Höhere Offshore-Ausbauziele geplant
Beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg laufen die Planungen für die weitere Entwicklung der Windenergie auf See auf Hochtouren.
Wirtschaftsverbände, Umweltschützer und andere Interessierte berieten jetzt über den ersten Flächenentwicklungsplan für die Windenergie auf Nord- und Ostsee. Bis zum 30. Juni soll der Plan fertig sein und festlegen, wo auf dem Meer sich künftig Windräder drehen werden.
Das BSH richtet sich nach politischen Vorgaben. „Wir gehen bei den Planungen von 10,8 Gigawatt installierter Leistung Ende 2025 aus, davon 1,8 Gigawatt in der Ostsee“, so Kai Trümpler, Chefplaner im Bundesamt. Bis 2030 sollen es 15 Gigawatt sein. Der Entwicklungsplan legt fest, wo die nächste Generation Windräder gebaut wird. Und das ist nicht so einfach, denn die Nordsee ist durchzogen von unsichtbaren Grenzen. Sie markieren Schifffahrtsstraßen, Energie- und Kommunikationsleitungen, Naturschutzgebiete und Übungsflächen der Luftwaffe.
Dementsprechend liegen die neuen Flächen für Windparks überwiegend dort, wo schon Windräder stehen und Anschlussmöglichkeiten an Konverterstationen gegeben sind, um den Strom an Land zu transportieren. Das BSH hat Flächen nördlich der ostfriesischen Inseln Juist und Borkum ausgewiesen, zudem noch weiter nordwestlich davon, sehr weit draußen auf See. „Wir planen die Netzentwicklung und den Aufbau der Windparks zusammen“, sagt Trümpler. Das hat es vorher so noch nicht gegeben; es ist der erste Flächenentwicklungsplan dieser Art.
Die Industrie begrüßt vor allem, dass für höhere Ausbauziele als 15 Gigawatt bis 2030 bereits Planungen vorliegen – für 20 oder rund 23 Gigawatt. Die Flächen dafür wären vorhanden. Die Interessenverbände machen sich mit den norddeutschen Bundesländern seit Langem dafür stark, die Ausbauziele für die Offshore-Windenergie heraufzusetzen. Nur so lasse sich das Ziel des Koalitionsvertrags erreichen, 65 Prozent des Stroms aus erneuerbarer Energie zu erzeugen.
Ganz andere Sorgen haben die Naturschützer. Sie möchten in der Ostsee, wo etwa ein Zehntel der deutschen Offshore-Windkraftanlagen steht, am liebsten gar keine neuen Flächen mehr ausweisen. „Wir bewerten den Bau weiterer Offshore-Windparks in der Ostsee als nicht naturverträglich, wegen der geringen Größe dieses Meeres und bereits bestehenden starken Belastungen anderer Nutzungen“, so der Naturschutzbund Nabu. dpa/fab