Verlässliche Energieversorgung ein Muss
Auch der Stadtstaat Hamburg befürwortet den Bau eines LNG-Import-Terminals im Unterelbehafen Brunsbüttel.
Das bekräftigte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) im Anschluss an einen Meinungsaustausch mit seinem Ressortkollegen aus dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium, Reinhard Meyer (SPD). Im Mittelpunkt des Treffens stand dabei ein ausführliches Gespräch über die bereits stattfindende, länderübergreifende Zusammenarbeit in verschiedenen Branchen sowie darüber, wie der politische und wirtschaftliche Schulterschluss zwischen Kiel und Hamburg künftig aussehen soll. Horch und Meyer zufolge soll in den nächsten Monaten eine wichtige Vorentscheidung darüber fallen, ob in Brunsbüttel ein LNG-Terminal gebaut wird. Die Gespräche mit möglichen Investoren laufen. Eine eventuelle Lücke bei der Wirtschaftlichkeit könne aus Bundes- und Landesmitteln gefüllt werden, so die beiden Ressortchefs weiter.
Das nördliche Bundesland setzt sich seit längerem für die Weiterentwicklung Brunsbüttels zu einer nationalen Energiedrehscheibe ein, wobei das künftige Herzstück ein für Deutschland bedeutsamer Flüssigerdgasterminal sein soll. Wirtschaftssenator Horch dazu: „Die Wirtschaftsregion Hamburg/Schleswig-Holstein würde mit einem nationalen LNG-Terminal deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal schaffen, das deren Attraktivität als norddeutscher Industriestandort mit einem breit gefächerten Energieangebot deutlich steigert.“
Niederländischer Partner
Als Partner für das auf rund 400 Millionen Euro veranschlagte Projekt hat der Hafen die niederländische Gasunie gewonnen. Ein Teil des Flüssigerdgases soll dabei auch für die im ChemCoast Park ansässige Chemie und Petrochemie genutzt werden, die einen hohen Erdgasbedarf hat.
Hinsichtlich des Zukunftsthemas „Energiewende“ bestätigten Horch und Meyer für die beiden Bundesländer ein großes gemeinsames Ziel. Unter der Leitformel „NEW 4.0“ hat sich in Hamburg und Schleswig-Holstein eine Projektinitiative aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gebildet. Ihr Ziel: Verwirklichung einer nachhaltigen Energieversorgung und gleichzeitig die Stärkung der Zukunftsfähigkeit der gesamten Region. Bislang haben sich etwa 60 Partner zu dieser Initiative zusammengefunden.
Einiges erreicht haben Kiel und Hamburg inzwischen bei der Zusammenarbeit innerhalb der Seehafenverkehrswirtschaft. So würden Hamburg und Schleswig-Holstein, unterstützt durch Niedersachsen, gemeinsam das „Hafenkonzept Unterelbe“ (Elbe Seaports) tragen und ausgestalten. Darüber hinaus bestehen auf ministerieller Ebene im Rahmen der Hafenkooperation Norddeutschland verschiedene Aktivitäten, die ebenfalls weiterentwickelt werden sollen.
Hinterlandverkehre im Blick
Ein zentrales Thema stellten auch der Verkehrswegeausbau im Allgemeinen und der Seehafenhinterlandverkehr im Besonderen dar. Im Straßenbereich sind die großen Nord-Süd-Autobahnen, allen voran die A7, von gemeinsamem Interesse. Von dem dreispurigen Ausbau der A7 bis zum Bordesholmer Dreieck profitieren beide Länder. Die Arbeiten auf der A7 und den übrigen Autobahnen würden gemeinsam koordiniert, die Anmeldung zum Bundesverkehrswegeplan (BVWP) intensiv miteinander abgestimmt. Minister Meyer dazu: „Mobilität macht nicht an Ländergrenzen halt. Deshalb ist es von großer strategischer Bedeutung, bei der Verkehrsinfrastruktur für Pendler-, Touristen- und Transitverkehre, bei den Hafenhinterlandanbindungen und den geplanten Schienenausbauprojekten eng zusammenzuar beiten.“
Einen engeren Schulterschluss wollen die beiden Nachbarn auch beim Thema Gewerbeflächenentwicklung vollziehen. Denn der Stadtstaat Hamburg stößt hier sehr schnell an natürliche Grenzen, zumal durch den großen Bevölkerungszustrom viel Fläche für den Wohnungsbau benötigt wird. Aktuell geht es beispielsweise um ein grenzüberschreitendes Gewerbegebiet an der Landesgrenze zu Hamburg mit einem Umfang von 39,5 Hektar. Davon entfallen 26,5 Hektar auf Hamburg, gut 13 Hektar auf die Nachbargemeinde Stapelfeld. Die Planungsführerschaft liegt beim Bezirksamt Hamburg-Wandsbek und der Gemeinde Stapelfeld. Vermarktet wird es durch die Privatunternehmen Jebens KG – auf Hamburger Seite – und der WAS auf Schleswig-Holsteiner Seite.
Zudem wollen beide Nachbarn künftig mehr gemeinsame Wirtschaftsdelegationen bilden, um im Ausland für den Norden zu werben. Vorbildhaft sei hier die Iran-Reise von 2016 gewesen. Für 2017 sind Touren nach Indonesien und Dänemark geplant. EHA