Deutsche Flagge auf neuem Tiefstand

Die Diskussion über die Bedeutung der deutschen Flagge in der Schifffahrt gewinnt wieder an Fahrt. Weniger Schiffe bedeuten weniger Mitsprache in der IMO. Panama und Liberia kommen als Flaggenstaaten aus der Mode.

Ein historischer Tiefstand sei erreicht, sagte jetzt Klaus Harald Holocher, Professor für Europäische Verkehrswirtschaft und Hafenmanagement an der Jade Hochschule. Der THB hatte berichtet, dass die Zahl der Frachter unter deutscher Flagge in diesem Jahr auf 339 Einheiten gesunken ist (THB 6. Dezember 2016). Ein Jahr zuvor waren es noch 354 Schiffe. 2342 Frachter deutscher Reedereien fahren unter ausländischer Flagge.

Holocher traf seine Aussage vor einer Konferenz zur „Attraktivität der deutschen Flagge“ in Elsfleth. Im Zentrum der Konferenz am Mittwoch stand die Frage, wie die deutsche Flagge wieder attraktiver werden kann. Maßnahmen und Vergünstigungen, die im vergangenen Jahr bei der Nationalen Maritimen Konferenz beschlossen wurden, hätten noch nicht so recht gegriffen, sagte Holocher.

Eckhart Bölte, der in der Schiffsbegrüßungsanlage „Willkomm Höft“ die Einheiten begrüßt, die in den Hamburger Hafen einfahren, sieht derzeit verstärkt die Flaggen der portugiesischen Insel Madeira. Nach Einschätzung Holochers liegen außerdem die „europäischen Billigflaggen“ aus Gibraltar und Luxemburg im Trend. Panama sei dagegen ein wenig aus der Mode gekommen, ebenso wie Liberia. „Die haben ein Imageproblem“, so Holocher.

Entlastung für Eigner und Reeder

Die Politik hatte mehrere Maßnahmen zur Stärkung der deutschen Flagge ergriffen. Seeleute unter Schwarz-rot-gold wurden steuerlich entlastet. Seeleute, die in Deutschland lohn- und sozialversicherungspflichtig sind, werden damit für ihren Arbeitgeber günstiger, sagte Holocher. Es gebe sehr hohe Zuschüsse vom Bund, die für einen Kapitän schon mal 32.000 Euro im Jahr ausmachen könnten. Schiffe, die unter fremder Flagge fahren, müssen dagegen eine Abgabe leisten.

Weniger Schiffe unter deutscher Flagge bedeuten weniger Mitspracherecht in der International Maritime Organization (IMO). Die Beschlüsse dort erfordern ein gewisses Quorum. Das heißt, ein Land muss mit einem gewissen Anteil der Welthandelsflotte auftreten, um Beschlüsse beeinflussen zu können. Darum haben sowohl Deutschland als auch die Europäische Union ein großes Interesse an einer möglichst hohen Zahl von Schiffen mit deutscher oder EU-Flagge. fab/lni

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