Zum Sechzigsten gibt’s keine Torte

Tiefer Einschnitt: zum 50. Geburtstag eine leckere Torte aus der Kombüse. Zahlreiche Medienvertreter sind mit an Bord, als der damalige Kommandant, Kapitän Norbert Schatz (r.), das erste Stück erhält und genießt, Foto: Arndt
Vor 60 Jahren, genau am 23. August 1958 lief sie in Hamburg auf der Werft Blohm + Voss (B + V) vom Stapel: die „Gorch Fock“, Segelschulschiff der damaligen Bundesmarine und heutigen Deutschen Marine.
Doch statt einer Geburtstagsfeier im Heimathafen Kiel oder im Verlauf einer abwechslungsreichen Ausbildungsreise muss sich die stolze Dreimastbark seit Frühjahr 2016 mit einem eher nüchternen Umfeld für den Sechzigsten abfinden: einem Schwimmdock der Bredo-Werft in Bremerhaven. Denn das bekannte und zudem auch in der breiten Bevölkerung sehr beliebte Schiff wird dort von Grund auf saniert.
Vor zehn Jahren, zum 50. Geburtstag, sah es anders aus: Damals hatten die Smuts der „Gorch Fock“ noch eine wunderbare Torte gezaubert, die der damalige Kommandant, Kapitän zur See Norbert Schatz, vor den Objektiven zahlreicher Kamerateams und Pressefotografen, im Rahmen eines Pressetermins beim Rücktransfer von Rostock nach Kiel gekonnt anschnitt.
Heute wissen wir: Die Generalüberholung der „Gorch Fock“ schlägt mit 135 Millionen Euro für den Bund zu Buche. Danach soll das auch auf Briefmarken, Münzen und Banknoten „verewigte“ Schiff noch über das Jahr 2040 hi naus für die Deutsche Marine für Ausbildungszwecke im Einsatz bleiben.
Bis zur erneuten Indienststellung des Schiffes, vo raussichtlich im Frühjahr 2019, greift die Deutsche Marine seit Frühjahr 2017 regelmäßig auf das Schulschiff der Rumänischen Marine, die „Mircea“, im Rahmen einer eigens dafür besiegelten Kooperation zwischen den beiden Nato-Partnern zurück. Ein Schiff, das zu jener Serie von frühen Schwestern der heutigen „Gorch Fock“ (II) gehört, die in den 1930er-Jahren für die damalige Reichs- beziehungsweise dann Kriegsmarine und eben die Rumänische Marine gebaut wurde. Auch das erfolgte alles bei B + V in Hamburg.
Vor dem Hintergrund des bevorstehenden 60. Geburtstags ließ der jetzige Kommandant der Bark, Kapitän zur See Nils Brandt, im Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur (DPA) durchblicken, dass er – angesichts des dramatischen Kostenanstiegs für die Reparatur mehrfach Angst vor einer Verschrottung des Segelschulschiffs hatte. „Zweimal, wenn ich ehrlich bin“, so Brandt. „Heilfroh“ sei er daher über die Entscheidung gewesen, dass das Schiff doch erhalten werde, sagte der 52 Jahre alte Marineoffizier. Denn die Bark habe einen hohen Ausbildungswert für die Marine. Wegen der langen Werftzeit der „Gorch Fock“ bekommt die Stammcrew des Segelschulschiffs indes eine umfangreiche Ausbildung. „Denn sie soll das Schiff in allen Wetterlagen wieder zur See fahren, aber auch ihren Ausbildungsauftrag für die Offiziersanwärter verantwortungsvoll erfüllen“, betont Fregattenkapitän Gunnar Wolff, Sprecher beim Marinekommando in Rostock, gegenüber DPA. Im September soll die Besatzung am Übungsmast der Marineschule Mürwik trainieren. Ab Oktober hat die Marine den in Bremen liegenden, 1927 gebauten Segler, „Schulschiff Deutschland“ gebucht, und zwar für gut sechs Monate. EHA/dpa