„Kapitäne nicht kriminalisieren“

Nachdem die deutsche Kapitänin der „Sea-Watch 3“ am Wochenende in Italien festgesetzt worden war, haben sich die Bundesregierung und der Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS) am Montag gegen eine Kriminalisierung von Seenotrettern ausgesprochen.

Carola Rackete, Kapitänin der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch, war mit dem Rettungsschiff und mehr als 40 Migranten an Bord unerlaubt in den Hafen der italienischen Insel Lampedusa gefahren. Sie wurde festgenommen und unter Hausarrest gestellt.

„Wenn es konkrete Vorwürfe der italienischen Behörden gibt, müssen sie auf rechtsstaatlichem Wege und so schnell wie möglich geklärt werden“, sagte Vize-Regierungssprecherin Martina Fietz am Montag. Das humanitäre Engagement zur Rettung von Menschenleben auf See verdiene Respekt, müsse aber auch im Einklang mit geltendem Recht stehen.

Der VDKS betonte, die Kapitänin habe sich im Spagat zwischen ihrer Fürsorgepflicht für die Menschen auf ihrem Schiff und dem Einlaufen in den Hafen von Lampedusa ohne Genehmigung für moralisches Handeln entschieden. Dieser Entscheidung sei Respekt zu zollen. „Es ist unerträglich, welche Ignoranz und Inkompetenz die EU beim dringendsten aller politischen Probleme, der Migrationspolitik, an den Tag legt“, heißt es in dem Appell, den die deutschen Kapitäne und Schiffsoffiziere über die internationalen Verbände CESMA und IFSMA auch in Brüssel vorbringen wollen. Die deutsche Regierung und die Abgeordneten sollten in der EU intensiver und aggressiver auf eine längst überfällige EU-weite Lösung dringen, fordert der VDKS.

Der Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere weist darauf hin, dass Seeleute immer verpflichtet waren und verpflichtet sein werden, Menschen aus Seenot zu retten. Auch wenn es vorkommen könne, dass Schiffbrüchige bewusst oder durch Leichtsinnigkeit einen Seenotfall provozieren, dürfe dem Kapitän eines Schiffes jedoch keinesfalls die Entscheidung aufgebürdet werden, ob der jeweilige Schiffbrüchige einen Anspruch auf Bergung und anschließende Fürsorge oder diesen wegen selbstverschuldeten Handelns verwirkt habe. „Genau Letzteres wird aber von den Seeleuten erwartet: Die Schiffbrüchigen im Mittelmeer in solche erster und zweiter Klasse einzuteilen“, kritisiert der VDKS.

Die Sea-Watch-Kapitänin sollte am Montagnachmittag vernommen werden. Sie sei dazu bereits mit einem Schiff der Finanzpolizei unterwegs von Lampedusa in die sizilianische Stadt Agrigent, sagte Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer. Der 31-Jährigen werden Beihilfe zur illegalen Einwanderung, Verletzung des Seerechts und Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen, weil sie sich Anweisungen von Militärschiffen widersetzt haben soll. bek/dpa

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben