„Hotel“-Mission ist beendet

Die 1991 in Bremerhaven bei SSW gebaute „European Seaway“ wurde von RWE eingechartert, Foto: Eckardt
Das britische Frachtfährschiff „European Seaway“ der Reederei P&O Ferries hat seinen mehrmonatigen Einsatz als schwimmende Unterkunft für Offshore-Techniker in der Nordsee beendet.
Nachdem bei der Bremerhavener Lloyd Werft unter anderem die seitliche Ausstiegsleiter für das Übersetzen der Monteure auf die Zubringerschiffe entfernt wurde, nahm das Frachtfährschiff kurz vor Ostern Kurs auf den englischen Hafen Tilbury. Seit September 2014 war die im Ärmelkanal eingesetzte „European Seaway“ von dem RWE Innogy Tochterunternehmen Essent Wind Nordsee Ost Planungs- und Betriebsgesellschaft mbH eingechartert. Während dieser Zeit machte das Schiff alle zwei Wochen zur Treibstoffübernahme und zum Passagierwechsel am Cuxhavener Steubenhöft fest. Anschließend nahm es Kurs auf das Baufeld des Offshore-Windparks „Nordsee Ost“ (NSO), das rund 23 Kilometer nordwestlich von Helgoland und 35 Kilometer westlich der Insel Amrum liegt. Der dortige Windpark verfügt über 48 Windkraftanlagen mit Turbinen der Firma Senvion, deren Gesamtleistung rund 290 Megawatt beträgt. Damit gehört „Nordsee Ost“ laut RWE zu den größten kommerziellen Windkraftprojekten vor der deutschen Küste.
Der Transport der Fundamente, Turmsegmente und Rotorblätter erfolgte 2014 vom Basishafen in Bremerhaven aus. Dazu eingesetzt wurden die Installationsschiffe „Victoria Mathias“ und „Friedrich Ernestine“. Bereits vor drei Jahren hatte P&O Ferries die „European Seaway“ an das im Windenergie-Markt tätige britische Unternehmen Centrica Renewable Energy Limited verchartert. Damals diente es als schwimmende Unterkunft für Techniker, die mit der Installation und Wartung der Windparks West Lynn und Inner Dowsing Wind Farm beauftragt waren.
Das Schiff verfügt über eine Kapazität von 1900 Lademetern und kam zunächst im Frachtfährdienst zwischen Dover und Zeebrügge zum Einsatz. Später wechselte es auf die Route zwischen Calais und Dover. Für den Offshore-Einsatz kann die „European Seaway“ bis zu 150 Techniker beherbergen. Zu diesem Zweck wird das Frachtdeck des 180 Meter langen und 18,3 Meter breiten Schiffes als schwimmendes Lager für Baumaterialien genutzt.
Die „European Seaway“ war 1991 das erste Schiff einer Serie aus vier, fast baugleichen Frachtfähren, das auf der Schichau Seebeckwerft (SSW) in Bremerhaven erbaut wurde. Der letzte Neubau dieser Serie, die 1992 abgelieferte „Pride of Burgundy“, wurde bereits während der Bauphase als Passagierfähre umgebaut. Die beiden anderen Schwesterschiffe, die „European Highway“ und die „European Pathway“, baute man vor zwölf Jahren auf der Bremerhavener Lloyd Werft zu den Auto-/Passagierfähren „Pride of Kent“ und „Pride of Canterbury“ um. CE/bre