Erste Fregatte an Algerien abgeliefert

Am Liegeplatz 6 der Kieler German Naval Yards wurde jetzt die erste von zwei Fregatten an die Marine Algeriens übergeben. Das unter der Projektbezeichnung „Adler“ gebaute Schiff erhielt dabei den offiziellen Namen „Herrad“.

Die 121 Meter lange und 16,3 Meter breite Fregatte trägt die taktische Rumpfnummer 910 und soll ab Mai im algerischen Oran stationiert werden. Ihr Schwesterschiff mit der Rumpfnummer 911 liegt derzeit zur Ausrüstung an der Pier. Ihre Auslieferung ist für den Herbst dieses Jahres geplant.

Die „Herrad“ ist mit acht Waffensystemen gegen Luft-, See- und Unterwasserziele ausgestattet, darunter auch ein 127-Millimeter-Geschütz vom italienischen Schiffsgeschützhersteller Oto Melara. 16 Marschflugkörper, 32 Luftzielflugkörper und sechs Hubschrauber des neuen Typs Super Lynx, die von der britisch-italienischen Firma Agusta Westland geliefert werden, runden das Paket ab. Über ein derartiges Arsenal verfügt derzeit keine deutsche Fregat te.

Den Auftrag für den Bau der Fregatten hatte die algerische Regierung 2012 an den deutschen Konzern ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) vergeben. Ein Jahr später wurde im Baudock 7 bei TKMS mit den Arbeiten begonnen. Den Rumpf baute die German Naval Yards aus Kiel im Unterauftrag von TKMS.

German Naval Yards ist ein Tochterunternehmen der Rendsburger Nobiskrug-Gruppe. Im August vorigen Jahres lieferte German Naval Yards die „Adler“ an TKMS ab. Danach begannen die Probefahrten.

Dank einer Kombination aus Propellern und einem Wasserjet-Antrieb ist die „Herrad“ bestens für hohe Geschwindigkeiten geeignet. Das äußerst wendige Schiff agiert mit einer Besatzung von rund 130 Soldaten. Sie wohnten bis Mitte dieser Woche noch auf dem in Kiel stationierten Flusskreuzfahrtschiff „Schwentine“.

Mit dem Algerien-Projekt nimmt der Bau von Überwasser-Marineschiffen in Deutschland wieder Fahrt auf. Zwölf Jahre nach der Auslieferung der Fregatte „Mendi“ an Südafrika wurde in Kiel nun wieder die Flagge an einem ausländischen Kriegsschiff gehisst. Bei der Auftragsvergabe hat sich TKMS gegen Werften aus Frankreich und Italien durchgesetzt. Für 2,17 Milliarden Euro bestellte Algerien insgesamt zwei Fregatten, sechs Hubschrauber und Unterstützung beim Aufbau einer Infrastruktur zur Wartung der Schiffe im Marinestützpunkt Oran.

Und das Land ist weiter in Kauflaune. So investiert Algerien darüber hinaus Milliarden in Panzer, Flugzeuge und Schiffe. In Italien wurde unlängst ein 9000 Tonnen verdrängendes Landungsschiff mit dem Namen „Kalaat Beni Abbes“ geordert. In China entstehen ebenfalls Fregatten, in Russland zwei U-Boote und in Polen ein großes Segelschulschiff. Damit ist das nordafrikanische Land einer der größten Käufer auf dem maritimen Rüstungs markt.

Der Bau der Schiffe in Deutschland erfolgt mit der Genehmigung durch den Bundessicherheitsrat. Die „Herrad“ wird noch bis Ende April in Kiel bleiben und von der algerischen Besatzung eingefahren. Die Fregatte ist das erste für Algerien in Deutschland gebaute Kriegsschiff. Die Genehmigung zum Export hatte das Bundeswirtschaftsministerium erst vor wenigen Tagen erteilt. Da die Schiffe zur strategischen Sicherung der Gewässer des Maghreb-Landes genutzt werden sollen und Algerien ein Mitglied des NATO-Programms „Mittelmeer Dialog“ ist, gab es gegen den Export keine Einwände. Waffenlieferungen für die Landstreitkräfte Algeriens sind aufgrund der Menschenrechtslage in dem Land stärker umstritten. bre/FB

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