Weite Wege für einen Platz im Dock

1990 gab es zwischen Flensburg und Stralsund 20 Schwimmdocks bei zehn Werften an der deutschen Ostseeküste.

2016 gibt es zwar immer noch 14 Werften zwischen Flensburg und Wolgast. Die Zahl der funktionstüchtigen Schwimmdocks ist aber auf vier gesunken. Lediglich in Kiel, Schacht-Audorf und in Rostock sind noch Docks vorhanden. Für Schiffsreparaturen steht von ihnen jedoch nur noch ein Schwimmdock der Lindenau Werft in Kiel zur Verfügung.

Dieser Schwund hat dramatische Folgen für die Reedereien. „Wir müssen immer weitere Wege für Arbeiten in Kauf nehmen“, klagte unlängst Sven Paulsen, Geschäftsführer der Reederei Adler Schiffe. Seine Passagierschiffsflotte umfasst 24 Einheiten, die auf Nord- und Ostsee fahren. Für Reparaturen und Dockungen muss er immer öfter auf Werften auch im Ausland ausweichen. Genauso ergeht es Ansgar Stalder, Betriebsleiter der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK).

Die Kieler Reederei hat fünf Schlepper und fünf Fahrgastschiffe. „Wir sind jetzt für eine Dockung der Schlepper ‚Kiel‘ und ‚Holtenau‘ erstmals nach Dänemark ausgewichen“, sagt Stalder. In der Søby Værft auf der Insel Ærø gibt es ein Trockendock für Schiffsreparaturen. Zunächst hatte die SFK auch Cuxhaven geprüft. Doch die Anfahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal war länger als nach Ærø. „Die Arbeit der Werft war sehr gut“, bilanzierte Stalder. Klassearbeiten am Unterwasserschiff und der Ausbau von Schottel-Antrieben war innerhalb einer Woche im Dezember erledigt. In der nächsten Woche wird die SFK wieder einen Schlepper zu einer Schottel-Reparatur nach Dänemark schicken.

Normalerweise hatte die Reederei für diese Arbeiten traditionell die Kieler Lindenau Werft oder die zur Lürssen Gruppe gehörende Kröger Werft in Schacht-Audorf gebucht. Kröger hat 2015 die Schiffsreparatur am Standort Schacht-Audorf erheblich reduziert und ist durch den Bau von Megayachten derzeit voll ausgelastet. Bei der Lindenau Werft in Kiel ist nur noch eines der beiden Schwimmdocks einsatzbereit. Das kleine 1500-Tonnen-Dock mit 85 Meter Länge und 12,6 Meter Breite ist fast 80 Jahre alt und baufällig. Deshalb steht bei Lindenau nur noch das 10.000-Tonnen-Dock für Reparaturen zur Verfügung.

Die seit 2013 zur Nobiskrug-Gruppe gehörende Lindenau Werft hat in dem Schwimmdock für fast fünf Monate während des Winters die Korvette „Magdeburg“. Das zweite Schwimmdock an der Ostseeküste liegt bei der Neptun Werft in Rostock. Es wird aber nur für Neubauten genutzt. Trockendocks gibt es darüber hinaus für Reparaturen noch in Rendsburg, Wolgast und Kiel. Alle Docks waren in diesem Winter aber auch mit Aufträgen der Marine und Megayachten ausgebucht. Erschwert wurde die Lage durch den Rückzug der Kröger Werft (Lürssen) in Schacht-Audorf aus diesem Universalbereich der Schiffsreparatur.

Für Notreparaturen ist deshalb zwischen Flensburg und Stralsund kaum noch Platz. Selbst der Frachter „Evert Prahm“ musste nach der Kollision mit der Schwebefähre an der Rendsburger Eisenbahnhochbrücke zur Reparatur nach Dänemark. Dort herrscht übrigens kein Mangel an Docks. So gibt es allein bei der Fa yard Werft auf der Insel Fünen vier Trockendocks für Reparaturen. Die Werft ist neben Remontowa in Polen und der Landskrona Werft in Schweden eine der ersten Adressen für Fährreedereien in der Ostsee. Ein Bereich, bei dem 1990 noch Werften in Kiel und Lübeck führend waren. In Lübeck gibt es inzwischen kein einziges Schwimmdock mehr. Das letzte Lübecker Schwimmdock ging nach der Schließung der Flender Werft zur Lürssen Werft für den Yachtbau an die Weser.

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