225 Jahre Meyer Werft: Schmiede für edle Kreuzfahrtschiffe feiert Jubiläum

Eine der ältesten deutschen Werften feiert Geburtstag: Die Meyer Werft in Papenburg wurde diesen Dienstag vor 225 Jahren gegründet. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren vor allem durch den Bau von Kreuzfahrtschiffen für internationale Reedereien einen Namen gemacht und entsprechend viele Fans in der Szene. Die werden in diesem Jahr wieder zuschauen können, wenn drei für die Auslieferung vorgesehene große Neubauten rückwärts über die Ems Richtung Nordsee geschleppt werden.

„Engagement ist das wichtigste, Passion ist auch wichtig, dann kommt das Glück von ganz allein“, so die Devise von Seniorchef Bernard Meyer (71), der für das Unternehmen die Gesamtverantwortung trägt.

1795 wurde die Werft als Thurm Werft von Willm Rolf Meyer am Papenburger Hauptkanal gegründet. Noch heute ist sie nach dem Umzug an die Ems (1973) in der sechsten und siebten Generation im Familienbesitz und wird von den Geschäftsführern Bernard Meyer, Dr. Jan Meyer, Tim Meyer sowie Lambert Kruse geführt. Auch Paul Meyer arbeitet in der Geschäftsleitung des Unternehmens mit.

Das besondere Jubiläum der Werft in Papenburg wird nicht mit einem einzigen Fest gefeiert, vielmehr soll es durch das ganze Jahr Veranstaltungen geben, unter anderem Workshops zur Zukunftsentwicklung des Schiffbaus und der Region.

Zu Meyer gehört neben der Werft in Papenburg seit 1997 auch die Neptun Werft in Rostock. Sie baut Schiffe für Flusskreuzfahrten und fertigt Maschinenraumblöcke für Kreuzfahrtschiffe, die in Papenburg und der 2014 im finnischen Turku übernommenen dritten Werft des Unternehmens entstehen. Bei Meyer Turku in Finnland können Schiffe mit mehr als 200.000 BRZ gebaut werden. 2020 soll von dort die „Mardi Gras“ in die USA geliefert werden – das erste Schiff mit einer Achterbahn an Bord.

„Schiffe verkaufen ist ebenso kompliziert, wie sie zu bauen“, erinnert sich Meyer an viele Verhandlungen mit potenziellen Auftraggebern. „Verträge werden nie in ein paar Stunden geschlossen“, berichtet er. Die Verhandlungen mit P&O für die „Oriana“ hätten sich über ein Jahr hingezogen, mit Disney habe man sogar sechs Jahre verhandelt.

In den Anfangsjahren baute die traditionsreiche Werft zunächst noch Segelschiffe aus Holz. Aber schon früh zeigten die Vorfahren der heutigen Geschäftsführer Pioniergeist und begannen, als einzige Schiffswerft in der Region, Neubauten aus Eisen und mit Dampfmaschinen zu bauen. Als erstes 1874 den Raddampfer „Triton“. Damals leitete Joseph Lambert Meyer in dritter Generation das Familienunternehmen. 1913 ging die Pionierarbeit mit der „Graf Goetzen“, einem Kombischiff für Passagiere und Fracht, weiter. Es wurde nach dem Bau in Einzelteile zerlegt, in Kisten verpackt, an den Tanganjika see im heutigen Tansania transportiert und dort wieder zusammengesetzt, wo es bis heute verkehrt und Stoff für viele Legenden, die in zahlreichen Bücher und Filmen verarbeitet wurden, lieferte.

Im Zweiten Weltkrieg lief der Betrieb auf der Werft weiter und die Schiffbauer griffen tief in die Trickkiste: Sie versenkten das Feuerschiff „Elbe 1“ gezielt, um es vor Bombenangriffen der Alliierten zu bewahren. Später hoben sie das Schiff und stellten es fertig. Es war das letzte bemannte Feuerschiff in Deutschland. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich Joseph-Franz Meyer bereits auf internationale Märkte wie beispielsweise Indonesien. Viele Passagierschiffe für den südostasiatischen Inselstaat waren das Ergebnis einer langjährigen Partnerschaft. Auch für skandinavische Reedereien wurden Fähren gebaut, der Einstieg in den Gastankermarkt war ebenfalls ein Verdienst von Joseph-Franz Meyer. Während des Kalten Krieges baute sein Unternehmen in den späten 1970er Jahren für die Sowjetunion Gastanker.

