P+S-Insolvenzverwalter: Kein Gefälligkeitsgutachten für das Land

Der Insolvenzverwalter der P+S-Werften, Berthold Brinkmann, hat keine Hinweise darauf, dass die Firma KPMG für das Land ein Gefälligkeitsgutachten zur Sanierungsfähigkeit der Schiffbaubetriebe in Stralsund und Wolgast erstellt hat. Kein Ermittlungsergebnis lasse bislang auf eine unzulässige Einflussnahme des Landes auf das Wirtschaftsprüfungsunternehmen schließen, sagte Brinkmann am Montag als Zeuge im Werften-Untersuchungsausschuss des Landtags.

Die "Ostsee-Zeitung" hatte am Wochenende berichtet, Brinkmann prüfe umfangreiche E-Mail-Verkehre unter anderem mit dem Ziel, eine mögliche Einflussnahme des Landes für eine positive Aussage des Sanierungsgutachtens von Anfang 2010 zu prüfen. Brinkmann sagte, der Inhalt des Artikels habe ihn überrascht.

Das Sanierungsgutachten und die Sanierungsbegleitung durch KPMG sollen stark fehlerhaft gewesen sein. Deshalb hat Brinkmann bereits eine Schadenersatzklage gegen das Unternehmen angekündigt. Die Klage soll voraussichtlich im September erhoben werden, wie er sagte. Nach Einschätzung des Insolvenzverwalters hat KPMG grob fahrlässig gehandelt. Vorsatz könne er zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht erkennen, sagte Brinkmann. Gravierend ist aus seiner Sicht vor allem, dass KPMG noch Ende 2011 - nachdem aufgrund falscher Planungen immer wieder Liquiditätslücken aufgetreten seien - die Richtigkeit des Sanierungsgutachtens von Anfang 2010 bestätigte. Im August 2012 wurde Insolvenz für die Werften in Stralsund und Wolgast beantragt.

Die Obfrau der Linken im Untersuchungsausschuss, Jeannine Rösler, zeigte sich nach der Zeugenvernehmung verwundert, dass die Landesregierung und ihr Mandatar, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC, an den Aussagen von KPMG keine Zweifel hegten und keine groben Fehler erkannten. "Jegliche Schuld und Verantwortung von sich zu weisen, erscheint zunehmend unglaubwürdig", sagte sie.

Der Obmann der Grünen, Johannes Saalfeld, sieht sogar Indizien für eine vorsätzliche Verschleierung durch KPMG. "Der erfahrenen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sind ja nicht nur beim Sanierungsgutachten erhebliche Fehler unterlaufen, sondern auch beim Verschmelzungsgutachten und bei der Sanierungsbegleitung", sagte Saalfeld. Er könne nicht mehr an zufällige Fehler aus grober Fahrlässigkeit glauben.

Möglicherweise sei doch Druck und Einfluss auf die Wirtschaftsprüfer ausgeübt worden, meinte Saalfeld. «Dies muss weiter aufgeklärt werden.» Der Ausschuss-Vorsitzende Jochen Schulte (SPD) kritisierte, mit «derart aus der Luft gegriffenen Unterstellungen» würden die umfangreiche, zweieinhalbjährige Arbeit des Ausschusses und der jetzt zu erarbeitende Abschlussbericht entwertet. «Das ist für mich als Ausschussvorsitzender nicht akzeptabel und dagegen verwahre ich mich», sagte er. Vertreter von SPD und CDU im Untersuchungsausschuss sahen sich durch Brinkmanns Aussage in ihrer bisherigen Auffassung bestätigt, dass der Landesregierung im Zusammenhang mit der Werftenpleite keine Vorwürfe zu machen seien. mv

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