Neuer Ostkorridor nutzt Hafen Hamburg

Die im neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2030) aufgenommenen Projekte für den Bahnbereich werden diesen Verkehrsträger nachhaltig stärken – sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr.

Davon zeigte sich Ronald Pofalla, Vorstandsmitglied der Deutsche-Bahn-Gruppe und verantwortlich für Wirtschaft, Recht und Regulierung, am Montagabend beim traditionellen Essen vor der Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) überzeugt. Rund 150 Gäste waren an Bord des Museumsschiffs und Hamburg-Wahrzeichens „Rickmer Rickmers“ gekommen. ZDS-Präsident Klaus-Dieter Peters, für den es vor dem Hintergrund seines Ausscheidens aus dem HHLA-Vorstand die letzte ZDS-Mitgliederversammlung in seiner Amtsperiode war, begrüßte unter anderem neben Ex-Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig auch Enak Ferlemann, parlamentarischer Staatssekretär im Bundes verkehrsministerium.

Pofalla wies darauf hin, dass auch im Bereich der Schiene der Akzent im neuen BVWP klar beim Ausbau vorhandener Infrastruktur liege; erst dann folge der Neubau. Ein Grund für diese Schwerpunktbildung sei, dass der Ausbau von Bestandsinfrastruktur gerade vor dem Hintergrund des Planungs- und Umweltrechts schneller erfolgen könne als das Verlegen neuer Gleisstränge. Dennoch dauerten die Planungs- und Genehmigungsverfahren für Infrastrukturvorhaben in Deutschland weiterhin zu lang, kritisierte Pofalla. Bei vielen Großprojekten vergingen von ersten Überlegungen bis zur Inbetriebnahme „bis zu 40 Jahre“. Damit ließen sich die vielerorts immer deutlicher werdenden Netzengpässe nicht schnell genug beseitigen. Nach wie vor werde das deutsche Schienennetz mehrheitlich durch den Güterverkehr ausgelastet. Konkret: Gut 55 Prozent der Infrastrukturkapazitäten entfielen auf den Güterverkehr. Davon wiederum entfalle ein gutes Viertel auf den Seehafenhinterlandverkehr.

Mit Blick auf das Schienenverkehrsnetz im Norden sieht das DB-Vorstandsmitglied den „Knoten Hamburg“ für die kommenden Jahren als einen Investitionsschwerpunkt für die Bahn. Bis 2020 würden allein in diesen Bereich rund 750 Millionen Euro seitens der Bahn fließen, um sicherzustellen, dass es zu keinen „negativen Ausstrahlungswirkungen“ in diesem für die Netzkapazität relevanten Bahnknoten komme. Hamburg sei für die Bahn sowohl im Schienengüterverkehr –und hier vor allem im Seehafenhinterlandverkehr – als auch im Personenverkehr von zentraler Bedeutung – auch im Hinblick auf die Mitarbeiterzahl: Aktuell würden rund 9000 Beschäftigte aus dem Gefüge des DB-Konzerns in Hamburg arbeiten.

Pofalla wirbt für Ostkorridor

Was den Seehafenhinterlandverkehr betreffe, warb Pofalla für die Weiterentwicklung des Ostkorridors, der damit die klassische Nord-Süd-Achse im Schienengüterverkehr wirksam entlasten könne. Zudem könnten dank dieser unter anderem über Stendal als Ankerpunkt verlaufenden Ostachse langfristig viel besser neue Hinterlandmärkte zum Beispiel in Südosteuropa erschlossen werden.

Die Leistungssteigerung im Bestandsnetz werde auch dazu führen, dass im Schienengüterverkehr längere Güterzüge rollen könnten: Statt der heute noch mehrheitlich verbreiteten 600-Meter-Züge würden dann solche mit einer Gesamtlänge von 740 Metern unterwegs sein. Das aber bedeutet: eine höhere Transportkapazität pro Zug, da statt 25 bis 30 Waggons in einem 740-Meter-Zug bis zu 35 Waggons trajektiert werden könnten.

Ein großes Ärgernis stellt für die DB die Entwicklung der Trassenpreise dar, also der für das Schienennetz seitens der EVU (Eisenbahnverkehrsunternehmen) zu entrichtenden Nutzungsentgelte. Die Trassenpreise in Deutschland, in den 1990er Jahren erstmals eingeführt, hätten sich kontinuierlich nach oben entwickelt. Auf der anderen Seite verringere sich die im Januar 2005 erstmals eingeführte Lkw-Maut, was in den Augen der DB den Wettbewerb mit dem Lkw erschwere. Was Pofalla jedoch nicht sagte: Die politisch entschiedene Mautsenkung betrifft ausschließlich Lkw, die höchste Umweltnormen erfüllen und von der Politik als Anreiz definiert wurden, in saubere Lkw zu investieren. Immerhin: Allein der Fernverkehr auf der Schiene, also Güter- und Personenverkehr, komme im Jahr auf gut sechs Milliarden Euro an Trassenentgelten. EHA

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