„Ostwind 1“ vor dem ersten Testbetrieb

Im Adlergrund nordöstlich von Rügen ist der Offshore-Windpark „Wikinger“ seit November betriebsbereit.

Doch bislang wurde noch nicht eine Kilowattstunde grüner Strom an Land gebracht. Hintergrund: Laut Energiewirtschaftsgesetz hat der Windpark des Energiekonzerns Iberdrola erst ab 30. November 2018 und in zweiter Stufe ab 30. Juni 2019 Anspruch auf Netzanbindung.

Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, der das 90 Kilometer lange Stromkabel „Ostswind 1“ durch die Ostsee bis zum Anlandepunkt in Lubmin verlegt, will jedoch nun bald in einem Testbetrieb den ersten Wikinger-Strom an die Küste bringen. „Wir starten den Testbetrieb des ersten Kabels in wenigen Tagen“, sagt jetzt der 50Hertz-Projektleiter für Offshore, Henrich Quick. Anfang 2018, so die Prognosen, könnte dann probeweise der erste grüne Strom zum 50Hertz-Umspannwerk Richtung Lubmin fließen.

50Hertz kommt mit dem Projekt „Ostwind 1“ gut voran. „Wir arbeiten partnerschaftlich mit Iberdrola zusammen“, so Projektsprecher Christian Brehm. Bei allen Wünschen von Iberdrola geht dennoch Sorgfalt vor Tempo. „Wir agieren nicht hastig beim Bau und den Tests der Anbindung, um nicht später die Gesellschaft in die Haftung nehmen zu müssen, wenn die Anbindung nicht stabil läuft.“ Iberdrola erwartet den ersten Stromexport in Kürze. „Alle Windkraftanlagen von Wikinger sind zum jetzigen Zeitpunkt installiert“, sagte ein Iberdorla- Sprecher.

Von den drei „Ostwind“-Leitungen mit einer Übertragungsleistung von jeweils 250 Megawatt liegen bereits zwei im Meeresboden, das dritte Kabel wird derzeit verlegt. Für die Stränge eins und zwei liefen aufwendige Funktionstests. „Die Seekabel müssen über Jahrzehnte funktionieren und deshalb auch robust gebaut sein“, erklärt der Physiker Quick. Zudem seien die Stromkabel hochkomplexe technische Systeme, die auf den langen Strecken bis ans Festland nur zwei Prozent Energieverlust haben dürften. Ein Meter Kabel wiege 120 Kilogramm, ein Kilometer Kabel koste bis zu einer Million Euro.

Die Konstruktion der Kabel wie auch der Baugrund machen das Vorhaben teuer. „Die Verlegung der Kabelstränge in der Ostsee ist anspruchsvoll“, betont Offshore-Projektleiter Quick. Die Ostsee habe mit eiszeitlichem Gestein, sandigen Abschnitten und Torflinsen einen im Vergleich zur Nordsee inhomogenen und damit schwierigeren Baugrund. Anders als bei der Nord-Stream-Trasse, die bis auf den Abschnitt im Greifswalder Bodden auf dem Meeresboden verlegt wurde, müssen die Stromkabel in diesen schwierigen Baugrund 1,5 Meter tief eingespült, eingefräst oder gegraben werden. Das schreiben die Genehmigungen vor.

Etwa 1,5 Milliarden Euro wird 50Hertz eigenen Angaben zufolge in den Bau von „Ostwind 1“ investieren. Als Netzentgelt-Anteil findet sich ein Teil dieser Investition dann auf der Kunden-Stromrechnung. Pro Kilowattstunde Strom zahlt der Kunde nach Angaben von 50Hertz rund 0,01 Cent für diese Offshore-Netzanbindung.

Im April werden durch die Bundesnetzagentur weitere Lizenzen für den Ausbau der Offshore-Energie in der Ostsee versteigert. Wer dabei das Rennen macht, ist bislang offen. 500 Megawatt Quote liegen für die Ostsee im Versteigerungstopf. Das Gebiet im Adlergrund weist weitere Windpark-Eignungsflächen aus. Das Vorhaben Arcadis-Ost der KNK Wind GmbH wurde bereits 2014 genehmigt, weitere sind in Planung. Ob ein Projekt den Zuschlag erhält, hängt nicht nur von den angesetzten Vergütungen ab, sondern auch davon, ob es freie Kapazitäten in der Netzanschlussleitung gibt. lmv/fab

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