Rückschlag für TKMS

ThyssenKrupp ist bei der Ausschreibung eines Milliardenprojekts zum Bau von zwölf U-Booten in Australien leer ausgegangen. Die Regierung wählte den staatlichen französischen Schiffbaukonzern DCNS als bevorzugten Partner, wie Australiens Premierminister Malcolm Turnbull gestern in Adelaide mitteilte.

Der über mehrere Jahrzehnte gestreckte Auftrag hat ein Volumen von rund 35 Milliarden Euro und wäre für Thys senKrupp einer der größten Aufträge der Unternehmensgeschichte gewesen. Zugleich handelt es sich um die größte militärische Anschaffung der australischen Geschichte. Australien will seine U-Boot-Flotte von zurzeit sechs Schiffen ersetzen und ausbauen. Der Essener Industriekonzern war über seine Kieler Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) ins Rennen um den Bau der neuen U-Boote gegangen.

Ebenfalls um den Auftrag beworben hatte sich ein japanisches Konsortium mit Mitsubishi Heavy Industries und Kawasaki Heavy Industries. Letztlich gewann jedoch der in Paris ansässige Konzern, an dem der französische Staat knapp zwei Drittel der Anteile hält.

Die Kieler ThyssenKrupp-Werft gehört zu den größten Arbeitgebern in Schleswig-Holstein und gilt als einer der weltweit führenden U-Boot-Hersteller. Teil des Angebots war eine modi fizierte Version des „Typs 216“ mit 90 Metern Länge und 34 Mann Besatzung.

DCNS will für Australien eine neue Version seiner bestehenden „Barracuda-Klasse“ bauen. Diese Schiffe wären 97 Meter lang und hätten eine Besatzung von 60 Mann. Die ersten dieser nuklear angetriebenen Jagd-U-Boote befinden sich aktuell im Bau für die französische Marine. Sie sollen 2017 in Dienst gestellt werden. Für Australien würde DCNS eine Version mit konventionellem Antrieb entwickeln. Die Waffensysteme sollen aus den USA zugeliefert werden.

Turnbull verkündete die Entscheidung in der Küstenstadt Adelaide, wo sich die U-Boot-Werft befindet, die an dem Bau beteiligt werden soll. Die Schiffe sollen in Australien gebaut werden, unter Einbeziehung der führenden australischen Marinewerft, der staatlichen ASC (früher: Australian Submarine Corporation). Sie baute die sechs U-Boote der Collins-Klasse, die zwischen 1994 und 2003 in Dienst gestellt wurden und jetzt abgelöst werden sollen. Die Fertigung der neuen U-Boote soll in wenigen Jahren beginnen, das erste U-Boot soll in den 2030er Jahren in Dienst gestellt werden. Turnbull sagte, die Vereinbarungen mit DCNS würden Australien 2800 neue Arbeitsplätzen bringen. „Außerdem profitiert unsere Industrie, denn die U-Boote werden mit australischem Stahl gebaut.“

TKMS hatte in seinem Gebot ebenfalls versprochen, in Australien ein Werk aufzubauen und die U-Boote dort herzustellen. Die Kieler Sparte wollte damit auch ein Standbein für Wartungsaufträge in der Pazifikregion schaffen. TKMS hatte eine enge Kooperation oder die Übernahme der Marinewerft ASC angeboten.

„Das ist überraschend“, sagte der Kieler IG-Metall-Chef und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), Peter Seeger. Im Aufsichtsrat habe bis zuletzt große Zuversicht geherrscht.

Australiens Regierung hatte im März ein umfangreiches Aufrüstungsprogramm angekündigt – mit Ausgaben von allein 195 Milliarden Australischen Dollar (134 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2025. Die Streitkräfte Australiens müssten angesichts des Wettrüstens in Asien und wegen der Spannungen im Südchinesischen Meer insgesamt schlagkräftiger werden. pk

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