Hamburgs Zoll bereit für Brexit

Das größte Hauptzollamt in Deutschland sieht sich für einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU beim Seegüterumschlag gut aufgestellt. „Wir haben versucht, uns bestmöglich vorzubereiten, aber es gibt Unwägbarkeiten. Wir können die künftigen Warenströme nicht vorhersehen“, sagte jetzt der Leiter des Hauptzollamtes Hamburg, Christian Schaade. Fraglich sei, ob Ware etwa aus dem Drittland China weiterhin über das Vereinigte Königreich die EU erreichen wird. Einen geringeren Zollaufwand gebe es künftig, wenn Ware aus Übersee direkt in Europa angeliefert werde und die übrige UK-Ware von hier weiter auf die Insel transportiert werde, so der Zoll-Experte.

Vor einem zusätzlichen UK-Aufwand ist den Zoll-Beamten nicht bange: „Das ist in den Zollabfertigungen im täglichen Ablauf des Hamburger Hafens machbar“, erwartet die Leitung des Zolls. Schließlich mache das UK-Aufkommen nur 3,1 Prozent des gesamten Hafenumschlags aus. Beladen gingen 2017 rund 30.000 TEU in beide Richtungen auf die Reise, das wären rein statistisch etwa 82 zusätzlich abzufertigende Container pro Tag.

„Der große Vorteil ist, dass wir ein IT-System haben, mit dem wir Deutschland in der Abfertigung von Waren abdecken“, so der stellvertretende Leiter des Zollamts Hamburg, Manfred Lindloff. Er war schon beim Zoll, als um 2000 das „Atlas“, das automatisierte Tarif- und lokale Zollabwicklungssystem, sukzessive in Deutschland eingeführt wurde. Es ermöglicht die weitgehend automatisierte Abfertigung und Überwachung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs. „Durch den Brexit kommen keine inhaltlich neuen Aufgaben auf uns zu, weil Großbritannien beim Ausstieg lediglich als ein weiteres Drittland zu behandeln wäre. Wir müssen daher das Personal nicht neu schulen oder ausbilden“, sagte der Sprecher der Generalzolldirektion in Bonn, André Lenz. Alle Formalitäten seien bekannt. Dennoch hätten sich die Zollämter bundesweit auf etliche Szenarien vorbereitet.

Auch Lindloff, der die Zollvorgänge direkt im Hafen in Waltershof überwacht, sieht seine hiesigen Kollegen vorbereitet. „Ein fiktives Beispiel: Hamburg wird aus britischer Sicht neu entdeckt, weil GB-Exporteure im Fährverkehr mit den Niederlanden oder Belgien auf Herausforderungen stoßen. Hier in Hamburg haben wir nicht den Druck, dass plötzlich ein Lkw-Fahrer vor der Tür des Zolls steht und unverzüglich mit der Ware weiterkommen will. In Hamburg werden Container über den Seeweg angelandet, die uns über das IT-System schon bekannt sind und darüber abgefertigt werden.“ Noch sei unklar, ob zusätzliche Schiffe mit UK-Ware nach Wilhelmshaven oder Cuxhaven gehen werden. „Das ist nicht bekannt, dennoch haben wir das unter anderem im System simuliert.“

Sind die künftigen UK-Container samt Inhalt unauffällig in der Sicherheits- und Risikobewertung, werden auch sie – wie alle anderen Boxen – unverzüglich im System abgefertigt sein, so Lindloff. Nur wenn Ware kontrolliert werden muss, werden die Beamten etwa im Hafen vor Ort tätig. Dann schicken sie die beanstandeten Boxen durch die Containerprüfanlage, um mithilfe von Röntgentechnik erkennen zu können, ob Schmuggelware an Bord ist. Gegebenenfalls wird er von den Beamten zur weiteren Kontrolle gleich in Waltershof ausgepackt. lno/fab

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