Schifffahrt setzt auf wachsenden Welthandel

Linienreedereien wie Hapag-Lloyd (hier die „Sofia Express“ bei der Anfahrt in den Hafen von Singapur) verjüngen ihre Flotte mit effizienten Frachtern, Foto: Hapag-Lloyd
Die Schifffahrt steuert in ihr neuntes Krisenjahr. Und es sieht nicht so aus, als würde 2017 viel besser werden. Vor allem die Containerschifffahrt befindet sich in schwerer See. Überkapazitäten drücken Fracht- und Charterraten.
Experten schauen differenziert auf die verschiedenen Märkte: „Es gibt immer noch Schiffe, die gute Gewinne einfahren“, so ein Branchenkenner. Das können zum Beispiel Gastanker sein oder Schiffe, die Getreide nach Afrika transportieren oder Eisenerz im asiatischen Raum. Doch auch der Preis für den Transport eines Standardcontainers kann sehr unterschiedlich ausfallen, je nach Fahrtgebiet. Es ist nicht alles dunkelschwarz.
„Der Welthandel wächst stetig und damit grundsätzlich auch der Schiffstransport“, sagt Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied beim Verband Deutscher Reeder (VDR). So rechnet zum Beispiel der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einem Wachstum des Welthandels von 3,2 Prozent in diesem und 3,4 Prozent im nächsten Jahr. Damit soll 2017 auch der Containerumschlag weiter steigen.Gleichzeitig wird ein Kapazitätswachstum der weltweiten Flotte um 2,7 Prozent erwartet bei nach wie vor schwacher Nachfrageentwicklung. Dies wird weiterhin entsprechend negative Auswirkungen auf die erzielbaren Charterraten haben – insbesondere in der Größenklasse bis 4250 TEU. Aus Kostengründen werden auch immer größere Schiffe in Dienst gestellt. So nahm die Kapazität in den vergangenen Jahren stärker zu als die Transportleistung – und die Transportpreise gingen entsprechend nach unten. Viele Reedereien können die Kapitalkosten für ihre Schiffe nicht mehr bedienen, was bei den Schifffahrtsbanken wie der HSH Nordbank zu neuen Problemen führt. Der Verkauf von Schiffen zu günstigen Preisen verschärft das Pro blem noch, wenn diese Schiffe nicht verschrottet werden, sondern im Markt bleiben. Sie sind mit geringeren Kapitalkosten belastet und darum konkurrenz fähig.
Aus Sicht der Unternehmen handeln sie sinnvoll. Um im Wettbewerb zu bestehen, müssen sie die effizientesten Schiffe einsetzen – und das sind die neuesten, größten, modernsten und sparsamsten Ozeanriesen. Für die Gesamtbranche ist das aber verheerend, weil die Überkapazitäten sich verfestigen und die Krise zum Normalzustand wird. Nun richten sich viele Hoffnungen auf die Auswirkungen durch die Eröffnung des erweiterten Panamakanals. Er ist damit schiffbar für größere Frachter. Damit könnte eine Verschrottungswelle einsetzen, weil ältere kleine Schiffe von neuen größeren verdrängt werden. Am Ende stünde ein neues Gleichgewicht zwischen Schiffstonnage und Transportvolumen – mit stabilen und auskömmlichen Frachtraten. FBi/fab