Tonnenleger „Bussard“ macht „Dampf auf“

Sicher aufgepallt im Dock der Lindenau-Werft: der Kieler Museumsdampfer „Bussard“, Foto: Behling
Er gehört zu den schwimmenden, historischen Wahrzeichen der maritimen Meile in der Kieler Innenförde: der Tonnenleger „Bussard“, dessen Stammliegeplatz sich am Stadt- und Schifffahrtsmuseum befindet.
Rund sechs Wochen nach seiner Grundinstandsetzung bei der Lindenau-Werft in Kiel-Friedrichsort hat der Dampfer-Oldie jetzt wieder sprichwörtlich „Wasser unter dem Kiel“. Der „Bussard“ entstand 1905/1906 unter der Baunummer 203 auf der Papenburger Meyer-Werft. Für das Spezialschiff fielen damals 224.000 Goldmark (nach heutiger Kaufkraft rund 1,15 Millionen Euro)an. Das Behördenschiff überstand zwei Weltkriege.
Zu seinen wichtigen Aufgaben gehörte unter anderem auch die Versorgung der Besatzung des einstigen Feuerschiffs „Fehmarnbelt“. Dabei wurden Proviant, Wasser, Brenn- und Treibstoffe sowie Ersatzteile transportiert. Zudem erfolgte mit dem „Bussard“ alle 14-Tage der Crewwechsel. Bis 1979 war das Schiff aktiv im Dienst. Seit Anfang 2006 fährt es als Traditionsschiff. Der „Bussard“ ist Bestandteil der Flotte des maritimen Museums in der Landeshauptstadt.
Zu den wesentlichen Arbeiten während der jüngsten Dockung gehörte unter anderem die Aufarbeiten des noch genieteten Rumpfes. So hatten ausführliche Untersuchungen gezeigt, dass die stählerne Beplankung an bestimmten Schwachstellen aufwies, die es zu beseitigen galt. Besonders mittschiffs wurden verschiedene Platten vorsorglich erneuert.
Der Rumpf als Ganzes wurde zudem vom alten Anstrich befreit, so dass ein neuer Korrosions- und Antifoulingschutz aufgetragen werden konnte. Und das sind die technischen Eckdaten zur Rumpfstruktur: Länge 40,60 Meter, Breite 8,10 Meter und Tiefgang 3,30 Meter. „Die im Trockendock ausgeführten Arbeiten können sich sehen lassen“, zeigt sich Marco Josefus, Vorsitzender des „Vereins Dampfschiff Bussard“, zufrieden. „Drei Schichten Farbe sind raufgekommen, damit sieht das Schiff jetzt wieder gut aus.“ Der von ihm geführte Förderverein kümmert sich mit großem Einsatz vieler Ehrenamtlicher darum, dass das technische Unikat erhalten bleibt. Darüber hinaus wurde beim Werftbesuch abgeglichen, ob Ergänzungsarbeiten im Zusammenhang mit den neuen Sicherheitsvorschriften für Traditionsschiffe ausgeführt werden müssen. Zu einer entsprechenden Anpassung kam es beim bordeigenen Lenzsystem. „Jetzt sind wir wieder fit für die nächsten Jahre“, freut sich Vereinschef Josefus.
Ein echter Knochenjob steht jetzt noch an: das erneute Auffüllen der Kohlebunker. Denn der fossile Energieträger war vor der Werftdockung von Bord genommen, damit auch die Vorratsräume ebenfalls technisch begutachtet werden konnten.
Das „Kohlen“, so der Fachbegriff aus der Dampfschiffepoche, ist ein klassisches „Alle-Mann-Manöver“. 50 Tonnen Steinkohle befinden sich normalerweise in den Bunkern. Sie ist das Kraftfutter dafür, dass die Drei-Zylinder-dreifach-Expansionsmaschine ihre Leistung von rund 540 PS (115 U/min) zur Entfaltung bringen kann. Damit kann der „Bussard“ bis zu 12 Knoten Fahrt machen. Der weitere Fahrplan sieht vor, dass der Oldie möglichst zügig fit für die aktuelle Saison gemacht werden kann. Josefus dazu: „Am 6. Mai soll die Probefahrt sein, bis dahin muss alles wieder laufen.“
Die Törns für den Sommer stehen bereits fest. Der Hamburger Hafengeburtstag vom 10. bis 13. Mai ist der Auftakt. Das Traditionsschiff bricht am 10. Mai von Kiel durch den NOK nach Hamburg auf. „Diese Tour am Vatertag wird bestimmt eine tolle Überfahrt. Wobei noch unklar ist, wo wir einen Liegeplatz in Hamburg finden“, ergänzt Josefus. Denn: Der in den vergangenen Jahren genutzte Liegeplatz wurde jetzt als Ersatz für den havarierten Anleger des Musical-Komplexes von Stage Entertainment auf Steinwerder – „König der Löwen“ und „Mary Poppins“ – bestimmt.
Nach dem Hafengeburtstag stehen Kieler Woche und die Hanse Sail in Rostock auf dem Programm. Auf den beiden maritimen Großereignissen ist der „Bussard“ seit Jahr und Tag ein gerne gesehener Gast. Die Kosten für die jetzt erfolgten, aufwändigen technischen Arbeiten trägt die Stadt Kiel. Wobei auch bei diesem Werftbesuch wieder die Kieler maritime Wirtschaft dem Verein hilfreich zu Seite stand. Verschiedene Firmen stellten darüber hinaus technische und materielle Unterstützung zur Verfügung, ein Beweis dafür, dass der Dampf-Oldie bei den Kielern weiter hoch im Kurs steht. EHA/FB