Marine bündelt Ostsee-Schlepper in Kiel

Der Schlepper „Langeness“ war bereits am vergangenen Wochenende in Kiel im Einsatz, Foto: Behling
Die Marine legt ihre Ostsee-Schlepper jetzt in Kiel zusammen. Wie ein Sprecher bestätigte, wurden die Schiffe bereits aus den Stützpunkten Warnemünde und Eckernförde abgezo gen.
In Kürze soll auch das Ölbekämpfungsschiff „Bottsand“ von Warnemünde nach Kiel verlegt werden. Ziel ist es, die Charterkosten für zivile Schlepper zu senken. „Deshalb fiel die Entscheidung zur Zusammenlegung in Kiel“, sagte Fregattenkapitän Achim Winkler, Sprecher der Marine in Kiel.
Am dortigen Marinestützpunkt fallen die meisten Schleppaufgaben an. Neben deutschen Schiffen sind, wie zuletzt im September, auch regelmäßig ausländische NATO-Einheiten zu Gast. Deshalb wird die vor einigen Jahren erfolgte gleichmäßige Verteilung der drei bundeseigenen Schlepper auf die drei Standorte jetzt wieder aufgehoben. Bislang war in Kiel lediglich der Schlepper „Lütje Hörn“ beheimatet. Die „Nordstrand“ lag in Eckernförde, während die „Langeness“ 2012 von Kiel nach Warnemünde verlegt worden war.
In den vergangenen beiden Jahren kam es häufig vor, dass die „Lütje Hörn“ überlastet war und die Bundeswehr zusätzliche Schlepper von zivilen Reedereien einchartern musste. Parallel dazu lagen in Eckernförde und Warnemünde die Schlepper beschäftigungslos an der Pier. Der Grund: In Kiel gibt es neben dem Tirpitzhafen auch noch die Munitionspier Jägersberg, das Arsenal und die Entmagnetisierungsanlage. So gab es allein im September und Oktober durch ausländische Marinebesuche Engpässe. Zeitweise mussten Schiffe auf Reede warten, da nur zwei Schlepper für die Assistenz zum Einlaufen bereitlagen. Aber auch für Kanalpassagen von U-Booten und Fregatten werden Schlepper benötigt. Wurden zivile Schlepper gechartert, fielen erhebliche Kosten an: Bei Sätzen von 800 bis 1200 Euro pro Stunde für diese Einheiten zog die Marine jetzt die Notbrem se.
„Mit dem Pool soll überprüft werden, ob der Betrieb so noch effizienter möglich ist“, sagte Winkler. Wenn andernorts Bedarf entstehe, werde unter Kostenaspekten überprüft, ob Schlepper aus Kiel entsandt oder ob vor Ort zivile Schlepper gechartert werden. Ende kommenden Jahres will die Bundeswehr die Kosten intern auswerten.
In Wilhelmshaven hat die Marine bereits seit Jahren ihre Nordseeschlepper gebündelt. Dort liegen die „Scharhörn“, die „Knechtsand“ und die „Vogelsand“. Die sechs Schlepper an der Nord- und Ostsee wurden zwischen 1986 und 1990 bei den Werften Orenstein & Koppel (Lübeck) und Husumer Schiffswerft gebaut. Sie haben jeweils 2000 PS, Voith-Schneider-Antriebe und verfügen über einen Pfahlzug von 23 Tonnen.
Erste Folgen des neuen „Schlepper-Pools“ wurde bereits am vergangenen Sonnabend sichtbar: Der Tender „Werra“ hatte für das Einlaufmanöver in den Tirpitzhafen zwei Schlepper geordert. Für diesen Auftrag hätte die „Lütje Hörn“ eine Woche zuvor noch einen zivilen Schlepper zur Unterstützung bekommen. Jetzt half kurzerhand die „Langeness“.
Für die zivilen Schlepper bedeutet die Entscheidung der Marine langfristig weniger Aufträge. „Das ist schon jetzt spürbar“, sagte Ansgar Stalder, Betriebsleiter der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK). Die leistungsstarken Schiffe seien aber auch so gut ausgelastet. Die SFK betreibt in Kiel sechs Schlepper. bre/FB