Massiver Widerstand gegen den Ostsee-Tunnel im Norden

Auf deutscher Seite wächst der Widerstand gegen den geplanten Ostsee-Tunnel zwischen Fehmarn und Dänemark. Trotz Urlaubszeit haben viele Gegner des Milliardenprojekts ihre Einwände erhoben.

Bis zum letzten Tag der Einspruchsfrist in der zweiten Runde des Planverfahrens gingen mindestens 9000 Einwendungen ein, wie eine Sprecherin des schleswig-holsteinischen Verkehrsministeriums am Freitag sagte. Durch mögliche weitere Beschwerden, die noch in den Dienstellen des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr liegen, kann sich die Zahl voraussichtlich noch erhöhen.

Die Landesregierung rechnet fest mit Klagen gegen den Tunnelbau. Die im Vergleich zur ersten Planungsrunde mindestens verdreifachte Zahl der Einwendungen kam für das Ministerium nicht unerwartet. Die Zahl sei nicht überraschend, weil das Milliardenprojekt auch Risiken für die Region beinhalte, sagte die Sprecherin. "Es ist deshalb klar, dass es nicht nur Jubelstürme gibt." Die Zahl der Beschwerden sei für ein Projekt dieser Größenordnung aber "völlig im Rahmen". Nun werden die Beschwerden geprüft. Einen Zeitplan für die Erörterung der Einwände gibt es noch nicht.

Seit Mitte Juli lagen in zwölf Dienststellen in Schleswig-Holstein und einer in Mecklenburg-Vorpommern jeweils 26 Aktenordner über den Tunnel aus, der Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden soll. Auf die in Ostholstein umstrittene Hinterlandanbindung bezogen sich die Unterlagen nicht. Kritik gab es an der Auslegung der Unterlagen mitten in den Ferien.

Femern "nicht überrascht"

Die dänische Projektgesellschaft Femern A/S kündigte am Freitag an, die neuen Beschwerden "sorgfältig prüfen und zusammen mit den Behörden in Schleswig-Holstein die nächsten Schritte des Verfahrens planen" zu wollen. Die rege Beteiligung der Bürger belege das große öffentliche Interesse am Projekt und "überrascht uns nicht", sagte Projektdirektor Claus Dynesen.

Noch mehr Widerstand gegen das Projekt regt sich im Internet. Die 18 Jahre alte Schülerin Malin Binding von der Insel Fehmarn hat eine Online-Petition gegen den geplanten Tunnel gestartet, die bislang von knapp 85.000 Menschen unterstützt wird. "Noch können Fehmarn, der Norden und unsere Ostsee bewahrt werden. Alleine aber schaffe ich das nicht", schreibt die Schülerin dort.

Der geplante Bau eines 18 Kilometer langen Tunnels ist insbesondere auf deutscher Seite seit Jahren umstritten. Die Beltretter, ein Bündnis von Initiativen und Organisationen gegen den Tunnel, sprechen von der "größten Umweltsünde in Europa". "Unser Ziel ist, dass das Projekt komplett und am Ende gestoppt wird", sagte deren Sprecherin Karin Neumann der Deutschen Presse-Agentur. Sie zeigte sich sicher, dass Umweltverbände gegen die Pläne klagen werden. "Denn die Pläne von Femern A/S sind lückenhaft und teilweise widersprüchlich."

Widerstand mit Kreuzen

Ihr sei unerklärlich, wie "man mit gesundem Menschenverstand so ein Projekt überhaupt planen kann", sagte Neumann. Der Bau eines Tunnels würde nicht nur die Ostsee auf Jahre hinaus verschmutzen, sondern insbesondere auch den Tourismus auf der Insel Fehmarn massiv schaden. In der Region wurden vielerorts blaue Holzkreuze als Zeichen des Widerstands gegen den Tunnel aufgestellt. Neumann glaubt daran, das dänische Projekt verhindern zu können: "Wir sind da sehr zuversichtlich."

Aus Sicht des Naturschutzverbandes Nabu bleiben wichtige Fragen zur Notwendigkeit des Vorhabens und zu dessen Umweltauswirkungen weiter offen - beispielsweise auf die streng geschützte Schweinswale. "Dass trotz der Ferienzeit so viele Menschen Widerspruch einlegen, unterstreicht die geringe Akzeptanz des Vorhabens in der Bevölkerung", sagte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

In der ersten Runde auf dem Weg zum Planfeststellungsbeschluss für den Tunnel waren im vergangenen Herbst in Kiel die bis dahin vorgebrachten mehr als 3000 Einwendungen erörtert worden, die Privatpersonen und Verbände eingebracht hatten. Danach stellten Femern A/S und der Schleswig-Holsteins Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr als Vorhabenträger einen Antrag auf Planänderung. (lno)

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