Planer des Fehmarnbelt-Tunnels reagieren auf 12.600 Beschwerden

Rund 14.000 Seiten umfasst der Antrag auf eine deutsche Baugenehmigung, den die dänische Projektgesellschaft für den geplanten Tunnel zwischen Fehmarn und der Insel Lolland ausgearbeitet hat. Ihre Antworten auf 12.600 Einwendungen gegen das Milliardenprojekt übermittelte Femern A/S am Mittwoch dem Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr in Kiel.
Die dort angesiedelte, unabhängige Planfeststellungsbehörde wird nun die in 15 Ordnern zusammengefassten Ergebnisse detailliert prüfen.
Der Planfeststellungsbeschluss wird für 2018 erwartet. Mit einem Baubeginn ist angesichts absehbarer Klagen nicht vor 2020 zu rechnen. Während die Befürworter die wirtschaftlichen Chancen des Großprojekts betonen, kritisieren Naturschützer das Vorhaben vehement und führen dafür sowohl ökologische als auch ökonomische Gründe an.
"Wir erwarten, dass die Genehmigungsbehörde in Schleswig-Holstein sicherstellt, dass das Genehmigungsverfahren ohne Verzögerungen zügig weitergeführt wird", sagte der Vorstandsvorsitzende von Femern A/S, Claus F. Baunkjær. "Dafür ist das Projekt nach der langjährigen Planung und gründlichen Dokumentation und zwei umfassenden öffentlichen Anhörungen reif." Femern A/S habe alles dafür getan, die Unterlagen bestmöglich vorzubereiten und werde alle Kapazitäten bereithalten, um die deutschen Partner zu unterstützen. "Der Fehmarnbelt-Tunnel ist ein außerordentlich detailliert vorbereitetes, gut dokumentiertes grenzüberschreitendes Projekt", sagte Baunkjær.
Rechtssicherheit
Entscheidend für den weiteren Verlauf der Planung sei ausschließlich die Qualität der Erwiderungen von Femern A/S, sagte Verkehrsstaatssekretär Frank Nägele. Nach genauer Prüfung werde die Planfeststellungsbehörde bewerten, wie sorgfältig und damit rechtssicher die Spezialisten in den vergangenen Monaten gearbeitet haben. Minister Reinhard Meyer (SPD) hat wiederholt betont, die Planung müsse vor dem Bundesverwaltungsgericht bestehen können. Gründlichkeit gehe vor Schnelligkeit.
Laut Femern A/S haben deutsche Experten mit Schwerpunkten im Umwelt-, Sicherheits- und Bautechnikbereich die Grundlage des Bauantrags ausgearbeitet. "Unsere Experten haben gründliche Antworten von hoher Qualität erstellt", betonte Baunkjær. "25 deutsche Beratungsunternehmen und 150 Experten wurden einbezogen. Deutsche Top-Anwälte haben alle Antworten geprüft."
Dänemark finanziert den über sieben Milliarden Euro teuren Tunnelbau allein. Deutschland muss die Straßen- und Schienenanbindung auf seinem Territorium bezahlen. Das könnte 2,5 Milliarden Euro kosten. Auf dänischer Seite hat das Parlament das Milliardenvorhaben bereits 2015 per Baugesetz genehmigt.
Einzelprojekte
Das jetzige Planfeststellungsverfahren betrifft nur den Tunnelbau zwischen Fehmarn und Lolland, nicht die Anbindungen. Laut Femern A/S kamen 54 Prozent der 12.600 Einwendungen nicht aus Ostholstein und 13 Prozent von Anwohnern oder Immobilienbesitzer auf Fehmarn. Bei anderen Großvorhaben gab oder gibt es noch weit mehr Einwendungen. Beispiele sind der Ausbau des Düsseldorfer Flughafens (41.000), die Rheintalbahn (166.000), der Berliner Großflughafen BER (130.000) und die neue Lande-/Startbahn am Frankfurter Flughafen (127.000).
Gegner des Fehmarnbelt-Tunnels bezweifeln angesichts der vielen Einwendungen, dass die dänischen Planer in der kurzen Zeit seit dem letzten Sommer alle Planungsmängel beheben konnten. Die Initiative Beltretter warf Femern A/S vor, alle Risiken zu ignorieren und das Projekt mit aller Macht durchsetzen zu wollen. Rund 120.000 Menschen hätten bereits eine Online-Petition gegen den Tunnel unterzeichnet. (dpa)