Küstenfront gegen Kahlschlag-Kurs

Wind, Land, Meer: Das niederländische Eemshaven profiliert sich als aussichtsreicher Hafen- und Industriestandort über die Grenzen der Niederlande hinaus, Foto: Arndt
Die Gewerkschaft IG Metall Küste und die fünf norddeutschen Küstenbundesländer erzeugen kräftig Gegenwind zur Energiepolitik der Großen Koalition in Berlin.
Direkt eingebettet in die am Dienstag in Hamburg beginnende Branchen-Leitmesse WindEnergy unterzeichnen die Energieminister beziehungsweise -senatoren und -staatsräte aus Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern (MV), Niedersachsen und Schleswig-Holstein in der Elb-Hansestadt „einen Aufruf zum Ausbau der Windkraft“. Die Initiative wird ausdrücklich von der IG Metall Küste mitgetragen.
Meinhard Geiken, Bezirksleiter Küste bei der Arbeitnehmerorganisation, erklärte bereits am Montag, warum jetzt höchste Zeit zum Handeln ist. Er sagt: „Schluss mit dem Kahlschlag in der Windbranche. Wenn die Bundesregierung und die Unternehmen nicht schnell gegensteuern, droht ein Desaster. Wir brauchen einen stärkeren Ausbau der Windenergie – für den Klimaschutz sowie für Arbeit und Wertschöpfung an der Küste und bei Zulieferern in ganz Deutschland.“ Zudem fordert die Gewerkschaft von der Industrie, dass sie Verantwortung für die Beschäftigten übernimmt „und sich mit uns gemeinsam für die Branche starkmacht“.
Am Montagabend wurde die Großveranstaltung „WindEnergy Hamburg“ und die daran angegliederte „WindEurope Global On & Offshore Conference“ von Hamburgs Erstem Bürgermeister, Dr. Peter Tschentscher (SPD), im Rahmen eines Senatsempfangs im Großen Festsaal eingeläutet. Tschentscher sagte unter anderem vor den mehreren Hundert Gästen aus dem In- und Ausland: „Hamburg unterstützt die Energiewende. In der Metropolregion arbeiten mehr als 20.000 Beschäftigte im Bereich erneuerbare Energien, zwei Drittel von ihnen sind in der Windbranche tätig.“ Neben zahlreichen Produktneuheiten und Konzepten werde einige der rund 1400 Aussteller öffentlichkeitswirksam auch neue Geschäftsabschlüsse besiegeln und verkünden.
Dazu gehört zum Beispiel auch die zur Hamburger Buss Group GmbH & Co. KG gehörende Tochterfirma Buss Offshore Solutions. Sie unterzeichnet heute im unmittelbaren Messeumfeld einen neuen Vertrag, bei dem es im Kern um ein weiteres Wachstum in Europa im Offshore-Windkraftbereich geht.
Bereits vor wenigen Tagen hatte die mittelständische Hafen- und Logistik-Gruppe einen Vertrag mit dem Windkraftanlagenhersteller Senvion unterzeichnet. In diesem Kontrakt geht es um verschiedene Dienstleistungen für den Offshore-Windpark Trianel Windpark Borkum II. Dieser umfasst sämtliche Basishafen-Leistungen wie den Transport und die Zwischenlagerung der Komponenten, deren Vormontage und anschließende Bereitstellung an der Kaikante.
Die gesamte Planung und Koordination des Großprojekts wird dabei Buss Offshore Solutions übernehmen. Die Planungsphase soll noch vor Jahresende abgeschlossen werden. Ab Frühjahr 2019 sollen die insgesamt 32 Windenergieanlagen, bestehend aus rund 75 Meter langen Rotorblättern vom Typ RE74.4, dazugehörige 64 Turmsegmente und 32 Gondeln schrittweise zum Orange Blue Terminal im niederländischen Eemshaven transportiert werden.
Rund 80.000 Quadratmeter des insgesamt 250.000 Quadratmeter großen modernen Schwerlast-Terminals werden dabei für die Lagerung, den Umschlag und die Vormontage der Komponenten genutzt. „Wir haben gerade das Windpark-Projekt Merkur erfolgreich abgeschlossen. Jetzt freuen wir uns mit Trianel Windpark Borkum II auf das nächste Projekt“, so Martin Schulz, Geschäftsführer von Buss Offshore Solutions.
Bis Herbst 2019 sollen die Windkraftanlagen im Trianel Windpark Borkum II auf einer Fläche von etwa 33 Quadratkilometern installiert und in Betrieb genommen werden. Der Offshore-Windpark entsteht in der Nordsee 45 Kilometer vor der ostfriesischen Insel Borkum. Entsprechend sei der Orange Blue Terminal für Schulz mit seiner günstigen Lage im Mündungstrichter der Ems „auch für dieses Projekt der optimale Basishafen“.
Das niederländische Eemshaven, direkter Nachbar von Emden, entwickelt sich sehr rasant. Neben Offshore-Komponenten-Umschlag dient der Hafen auch als Industriestandort und soll sich gerade auf dem Gebiet alternativer Energien zu einer Drehscheibe entwickeln. EHA