Militäreinsatz gegen Schleuser hat begonnen
Im Mittelmeer hat die europäische Militäroperation gegen libysche Schleuserbanden begonnen. Der zuständige italienische Konteradmiral Andrea Gueglio übernahm Angaben aus Brüsseler Militärkreisen zufolge Mitte der Woche den Befehl über die ersten von EU-Staaten zur Verfügung gestellten Einsatzkräfte.
Darunter sind die deutsche Fregatte "Schleswig-Holstein" und das Versorgungsschiff "Werra" mit insgesamt rund 300 Soldaten an Bord, wie die Bundeswehr am Donnerstag bestätigte. Zusammen haben EU-Staaten für den maritimen Einsatzverband rund 1000 Soldaten und zwei Dutzend Schiffe, Flugzeuge, U-Boote und Drohnen zugesagt.
In der ersten Phase des Einsatzes sollen die Soldaten mit Hilfe von technischen Aufklärungsmitteln wie Radaranlagen möglichst genaue Informationen über die Aktivitäten von Menschenschmugglern sammeln. Danach ist in den Phasen zwei und drei geplant, Schleuserschiffe zu beschlagnahmen und zu zerstören. Ob es jemals zum Einsatz von Gewalt kommt, gilt allerdings als ungewiss, weil dafür zumindest in libyschen Hoheitsgewässern ein UN-Mandat oder die Zustimmung der libyschen Behörden benötigt wird.
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wurde im ersten Halbjahr die Rekordzahl von 137.000 Flüchtlingen und Zuwanderern verzeichnet, die mit Booten in Italien oder Griechenland ankamen. Dank des verstärkten Einsatzes von Rettern ging die Zahl der registrierten Ertrunkenen und Vermissten allerdings deutlich zurück. Im ersten Halbjahr kamen demnach 1867 bei der Überfahrt ums Leben, davon 80 im Mai und Juni. dpa