Schlick-Problem: Bund sichert Lösung zu

Die Schlicksituation im Werfthafen eskalierte in den vergangenen Monaten, Foto: Timo Jann
Eine operative Blockade der in Hamburg-Neuenfelde ansässigen Pella Sietas-Werft durch gewaltige Schlickmengen im Werfthafen sowie in der Zufahrt zum Werft-relevanten Este-Sperrwerk, wie noch bis vor wenigen Wochen der Fall, soll es nicht noch einmal geben.
Sie führte nämlich unter anderem dazu, dass der für den Bund gebaute, über 100 Millionen Euro teure Saugbagger „Osteriff“ erst mit einer Verspätung von rund zehn Monaten das Dock verlassen konnte, um an anderer Stelle der Werft endausgerüstet zu werden. Auf diese Position verständigten sich jetzt Vertreter aus Politik, Verwaltung und der Werft bei einem Ortstermin in dem Traditionsunternehmen. Der in Teilnehmerkreisen „Schlickgipfel“ genannte Ortstermin kam auf Initiative des aus Jork im Alten Land stammenden Kreistagsabgeordneten der „Freien Wählergemeinschaften“ (FWG), Gerd Lefers, zustande.
Für den Experten-Austausch konnte der ehrenamtlich tätige Deichrichter Lefers unter anderem den parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), sowie den Präsidenten der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS), Prof. Dr. Hans-Heinrich Witte, gewinnen. Staatssekretär Ferlemann sicherte vor Ort zu, dass es noch im ersten Halbjahr 2021 eine nachhaltig wirkende Lösung zur Daueraufgabe Schlick-Management geben werde. Das werde man „hinkriegen“, versprach Ferlemann und hob dabei die „Verlässlichkeit“ der Bundeswasserstraßenverwaltung hervor.
Die Schlicksituation im Werfthafen eskalierte in den vergangenen Monaten. So drohte unter anderem das Werftmanagement damit, aktiv Ausschau nach einem anderen Standort für das Unternehmen zu halten. Aufgrund der Zuständigkeits- und damit Kompetenzüberschneidung im Zusammenhang mit der Schlickbeseitigung im Werft-Bereich kam es über Monate hinweg zu einer Blockade. Die Eskalation führte auch dazu, dass schließlich Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) das Thema zur Chefsache erklärte. Anfang Oktober erfolgte dann die Schlickbeseitigung, Ende Oktober konnte die „Osteriff“ das Dock verlassen.
Auf dem jüngsten Spitzentreffen mit Enak Ferlemann wurde auch über die mögliche Nutzung der laufend anfallenden Rohmasse „Schlick“ für den Deichbau und damit Küstenschutz diskutiert. Über ein natürliches Zwischenlagerverfahren etwa könnte aus diesem Material nach einigen Jahren wertvoller Kleiboden gewonnen werden, der als Baustoff nutzbar wäre.
Indes formiert sich im Lager der Umweltschutz-Gruppierungen weiterer Widerstand gegen Überlegungen der Hamburger Wirtschaftsbehörde, Schlick aus dem Hamburger Hafen in Zukunft im Bereich der deutschen AWZ (Ausschließlichen Wirtschaftszone) am Rand des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer endzulagern. Das Wattenmeer dürfe kein „Mülleimer der Hafenwirtschaft“ werden, fordert das Aktionsbündnis „Lebendige Tideelbe“. EHA/dpa