Die „Homeric“ war 1985 schließlich das erste Großprojekt im Kreuzfahrtsegment für die Meyer Werft. Damit wurden die Weichen für die Zukunft des Betriebes gestellt. In zahlreichen Investitionsschritten gelang es der Geschäftsführung des mittelständischen Unternehmens, die Werftanlagen und das Know-how der Mitarbeiter kontinuierlich weiterzuentwickeln. Der Fluss Ems musste an das Wachstum angepasst werden, bei Passagen in Richtung Nordsee muss er auf 41 Kilometern Länge eigens aufgestaut werden, damit die Schiffe stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel haben.

Doch die Werft ist mit zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr ein Wirtschaftsmotor im Emsland, so dass die Region mit den Maßnahmen einverstanden ist. Es gibt allein bei Meyer 3625 Beschäftigte, 700 kommen am Standort Rostock und Hunderte bei Zulieferern dazu.

War die lange Firmengeschichte denn nun eher Glück oder vielmehr Geschick? Bernhard Meyer: „Beides, denn Glück muss man sich erarbeiten. Wir haben oft die richtigen Entscheidungen getroffen, wir hatten aber auch Glück. Als wir zum Beispiel 1973 mit der Werft umzogen, begann direkt die Öl- und schließlich eine große Werftenkrise. Und der Markt brach zusammen. Kaum hatten wir 2001 die zweite Baudockhalle fertig, kam der 11. September – und der Kreuzfahrtmarkt brach ein. Doch langfristig waren das immer richtungsweisende Entscheidungen, und wir haben als eine der wenigen Werften in Deutschland und als einzige Werft in Papenburg überlebt.“

Beim Bau von hochwertigen Kreuzfahrtschiffen führen die europäischen Schiffbauer nach wie vor, bei Frachtern haben ihnen seit Langem asiatische Werften den Rang abgelaufen. Die Meyer-Gruppe steht international hinter der italienischen Werft Fincan tieri als größter Anbieter und vor Chantiers de l’Atlantique aus Frankreich auf Platz zwei. In Deutschland besetzt Meyer in bezug auf das Volumen drei Viertel des zivilen Schiffbaus.

Die nächste Auslieferung steht für März an. Der Ozean riese „Iona“ (337 Meter) wird dann Richtung Nordsee überführt und der britischen Reederei P&O Cruises übergeben. Mit einer Bruttoraumzahl von 184.700 BRZ ist es das größte je in Papenburg gebaute Schiff. Es bietet 5200 Passagieren Platz und sorgt ein weiteres Jubiläum der Werft: Es ist das 50. Kreuzfahrtschiff aus der Edel-Schmiede an der Ems. Später im Jahr sollen die „Spirit of Adventure“ (BRZ 56.850) und die „Odyssey of the Seas“ (BRZ 169.000) ausgeliefert werden. In der Summe kommt die Meyer Werft damit in ihrem Jubiläumsjahr erstmals in ihrer Geschichte überhaupt auf eine Bruttoraumzahl der fertiggestellten Schiffe von mehr als 400.000 innerhalb eines Jahres. Noch größere Schiffe können an dem Standort der Werft nicht gebaut werden.

„Der Kreuzfahrtmarkt wird immer größer und vielfältiger, und deshalb werden Spezialschiffe für jeden Marktbereich, jedes Segment im Kreuzfahrtbereich gebaut“, blickt Meyer in die Zukunft der Branche. Bis 2023 stehen bereits neun fest gebuchte Neubauten in den Auftragsbüchern der Werft.

Der THB gratuliert!  tja

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