Brasilien will „Made in Germany“

Weltweit gefragt: das „Meko“-Konzept, hier am Beispiel der Fregatte „Amatola“ der Marine Südafrikas, Foto: D. Wetjen
Während Deutschland sein derzeit größtes nationales Marinerüstungsprojekt „MKS 180“ federführend durch die niederländische Damen-Shipyard-Gruppe realisieren lassen will, greift Brasilien bei der Kampfwertsteigerung seiner eigenen Seestreitkräfte auch auf deutsches Hightech-Marineschiffbau-Know-how zurück.
So konnte jetzt TKMS gemeinsam mit brasilianischen Partnern einen Großauftrag über den Bau von Korvetten für die Marinha do Brasil unter Dach und Fach bringen. Es geht um vier Einheiten der sogenannten Tamandaré-Klasse. Ihre Auslieferung ist für den Zeitraum zwischen 2025 und 2028 geplant.
Das mit der Projekt-Umsetzung befasste Konsortium, bei dem TKMS nach eigener Darstellung „die Federführung hat“, schließt als Partner die Unternehmen Emgepron und Águas Azuis mit ein. Während es sich bei erstgenannter Firma um ein unabhängiges brasilianisches Staatsunternehmen handelt, das über die brasilianische Marine an das Verteidigungsministerium angebunden ist, stellt die Firma Águas Azuis ein Gemeinschaftsunternehmen dar. Es besteht aus TKMS, Embraer Defense & Security und Atech.
TKMS bringt nach eigener Darstellung in das Rüstungsvorhaben, über dessen Kosten offiziell keine Angaben gemacht werden, die Technologie des Erfolgskonzeptes „MEKO®-Klasse“ ein. Die Abkürzung „Meko“ steht dabei für Mehrzweck-Kombination. Brasilianischen Medienberichten zufolge soll sich der Auftragswert auf umgerechnet rund 1,75 Milliarden Euro belaufen.
Der jetzt wieder zum Zuge kommende Grundentwurf floss in den Bau von bislang 82 Schiffen in 15 Ländern mit ein. Zu diesem Staatenbund gehören unter anderem Portugal, Griechenland, Australien, Argentinien, Algerien oder auch Südafrika. „Das modulare ,MEKO®-Konzept‘ erleichtert die lokale Integration und den Technologietransfer und trägt so zur Senkung der Wartungs- und Modernisierungskosten bei“, so das deutsche Werft-Unternehmen. Was den Bau des Korvetten-Quartetts betrifft, werden die Schiffe zu 100 Prozent vor Ort in Itajaí, im Bundesstaat Santa Catarina, gebaut. Der lokale Anteil soll dabei über 30 Prozent für das erste Schiff und 40 Prozent für die weiteren Einheiten betragen.
Dr. Rolf Wirtz, TKMS-CEO, freut sich über den Großauftrag. Bereits in den 1980er-Jahren habe der Konzern „für Brasilien erfolgreich U-Boote der ,Tupi‘-Klasse gebaut“. Diese Klasse basiert auf dem erfolgreichen deutschen U-Boot-Konzept Klasse 209. Brasiliens U-Boot-Geschwader verfügt über vier dieser Boote. Den jetzt erteilten Rüstungsauftrag für Überwasserschiffe wertet Wirtz auch „als Anerkennung der technologischen Exzellenz, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit unserer Produkte“. EHA