„Nord Stream 2“: Baubeginn am deutschen Anlandepunkt

Lagerung der Rohre nahe dem Hafen Mukran, Foto: Nord Stream 2
Für den Bau der umstrittenen Erdgaspipeline „Nord Stream 2“ haben am deutschen Anlandepunkt Lubmin die ersten Bauarbeiten begonnen.
Auf einer Fläche von rund sechs Hektar werden Tiefbau- und Fundamentarbeiten für die Gasempfangsstation und das Betriebsgebäude durchgeführt, sagte Steffen Ebert als Sprecher der Gazprom-Tochter. Die Maßnahmen lägen „im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses“.
Neben Deutschland hat bislang Finnland den Bau der 1200 Kilometer langen Gaspipeline genehmigt. Sie soll von Ende 2019 jährlich rund 55 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren. Die Entscheidungen von Schweden, Russland und Dänemark über den Bau des neun Milliarden Euro teuren Projekts stehen noch aus. In Deutschland klagt zudem der Umweltverband Nabu gegen die Genehmigung für den Pipelinebau in den küstennahen Gewässern.
Während in Schweden und Russland umweltfachliche Gründe bei den Behördenentscheidungen maßgeblich sind, kann in Dänemark die Regierung aus sicherheitspolitischen Erwägungen den Bau der Trasse in der 12-Seemeilenzone versagen. Ein entsprechendes Gesetz hatte das dänische Parlament Ende vergangenen Jahres verabschiedet.
In Dänemark soll die Pipeline parallel zur bereits bestehenden Nord-Stream-Trasse südlich der Insel Bornholm durch die 12-Seemeilenzone verlaufen. Wie Ebert sagte, sei die Route für die erste Pipeline damals auf ausdrücklichen Wunsch Dänemarks gewählt worden. Deshalb sei man optimistisch, dass auch die zweite Pipeline auf diesem Korridor Zustimmung finden werde. Dennoch bereitet sich Nord Stream 2 auf Alternativen für den Trassenverlauf vor, um die 12-Seemeilenzone Bornholms zu umgehen. „Wir prüfen verschiedene Optionen, darunter auch einen Verlauf nördlich Bornholms“, so Ebert.
Die Vorbereitungen für den Bau der Gaspipeline in den deutschen Gewässern setzt „Nord Stream 2“ ungeachtet der derzeit noch offenen Entscheidungen und der Nabu-Klage fort. Der Umweltverband will mit einer einstweiligen Verfügung den Baustart in den deutschen Gewässern verhindern. Das für das Verfahren zuständige Oberverwaltungsgericht Greifswald hat bislang noch keine Entscheidung getroffen.
Mitte Mai will Nord Stream 2 mit den Baggerarbeiten im Greifswalder Bodden beginnen. Die Verlegung der ersten Rohre könnte dann nach jetzigem Planungsstand im Juli starten, hieß es weiter. Die als Doppelstrang geplante Pipeline soll im deutschen Anlandebereich auf einer Länge von 28 Kilometern in einem etwa 35 Meter breiten Graben und dann auf weiteren 22 Kilometern in schmaleren Einzelgräben im Meeresboden versenkt werden. In den tieferen internationalen Gewässern wird die Pipeline auf dem Meeresboden liegend verlegt.
Wie bei der ersten Nord-Stream-Trasse soll das bei den Baggerarbeiten ausgehobene Sediment auf einem sogenannten marinen Zwischenlager vor der Insel Usedom abgelegt werden. Das Sediment, das nicht zur Wiederverfüllung des Grabens benötigt werde, gehe nach Sassnitz-Mukran. Dort werde das Material bei der Hafenerweiterung verbaut. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Stralsund hat wegen der geplanten Bauarbeiten in den deutschen Gewässern bereits entsprechende Bekanntmachungen über Einschränkungen für Seefahrer herausgegeben. lmv/fab