Marineschiff zurück vom Einsatz: "Es gibt keine Sicherheit mehr"

Ganz langsam werden beim ersten Tageslicht die grauen Umrisse der "Mecklenburg-Vorpommern" in der dunklen Nordsee erkennbar. Die Fregatte liegt gerade mal eine Seemeile - knapp zwei Kilometer - vor Wilhelmshaven vor Anker. Mehrere Hundert Angehörige warten am Freitagmorgen an der Pier ungeduldig auf das Anlegemanöver.

Ein als Weihnachtsmann verkleideter Betreuer verteilt noch schnell kleine Geschenke an die Kinder. Endlich nehmen zwei Schlepper das große Kampfschiff an den Haken und bringen es unter Sirenengeheul in den Stützpunkt. Nach gut vier Monaten ist der Einsatz beendet - genau einen Tag vor Weihnachten.

Tränen fließen, als sich Besatzungsmitglieder mit ihren roten Zipfelmützen und Angehörige in die Arme fallen. "Wir haben dich vermisst, Robin" steht auf dem Transparent von Frank und Bärbel Melzer, die Ausschau nach ihrem 23 Jahre alten Sohn halten. Seine Freundin Charleen (22) freut sich auf die nächsten Tage: "Heute Abend ist erstmal Party. Aber dann feiern wir ganz klassisch Weihnachten zuhause."

Seit Juni beteiligt sich Deutschland an der Operation "Sophia" im Mittelmeer. EU-Marineschiffe, Flugzeuge und Hubschrauber überwachen dabei die Aktionen krimineller Schleuser vor der libyschen Küste. Dabei ist auch die Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern". Zweimal sichtet die Besatzung Schlauchboote mit Flüchtlingen und rettet so 284 Menschen aus Seenot.

"Gut vorbereitet"

Für Kommandant Christian Schultze hat sich der Einsatz schon allein wegen dieser Hilfsaktionen gelohnt. "Die massenhafte Rettung von Schiffbrüchigen war unsere größte Herausforderung, aber wir waren darauf gut vorbereitet", sagt der 42-Jährige. "Die Besatzung hat sich Weihnachten redlich verdient."

Das Schiff mit rund 250 Seeleuten hat das Mittelmeer bereits verlassen, die Stimmung ist gelöst, als die Nachricht von dem Berliner Terroranschlag bekannt wird. "Das hat uns alle bestürzt und sich zunächst wie ein Schleier über die Besatzung gelegt", sagt Schultze. Dennoch habe am Schluss die Freude über den erfolgreichen Einsatz im Mittelmeer überwogen.

Frank Melzer ist jedenfalls froh, dass sein Sohn unbeschadet aus der Mittelmeerregion zurück ist. Dass dem Terror auch hier in Deutschland Menschen zum Opfer fallen, überrascht Melzer nicht: "Es gibt keine Sicherheit mehr, nirgendwo. Die ganze Welt ist inzwischen ein Krisengebiet." (lni)

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