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Reichlich Luft nach oben: Zeebrugge wirbt intensiv mit freien Kapazitäten. CMA CGM greift jetzt zu, Foto: Arndt
Unter den großen Container-Reedereien, die die verschiedenen Häfen in der Hamburg-Le Havre-Range ansteuern, gibt es das vermehrt zu beobachtende Bestreben, sich direkt an Terminals zu beteiligen.
Besonders auffällig sind dabei die Aktivitäten der weltweiten Nummer drei, der französischen CMA CGM-Gruppe. Wie die THB-Schwesterpublikation DVZ (Deutsche Verkehrs-Zeitung) jetzt aus Branchenkreise erfuhr, richtet sich der Blick der Franzosen ganz aktuell auf den belgischen Vielzweckhafen Zeebrugge.
Danach bereitet der französische Carrier den Erwerb eines zehnprozentigen Anteilspaketes am CSP Zeebrugge Terminal vor. An dieser Anlage im weiträumigen Vorhafen des flämischen Küstenhafens hält die chinesische Cosco-Gruppe über ihre Tochterfirma Cosco Shipping Ports seit November 2017 insgesamt 74 Prozent der Anteile.
Die Chinesen und die Franzosen sind sind bereits über die Zugehörigkeit zur Ocean Alliance als Partner verbunden. Der Formation gehören darüber hinaus die taiwanesischen Evergreen sowie OOCL aus Hongkong an.
Cosco Shipping hatte seinen Anteil im Spätherbst 2017 von APM Terminals erworben. Die Dänen hatten den Terminal 2016 eröffnet.
Die aktuellen Transaktionsmeldungen fallen in eine Zeit, da Europas zweitgrößer Seehafen, Antwerpen, sehr intensiv mit dem benachbarten Zeebrugge die Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit auslostet. Das schließt das Containersegment ausdrücklich mit ein. Inzwischen wurde eine hochkarätige und mit externen Fachleuten besetzte Exertengruppe eingesetzt, die den potenziellen Gestaltungsspieltraum für die beiden Häfen ausloten soll. Ergebnisse dazu sollen bereits Anfang 2019 vorliegen. Der Handlungsdruck ist in Antwerpen dabei besonders ausgeprägt. Denn der Scheldehafen wächst gerade im Containergeschäft außerordentlich stark.
Für das 1.Halbjahr kommunizierte die Hafenverwaltung dieser Tage das beste Sechs-Monatsergebnis seiner Geschichte, und zwar auch und gerade in der Containersparte. Mit 5, 6 Millionen TEU waren bis Ende Juni in Antwerpen über 8,3 Prozent mehr Normbehältnisse umgeschlagen worden.
Bei der Hafenverwaltung in der Scheldestadt freut man sich zwar grundsätzlich über den kräftigen Rückenwind im Box-Segment, befürchtet aber zugleich, dass bei einer Fortsetzung dieses Wachstumskurses die vorhandenen Umschlagkapazitäten in Antwerpen erschöpft sind. Und das, obwohl zusätzliche Kapazitäten erst vor wenigen Jahren auf dem Linken Scheldeufer im Bereich des gewaltigen Hafenbeckens „Deurganckdok“entstanden. Vor gut drei Jahren brachte die Hafenverwaltung das Projekt „Saefthingedok“ in den Umlauf. Es sieht den Bau weiterer Containerterminals auf dem Linken Scheldeufer vor, die direkt an das Deurganckdok anschließen. Ein Problem ist dabe der Realisierungszeitraum. Hier könnte also Zeebrugge für Entlastung sorgen, das beim Containerumschlag in den zurückliegenden zehn Jahren einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt war. Vor allem mit dem Ausbrechen der Schifffahrtskrise 2008/2009 brachen in der Folge die Box-Mengen dramatisch ein. Kleiner Trost für Zeebrugge: Bei den Neufahrzeugverkehren und im Ro/Ro-Bereich konnte sich der Küstenhafen deutlich verbessern und gilt heute beispielsweise als führender Auto-Hafen, und zwar deutlich vor Bremerhaven.
Einen bedeutenden Anteil am Containererfolg in Antwerpen hat als Einzelreederei die MSC-Gruppe, weltweit die Nummer zwei. Sie hat ihre Mengen derzeit auf den hochmodernen Anlagen im Deurgangdok gebündelt. Das Unternehmen wächst beim Box-Umschlag.
Die Zukaufbestrebungen der CMA CGM in Zeebrugge fallen zeitlich auch zusammen mit Berichten über den Wunsch nach einer Direktbeteiligung an einem Containerterminal in Hamburg. Vier Anlagen sind in der Elbe-Stadt vorhanden, von denen drei auf den Marktführer HHLA und einer auf die Eurogate-Gruppe entfallen.
Für die Franzosen ist in Hamburg in erster Linie die „Urzelle“ des Box-Umschlags an der Elbe interessant, der Containerterminal Burchardkai (CTB), den die HHLA ab 2004 mit hohem finanziellen Aufwand ausbaute. An diesem direkt am Elbestrom gelegenen Anlage konzentriert CMA CGM seine verschieden Dienste. Beim Besuch von Hamburgs Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD) in Marseille alnlässlich des 60.Geburtstags der Städtepartnerschaft hatte die Reedereiführung des in der Mittelmeerstadt beheimateten Schifffahrtsunternehmens direkt den Wunsch nach einem Einstieg in einen Hamburger Box-Terminal ausgesprochen. Ein Anliegen, das Tschentscher sehr wohlwollend aufnahm. Hamburg habe Die Stadt habe gute Erfahrungen mit strategischen Terminalbeteiligungen gemacht, etwa bei der Beteiligung von Hapag-Lloyd am Containerterminal Altenwerder (CTA) oder von Grimaldi bei Unikai, an der die HHLA 51 Prozent der Anteile hält. EHA