GDL sagt Lokführerstreik ab
Überraschende Wende im laufenden Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn: Nachdem die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zu Wochenbeginn einen unbefristeten Streik ihrer Mitglieder ausgerufen hatte, wurde dieser gestern früh nach nur wenigen Stunden wieder gestoppt. Gewerkschaft und Vorstand der Deutschen Bahn (DB) einigten sich auf eine Schlichtung in dem seit fast einem Jahr andauernden Streit. Als Schlichter benannte die DB den ehemaligen Minis terpräsidenten von Brandenburg, Matthias Platzeck (SPD), und die GDL den Ministerpräsidenten von Thüringen, Bodo Ramelow (Die Linke).
Dies war das Ergebnis eines Vermittlungsversuchs des ehemaligen Vorsitzenden Richters am Bundesarbeitsgericht, Klaus Bepler, zwischen DB-Personalvorstand Ulrich Weber und GDL-Chef Claus Weselsky. Der Streik sollte gestern um 19 Uhr offiziell enden, bis der Güterverkehr wieder regulär laufe könne es aber bis Samstag dauern, teilte die DB mit. Die Schlichtung soll nun zunächst bis zum 17. Juni laufen. Bis dahin wurde eine Friedenspflicht vereinbart.
Für Entwarnung ist es aber noch zu früh: Gestern drohte die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG, die ebenfalls in Tarifverhandlungen steht, mit einem Streik der DB-Lokführer. pk
Die niedersächsische Wirtschaft atmet nach dem Ende des Bahnstreiks auf. "Wir sind erleichtert, dass der Streikwahnsinn bei der Bahn erst einmal eine Ende hat. Mit der Schlichtung zu beginnen, war überfällig", sagte der Chef der industriellen Arbeitgeberverbände in Niedersachsen, Volker Schmidt am Donnerstag. Die bisherigen Streiks der Lokführergewerkschaft GDL seien für die komplexen Logistikketten der niedersächsischen Unternehmen eine "gewaltige Herausforderung" gewesen. Es sei zwar zu Produktionsstörungen in manchen Betrieben gekommen, Ausfälle habe es jedoch keine gegeben.
Die Hoffnungen liegen nun auf den neuen Verhandlungen. "Jetzt heißt es aber auch, dass die Tarifpartner schnell und konstruktiv an einer nachhaltigen Lösung arbeiten", sagte die Hauptgeschäftsführerin der Niedersächsischen Industrie- und Handelskammer (NIHK), Susanne Schmitt. Erneute langfristige Streiks müssten verhindert werden, das Vertrauen in Züge als sicheres Transportmittel wiederhergestellt. Gut ein Viertel (26 Prozent) der Betriebe zwischen Harz und Küste erwägt laut NIHK-Umfrage schon, künftig Transporte von der Schiene auf andere Verkehrsträger zu verlagern. lni