„Gorch Fock“: Grünes Licht für Werft-Deal

Historischer Moment: Überführung des „Gorch Fock“-Rumpfes zur Fassmer-Werft, Foto: Eckardt
Grünes Licht aus Bonn: Die insolvente Elsflether Werft, Generalunternehmer bei der Sanierung des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ der Deutschen Marine, kann in neue Hände kommen.
Das gab das in der ehemaligen Bundeshauptstadt ansässige Bundeskartellamt am Freitag bekannt. Damit ist der Weg für einen möglichen Verkauf der in die Schlagzeilen geratenen Werft an die Bremer Lürssen-Gruppe frei.
Zum weiteren Verlauf gehört auch, dass über den Zuschlag in dem Bieterwettbewerb nun die Führung der Elsflether Werft und der Sachwalter im Insolvenzverfahren entscheiden.
Lürssen ist ein Systempartner von herausragender Bedeutung für die Deutsche Marine, aktuell zum Beispiel auch beim Bau des zweiten Loses der Korvetten der Klasse K 130. Die Werft würde in die Verpflichtung eintreten, den Dreimaster bis Herbst 2020 saniert an die Marine zu übergeben.
Ein anderer Bewerber ist die Fassmer-Werft mit Stammsitz im niedersächsischen Weser-Ort Berne (Landkreis Wesermarsch).
Auf dieser derzeit mit zahlreichen Großaufträgen für den Bund gut ausgelasteten Werft wird derzeit an der 1958 gebauten Gorch Fock gearbeitet.
Das mit Abstand bekannteste Schiff der Deutschen Marine sorgte auch über die Grenzen Deutschlands hinaus für Aufsehen, weil ein zunächst als überschaubar eingestuftes Sanierungsvorhaben immer komplexer wurde. Es war damit auch eine gewaltige Kostenexplosion verbunden: Von zunächst kalkulierten zehn Millionen Euro entwickelten sich die Kosten in mehreren Schritten auf nunmehr 135 Millionen Euro. Zeitweise drohte sogar das vollständige „Aus“ für die Generalüberholung. Im Sommer des Jahres hatte die damalige Bundesverteidigungsministerin, Ursula von der Leyen, entschieden, dass die Sanierung abgeschlossen, zugleich aber eine Kostenobergrenze eingezogen wurde.
Das „Weiter“ für die Bark „Gorch Fock“ wurde im Sommer mit besonderer Erleichterung auch durch Schleswig-Holsteins Landtagspräsident Klaus Schlie aufgenommen. Er sagte damals: „Der Weiterbau der ‚Gorch Fock‘ ist richtig und für die Offiziersausbildung der Marine absolut notwendig.“ Schleswig-Holsteins Landesparlament unterhält seit 1982 eine Patenschaft zum Segelschulschiff, das bei Blohm + Voss in Hamburg entstand.
Ein Opfer dieses in der jüngeren deutschen Marinegeschichte einmaligen Vorgangs rund um die Sanierung eines Schiffes wurde schließlich auch die Elsflether Werft. Sie musste Insolvenz anmelden.
Die Deutsche Marine, die weiterhin an einer Ausbildung ihres Offiziersnachwuchses auf einem Segelschulschiff festhält, zwang das Gorch-Fock-Desaster dazu, verschiedene Zwischenlösungen für diese praktische Ausbildung zu entwickeln. Dazu gehörte auch, dass das Segelschulschiff der Rumänischen Marine, die „Mircea“, wiederholt eingechartert wurde.
Aktuell greift die Marine auf die 2011 gebaute Bark „Alexander von Humboldt II“ für die Bordausbildung zurück.
Nach THB-Informationen sollen in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres verschiedene Gruppen mit in der Ausbildung befindlichen Offizieren auf der „Alex II“ mitsegeln und wertvolle praktische Bord erfahrung sammeln.
Die „Gorch Fock“ soll nach aktueller Einschätzung bis Herbst 2020 fertig saniert sein. Für 2021 wird sie dann wieder im Dienst der Flotte stehen. EHA/dpa