollen und auch müssen, werden neue Veranstaltungsformate benötigt: der digitale Raum bietet einige Möglichkeiten. Fand diese Spielart anfangs noch ein großes Interesse, bei dem einen oder anderen auch Beifall, tritt jetzt so etwas wie Ernüchterung, aber auch Ablehnung ein. „Digitale Treffen“ fordern nämlich sehr viel Disziplin, Energie, gute Technik und vieles mehr. Analog ist eben analog – von Mensch zu Mensch.

Die Hamburg Messe, durch die Corona-Pandemie schon reichlich in Mitleidenschaft gezogen, nimmt nun einen erneuten Anlauf, um eines ihrer Messe-Glanzlichter weiter am Leben zu erhalten: Die Weltleitmesse für den Schiffbau, die SMM. Sie hätte normalerweise in diesem Herbst stattfinden sollen, wurde aber bereits im Sommer abgesagt und dann auf den Februar 2021 verschoben. In der Hoffnung, dass bis dahin die Welt wieder einigermaßen in Ordnung ist. Doch diese Einschätzung wird durch Corona brutal wiederlegt. Heißt jetzt: Die SMM im Februar wird nun rein digital. Die Messeleitung verkündet zwar, dass die Firmen jetzt Planungssicherheit hätten und hofft auf rege Beteiligung. Ob diese Erwartung allerdings durch die Messe-Realität im Februar bestätigt wird? Man darf sehr gespannt sein. Wer die SMM über viele Jahre hinweg begleitet hat, der weiß, was im digitalen Messeraum alles nicht geboten werden kann. Analog ist eben analog.

Unsicherheit weicht indes der Sicherheit bei einem anderen großen Gegenwartsprojekt: So schufen die Richter beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig klare Fakten in Sachen „Feste Fehmarnbeltquerung“. Sie wiesen die Klagen von Umweltschützern in Deutschland ab, so dass dieses zwischen Berlin und Kopenhagen mit einem Staatsvertrag besiegelte Infrastrukturvorhaben nun auch auf deutscher Seite weitergeführt werden kann. Die Dänen, die die Masse der Baukosten tragen und dem Vorhaben höchste nationale Bedeutung beimessen, bauen schon tüchtig.

Die norddeutsche Wirtschaft, aber auch viele Verkehrspolitiker sind erleichtert und sprechen von „Aufbruchstimmung“. „Das ganze Leben ist ein Wiederanfangen.“ Beim Fehmarnbelt-Projekt ist es kein „Wiederanfang“ mehr. Hier kann ein schon begonnener Weg vollendet werden. Ein Signal, das Mut macht.

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