Zwangspause für Eisbrecher „Stettin“

Aufgeschlitzt: Steuerbordseite der „Stettin“, Fotos: Arndt (gr.), Polizei Rostock (kl.)

„Zwei Seeunfälle mit jeweils zwei beteiligten Schiffen“, rund eine Million Besucher und 190 Segel- und Traditionsschiffe. Das sind die nüchternen Fakten zur 27. Hanse Sail, die am Sonntagabend nach vier Tagen zu Ende ging.
Die Rostocker Polizei sprach von einem „insgesamt ruhigen und friedlichen Verlauf“ der maritimen Großveranstaltung. Fortlaufend war die Polizei mit 320 Beamten und zahlreichen Land- und Wasserfahrzeugen vor Ort präsent, um „eine sichere Hanse Sail“ zu gewährleisten.
Auch die Veranstalter waren mit dem Verlauf der diesjährigen Hanse Sail „zufrieden“, so, Chef-Organisator Holger Bellgardt.
Besondere Anziehungskraft entfalteten erneut die aus zahlreichen Ländern angereisten Großsegler, die zu Besichtigungen an Bord und teilweise auch zu Ausfahrten einluden. Insgesamt 30.000 Gäste nutzten nach Angaben der Veranstalter die Chance zum Mitfahren auf den großen wie kleinen Segelschiffen, Kuttern und Dampfschiffen. Viele Passagiere hatten im Voraus gebucht und zum Teil lange Anfahrtswege in Kauf genommen. „Durch den Kauf ihrer Tickets unterstützen sie die traditionellen Schiffe, die Hanse Sail und die maritimen Feste insgesamt“, stellte Bellgardt ergänzend fest. Die Betreiber von Traditionsschiffen nutzten ihrerseits das Event, um auf die zum Teil existenz bedrohenden Neuerungen der geplanten Schiffssicherheitsverordnung (SchSVO) aufmerksam zu machen. Mit Erfolg. So sicherten sowohl Manuela Schwesig, Mecklenburg-Vorpommerns neue Ministerpräsidentin (SPD), als auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel ihre Unterstützung zu. „Die traditionelle Schifffahrt ist nicht nur Teil unseres kulturellen Erbes in Norddeutschland, sondern auch ein Mag net für die vielen Touristen. Wir dürfen sie nicht durch unnötige Bürokratie kaputtmachen lassen. Traditionsschiffe müssen eine Zukunft haben“, sagte Gabriel. Ministerpräsidentin Schwesig war zudem Ehrengast auf dem traditionellen Hanse-Sail-Empfang der Deutschen Marine. Vizeadmiral An dreas Krause, Inspekteur der Marine, begrüßte Schwesig an Bord des Flaggschiffs, der Korvette „Braunschweig“ (F 260). Rund 180 Gäste nahmen am Empfang teil.
Überschattet wurde das maritime Fest durch die Havarie des 1933 in Dienst gestellten und in Hamburg beheimateten Dampfeisbrechers „Stettin“. Nach Polizeidarstellung kollidierten das Museumsschiff und der 2012 gebaute finnische RoRo-Frachter „Finnsky“ (IMO 9468906) der Reederei Finnlines am Samstagmittag miteinander im Bereich des Überseehafens aus bislang ungeklärten Ursachen. Dabei wurde der Rumpf des Eisbrechers an der Steuerbordseite auf knapp zwei Meter „aufgeschlitzt“. Zum Havariezeitpunkt sollen sich 150 Besuchern an Bord befunden haben, von ihnen wurden zehn leicht verletzt.
Die „Stettin“ verholte später in den Rostocker Fracht- und Fischereihafen, wo sie am Montag von Schifffahrtsexperten in Augenschein genommen wurde. Sie erhielt bis auf weiteres ein Auslaufverbot. EHA/dpa