Bayern übernehmen Werft in Brake

Die „RMS Kiel“ wurde auf der Lühring Werft gebaut und lief auf altem Schmierfett nur halb vom Stapel, Foto: Christian Eckardt
Das im bayrischen Weiden ansässige Unternehmen Hermann GmbH Maschinenbautechnologie hat die ehemalige Lühring Werft in Brake an der Unterweser erworben. Damit wagen die Weidener, die immer wieder durch große Schleusenbau-Aufträge im Norden aufgefallen sind, einen großen Schritt. Denn wegen immer neuer Dimensionen bei Stahlwasserbauwerken, die sich oft auch in Teilen nicht mehr auf der Straße oder Schiene transportieren lassen, suchte das Unternehmen mit 400 Mitarbeitern nach einer geeigneten Produktionsstätte, die direktem Zugang zum Wasser bietet. Die fand man jetzt in Brake.
Die bisherigen Standorte in Bayern, die in den vergangenen Jahren auf eine Fläche von 14.000 Quadratmetern gewachsen waren und die über moderne Schweiß- und Lackierhallen verfügen, sind durch die Auftragslage des Unternehmens ausgereizt.
Somit erwarb die Hermann GmbH die schon vor mehreren Jahren stillgelegte Lühring Werft mit einer Fläche von 40.000 Quadratmetern und plant, hier zukünftig bis zu 50 Mitarbeiter zu beschäftigen. Unter anderem soll hier auch der elf Millionen Euro teure Neubau der Schwebefähre über den Nord-Ostsee-Kanal in Rendsburg erfolgen. In die Aufrüstung des Maschinenparks sowie den Kauf der Werft investiert die Firma aus Bayern nach Medienangaben etwa zehn Millionen Euro.
In der Vergangenheit hat das Weidener Stahlbauunternehmen Bauteile für die Bremerhavener Kaiser schleuse produziert, das Sturmflut-Sperrwerk Greifswald, die Rugenberger Schleuse, die Sanierung der Seeschleuse in Wilhelmshaven, die Harburger Hafenschleuse sowie die Schleuse Kleinmachnow umgesetzt. Neben der Schwebefähre für den Nord-Ostsee-Kanal sowie ein Schleusentor in Papenburg oder auch das Nikolai-Sperrwerk in der Hamburger Altstadt. Das von den Weidenern gebaute Schleusentor dort ist zehn Meter breit und wiegt 2600 Tonnen.
Die ehemalige Hammelwarder Schiffswerft C. Lühring Schiffswerft hatte 1988 Konkurs angemeldet, bis dahin liefen in mehr als 100 Jahren Firmengeschichte 60 hölzerne und 390 stählerne Schiffe vom Stapel. So baute die Werft unter anderem 1911 das noch immer in Fahrt befindliche Segelschiff „Eye of the Wind“, in den 1970er Jahren Schwergutschiffe oder für die Bundesmarine die beiden Ölauffangschiffe „Bottsand“ und „Eversand“. Die letzten Aktivitäten auf dem Werft areal südlich von Brake gab es vor mehr als fünf Jahren, als das frühere Dock der Werft auf Veranlassung des Eigners zugeschüttet wurde. Damals war ein wirtschaftlicher Betrieb durch undichte Schotten zur Weser hin nicht mehr möglich. Seit Mai 2017 nutzte die benachbarte Elsflether Werft einen Teil der Hallen und der Werftfläche, auf der sogar noch die alten Masten der „Gorch Fock“ liegen. Voraussichtlich ab März will der neue Eigentümer dort mit der Produktion seiner Stahlbauteile für verschiedene Projekte beginnen.
Für Aufsehen auf der kleinen Werft hatte im Oktober 2006 der Stapellauf des Frachters „RMS Kiel“ gesorgt: Aufgrund einer außergewöhnlich langen Bauphase mit einer enormen zeitlichen Verzögerung war wohl das Schmierfett auf der Pallung zu sehr veraltet und hatte seine Gleitfähigkeit eingebüßt. Beim Stapellauf blieb das Schiff auf der Hälfte der Ablaufbahn hängen. CE/tja