Starker Widerstand gegen neuen Windpark vor dem Darß

Bei der Anhörung zum geplanten Windpark "Gennacker" rund 15 Kilometer vor der Küste der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist am Mittwoch von verschiedenen Seiten Kritik geäußert worden. So kündigten fünf auf der Halbinsel gelegene Kommunen gerichtliche Schritte an.

Die Gemeinden Zingst, Prerow, Born, Ahrenshoop und Wustrow mit rund 8000 Einwohnern seien bereit, gegen die Planung gerichtlich vorzugehen, sagte der Bürgermeister des Ostseebades Zingst, Andreas Kuhn (CDU).

Die 103 bis zu 175 Meter hohen Windräder seien nicht geeignet, den Tourismus dauerhaft zu fördern. "Wir reden über Fernsehtürme", sagte Kuhn. Dieser Windpark habe mit dem Pilotcharakter des benachbarten Windparks "Baltic 1" nichts mehr zu tun.

Der Karlsruher Energiekonzern EnBW betreibt "Baltic 1" mit 21 Anlagen seit Mai 2011. Sie messen vom Fundament bis zur Flügelspitze rund 115 Meter. Wenn der neue Windpark in der geplanten Dimension gebaut werden sollte, leide die Schönheit der Natur, warnte Kuhn. "Ob da der Abendhimmel und der Sonnenuntergang bei der Befeuerung der Anlagen noch gesehen werden kann, wage ich zu bezweifeln. Das ist dann ein Lichtermeer", sagte Kuhn.

Schweinswale nicht geschützt

Als "Baltic 1" geplant wurde, habe es im Raumordnungsverfahren geheißen, dass mehr als die 21 Anlagen nicht verträglich seien, sagte der Leiter des WWF-Ostseebüro, Jochen Lamp. "Nun sollen im gleichen Gebiet 103 Anlagen hingestellt werden. Die frühere Einschätzung kann jetzt nicht einfach weggewischt werden." Auch sei der Schutz der Schweinswale nicht gewährleistet.

Der Leiter des Kranich-Informationszentrums in Groß Mohrdorf, Günter Nowald, betonte, dass durch den riesigen Windpark mit seinen hohen Anlagen ein großes Kollisionsrisiko für die seltenen Tiere bestehe. "Wir wissen, dass Kraniche während ihres Zuges in Höhen zwischen 150 und 250 Meter fliegen, genau im Bereich der Windräder." Es müsse auch bedacht werden, dass immer mehr Tiere ihre Rastplätze auf der Insel Kirr im Bodden bei Zingst oder noch weiter westlich suchen. Damit werde sich auch der Zug weiter nach Westen orientieren, der Windpark liege genau in Zugrichtung.

"Uns wäre eine Küste ohne Windenergieanlagen am liebsten", sagte auch der Geschäftsführer des Landestourismusverbands, Bernd Fischer. Derzeit mache den Touristikern aber die Vielzahl der Windräder auf dem Land mehr Sorgen. "Die Onshore-Anlagen stoßen bei den Gästen immer mehr auf Ablehnung." Die Offshore-Windparks blieben bei den Touristen eher auf dem niedrigen Level der Wahrnehmung und Ablehnung. (mv)

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