Desaster im Dock

Die im Zusammenhang mit der „Gorch Fock“-Sanierung entlassenen Vorstände der Elsflether Werft haben Vorwürfe der persönlichen Bereicherung zurückgewiesen.

„Es ging bei allen Aktivitäten, die stattgefunden haben, immer darum, der Werft zu helfen, und nicht, uns persönlich zu bereichern“, sagte jetzt Marcus Reinberg der Deutschen Presse-Agentur. Gegen ihn und seinen damaligen Vorstandskollegen laufen bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue.

Das Segelschulschiff der Marine liegt seit mehr als drei Jahren in einem Dock, das die Elsflether Werft für die Sanierung in Bremerhaven angemietet hat. Bei den Arbeiten fielen immer neue Schäden auf. Der Kostenrahmen stieg rasant auf aktuell 135 Millionen Euro. Durch einen Korruptionsverdacht bei einem Marinearsenal-Mitarbeiter und wegen der Turbulenzen bei der Werft geriet die Gesamtsanierung des Dreimasters 2018/2019 in die Schlagzeilen. Die Werft hatte in den letzten beiden Jahrzehnten viele Aufträge zur Reparatur der „Gorch Fock“ erhalten.

Alle Firmen, die im Umfeld der Werft gegründet worden seien, hätten eine Aufgabe, ein Konzept, ein strategisches Ziel gehabt, legte Reinberg seine Position dar. „Gelder, die investiert worden sind, sollten immer der Werft zugutekommen“, betonte der Jurist, der mit seinem Vorstandskollegen Klaus Wiechmann Ende Januar abgelöst wurde.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte vor drei Wochen beiden Ex-Vorständen vorgeworfen, Millionen von der niedersächsischen Werft in ein Geflecht mit Tochter- und Unterfirmen geleitet zu haben. Zu diesem Schluss kam auch die am 30. Januar eingesetzte neue Werftleitung, die als Konsequenz einer Betriebsprüfung am 20. Februar einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung stellte.

„Der alte Werftvorstand hat viele Millionen Euro für Zwecke gezahlt, deren Hintergrund aufgeklärt werden muss. Das hat die Zahlungsfähigkeit der Werft massiv gefährdet“, sagte der vom Amtsgericht Nordenham in Niedersachsen bestellte Sachwalter Per Hendrik Heerma der dpa. „Die Intermartec stand an der Spitze eines unübersichtlichen Firmengeflechts, das es nun zu durchleuchten gilt.“

Intermartec gehörte Reinberg und Wiechmann je zur Hälfte. Kurz vor dem Insolvenz antrag kaufte die neue Werftführung die Firma für einen symbolischen Preis. „Nicht ein Euro ist von der Intermartec auf unsere Konten gegangen“, versicherte Reinberg. „Das man das hinterher als Firmengeflecht bezeichnet bekommt, gibt dem Ganzen sofort einen negativen Geschmack.“

Über die Intermartec sollen auch Gelder für Goldschürfrechte in der Mongolei geflossen sein. Dies sei eine Investition, eine unternehmerische Entscheidung zum Teil mit strategischer Komponente gewesen, sagte Reinberg. Ein „mystisches Versanden von Geldern“, wie es in Medien genannt werde, habe es nicht gegeben.

Die neue Leitung der Elsflether Werft arbeitet darauf hin, dass die „Gorch Fock“ bis Juli schwimmfähig ist. Der im Dezember verhängte Zahlungsstopp wurde jetzt wieder aufgehoben. dpa/fab

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