Zoll: Häfen sind Einfallstor für Drogen

Eine organisierte Bande hat den Hamburger Hafen über Monate als Einfallstor für Drogenlieferung missbraucht. Nun schlugen Staatsanwaltschaft, Polizei und Zoll nach umfangreichen Ermittlungen zu: 500 Beamte waren am Dienstag in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen im Einsatz. 15 Bandenmitglieder im Alter zwischen 19 und 58 Jahren wurden festgenommen. Einige Komplizen saßen bereits zuvor in Haft. Die Fahnder stellten Drogen, Bargeld, einen edlen BMW und zahlreiche Schusswaffen sicher.

Die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) des Landeskriminalamtes Hamburg ermittelt bereits seit Oktober 2019 gegen eine in Hamburg ansässige Tätergruppierung wegen des Verdachts der unerlaubten Einfuhr von Betäubungsmitteln. „Insgesamt sollen die Männer rund zwei Tonnen Kokain nach Deutschland beziehungsweise Europa eingeführt haben“, berichtet Frank Nielsen, der Sprecher des Zollfahndungsamtes Hamburg. Der Zoll ist in die Arbeit der GER involviert. Bei den mehr als 20 Tatverdächtigen handelt es sich um Männer mit ghanaischen, libanesischen, serbischen, irakischen, kroatischen, türkischen, polnischen, albanischen und deutschen Staatsangehörigkeiten. Nielsen: „Sie stehen im Verdacht, im Hamburger Hafen mehrfach in Containern aus Südamerika eingeschmuggeltes Kokain empfangen zu haben.“

Besonders brisant: Ein Tatbeteiligter war bei einem Terminalbetreiber beschäftigt und nutzte seine speziellen beruflichen Kenntnisse, um die logistischen Abläufe beim Containerumschlag auszutricksen. Laut Zoll legten die Kriminellen für die Tatabwicklung offenbar gefälschte Transportpapiere vor, um einen Container zeitweise vom Terminal abzuholen, beziehungsweise ließen Container vom Terminal stehlen, um die darin versteckten Betäubungsmittel daraus für ihre Zwecke sichern zu können. „Für den Transport der Container waren auch mehrere Lkw-Fahrer in die Täterstrukturen mit eingebunden“, so Nielsen.

Anfang April 2020 war es im Zusammenhang mit den Drogengeschäften der Tätergruppierung in Hamburg zu einer Auseinandersetzung mit Schusswaffen gekommen, bei der zwei Männer verletzt wurden. Das Geschehen damals konnte im Rahmen der Ermittlungen aufgeklärt werden: Demnach hatten sich etwa zehn Personen im Waldstück „Fischbeker Heide“ getroffen. Ein 26 Jahre alter Deutscher schoss dann im Streit auf einen 27 Jahre alten Libanesen und einen 34 Jahre alten Deutschen. Der 27-Jährige und mindestens zwei weitere Personen aus der Gruppe setzten daraufhin ebenfalls Schusswaffen ein, ohne weitere Menschen zu verletzen.

Über intensive Ermittlungen konnten die Fahnder schließlich die Strukturen der Gruppe erkennen. Ein von der Bande zur Drogeneinfuhr genutzter Container wurde bereits im Oktober 2019 durch den niederländischen Zoll kontrolliert. 22 Kilo Kokain konnten in einer Wartungsklappe gefunden und sichergestellt werden. Im März 2020 erreichte ein Kühlcontainer aus Ecuador, beladen mit 1080 Kartons Bananen, den Hamburger Hafen. Nach der Ankunft am Containerterminal in Hamburg wurde er von einem der Beschuldigten unberechtigt abgeholt und in eine Lagerhalle im Landkreis Stade transportiert. Dort konnte der Container von der Polizei sichergestellt werden. Hierbei stellten die Beamten fest, dass Hohlräume unterhalb des Containerbodens aufgeflext worden waren. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand dürften so 381 Kilo Kokain nach Deutschland geschmuggelt worden sein. Ende Juni 2020 empfing die Tätergruppierung im Hamburger Hafen 1,2 Tonnen Kokain in einem Container mit Reis. Das Kokain wurde durch Ermittler der GER sichergestellt. Mitte Juli 2020 zogen Londoner Behörden einen für den Hamburger Hafen bestimmten Container aus dem Verkehr, in dessen doppeltem Boden sich 380 Kilo Kokain für die Bande befanden.

Im Rahmen des groß angelegten Einsatzes am Dienstag waren mehrere Sondereinsatzkommandos der Polizei, des Zolls und der Bundespolizei beteiligt. 38 Wohnungen und Geschäftsräume wurden durchsucht. Die Ermittlungen der GER und insbesondere die Auswertung der Beweismittel dauern an. tja

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