Sanierung der „Gorch Fock“ wird teurer

„Gorch Fock“ im Dock: die Sanierung wird wohl noch teurer, Foto: Behling
Die Sanierung der „Gorch Fock“ könnte schon bald erneut ins Stocken geraten. Die Kosten für die Instandsetzung des Segelschulschiffs sollen weiter steigen.
Wie die Bundeswehr jetzt bestätigte, gebe es von der Werft weitere finanzielle Forderungen für die Fertigstellung der Arbeiten an dem 89 Meter langen Segelschulschiff.
Die „Gorch Fock“ liegt seit Dezember 2015 in der Werft – erst in Elsfleth, dann seit Januar 2016 bei Bredo in Bremerhaven. Zunächst war eine etwa halbjährige Liegezeit mit einem Investitionsvolumen von zehn Millionen Euro geplant. Im Rahmen einer Untersuchung des kompletten Schiffs von der Mastspitze bis zum Kiel zeigte sich im Sommer 2016 jedoch erheblicher Mehraufwand. In einem ersten Schritt wurden die Masten ausgebaut und neue bestellt. Dann zeigte sich am Rumpf und auf Deck erheblicher Sanierungsbedarf. Im Januar 2017 gab Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen schließlich grünes Licht für die große Instandsetzung. Kostenpunkt: 75 Millionen Euro. Das war vor einem Jahr.
Nun bestätigte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, dass es nicht bei dieser Summe bleiben wird. Seit Kurzem sei dem Bundesamt bekannt, dass die Werft für die weitere zeitgerechte Instandsetzung einen finanziellen Mehrbedarf habe, teilte ein Sprecher der Behörde in Koblenz auf Anfrage mit. Nach internen Informationen könnte die Summe der Reparatur von 75 auf mehr als 100 Millionen Euro steigen. Konkrete Zahlen wurden noch nicht gemeldet, die Nachforderung liege aber zur Prüfung im Ministerium. Eine Entscheidung wird in den kommenden Tagen erwartet.
Erste Konsequenzen stellen sich aber bereits heraus: Das Bundesamt vergibt bis zur Entscheidung für die „Gorch Fock“ keine neuen Aufträge an die Bredo Dockgesellschaft. Nur die bereits im vergangenen Jahr erteilten Aufträge werden abgearbeitet. So sind inzwischen der neue Vor- und der neue Hauptmast klar zum Einbau. Sie sollen im März installiert werden. Die Sanierung des Rumpfes und die Erneuerung des Teakholz-Decks gehen derweil weiter.
Beim Marinekommando bestätigte man die neue Situation ebenfalls. „Wir warten jetzt auf eine Entscheidung in Berlin“, so ein Marinesprecher. Dort plant man inzwischen erst für 2019 mit dem Segelschulschiff.
Sollte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen das Projekt stoppen, käme das der Verschrottung der „Gorch Fock“ gleich. Da die Bark nicht schwimmfähig ist, müsste sie im Dock abgewrackt werden. Dies würde der Marine aber noch größere Probleme bescheren, da sie auf absehbare Zeit kein Schulschiff hat. Zwar werden in Kürze zwei Hohlstablenkboote für Schulungsaufgaben hergerichtet. Sie können aber kein Segelschulschiff ersetzen. „An der Position der Marine zur ,Gorch Fock’ hat sich nichts geändert“, hieß es.
„Gorch Fock“-Kommandant Kapitän zur See Nils Brandt muss seine Stammcrew in jedem Fall auf ein weiteres Jahr in der Werft vorbereiten. Vor dem Nautischen Verein zu Kiel hatte er im vergangenen November erklärt, dass das Schiff nach Abschluss der Arbeiten bis über das Jahr 2030 hinaus eingesetzt werden könne. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es zur ,Gorch Fock’ als Schulschiff keine Alternative gibt“, sagte Brandt. Ein Segelschulschiff von einer anderen Nation werde es nicht wieder geben.
Die terminliche Zielsetzung bleibt aber bestehen: Am 17. Dezember 2018 soll die sanierte „Gorch Fock“ im Heimthafen Kiel einlaufen. An dem Tag jährt sich die Indienststellung des Traditionsschiffs zum 60. Mal. FB/ger