Clarkson-Chef: Weltschiffbau hat neuen Tiefstand erreicht

Niedriges Fracht- und Charterratenniveau, erhöhter Kostendruck und immer strengere Umweltauflagen stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen.

2016 verzeichnen die Werften weltweit die geringsten Auftragseingänge für Schiffsneubauten seit den 1980er Jahren und liegen weit unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre, sagte Martin Stopford, Präsident der maritimen Forschungs- und Beratungsfirma Clarson Research Services Ltd. (CRSL), am Donnerstag in Hamburg. „Werften und Zulieferer haben noch ein schwieriges Jahr vor sich“, ergänzte der Marktforscher drei Monate vor Beginn der Schiffbau-Messe SMM in der Hansestadt.

Die durchschnittlichen Charterraten für Frachtschiffe aller Art seien mit 8900 Dollar pro Tag am untersten Rand ihrer Bandbreite angelangt.

Der langjährige Durchschnitt liegt bei 12.000 Dollar; während des Booms von 2001 bis 2009 waren es im Schnitt 22.000 Dollar.

Zwei Prozent Wachstum

Entsprechend hoch war die Nachfrage nach Schiffen. „Mit Schiffbau konnte man sehr viel Geld verdienen“, so Stopford. Doch diese Zeiten sind vorbei. Der Seehandel werde in diesem Jahr um zwei Prozent wachsen; das ist mit Ausnahme des Krisenjahrs 2009 der niedrigste Zuwachs seit Jahrzehnten.

Mehr als die Hälfte aller Werften hat seit 2009 den Markt verlassen. Speziell in China stehen Betriebe ohne Aufträge leer. Gab es 2009 noch 992 aktive Werften, so sind es gegenwärtig nur noch 423, sagte Stopford. Und die arbeiten langsam und unterhalb ihrer Kapazitäten.

Nicht betroffen von der tiefen Krise sind die Werften in Deutschland und Europa, die sich auf Kreuzfahrtschiffe und andere Hightech-Produkte spezialisiert haben (<link http: www.thb.info themen sonderbeilagen-2015 schiffbau-reparatur-finanzierung single-view news deutsche-schiffbauer-stark-in-schwachem-weltmarkt.html external link in new>THB 26. Mai 2016).

Zukunft Digitalisierung

Als Weg aus der Krise sieht Stopford den technologischen Fortschritt: Digitalisierung, Kommunikationstechnik, Datenverarbeitung und Automatisierung in allen Bereichen der Schifffahrt und des Schiffbaus, um die Effizienz und Produktivität des Schiffsbetriebs zu steigern und die Nachfrage zu stimulieren.

„Smart Shipping“ ist auch ein zentrales Thema der SMM vom 6. bis 9. September in Hamburg. Trotz der aktuellen Branchenkrise ist die Weltleitmesse ausgebucht und erwartet etwa 50.000 Fachbesucher aus rund 100 Nationen. Neben der Digitalisierung geht es bei der Messe stark um umweltfreundliche Antriebstechniken und um das Thema Sicherheit in der Schifffahrt.

So steigt mit der ausgefeilten Computertechnik an Bord auch die Gefahr von Sabotageakten, Datendiebstahl und Wirtschaftsspionage.

Schutz vor Cyberattacken

Lars Robert Pedersen, Deputy Secretary General von BIMCO, erklärte, welchen Risiken Reedereien ausgesetzt sind und wie sie sich vor Cyberattacken wirksam schützen sollten. The Baltic and International Maritime Council (BIMCO) hat Anfang des Jahres – gemeinsam mit weiteren internationalen Schifffahrtsverbänden wie etwa dem International Chamber of Shipping (ICS) – die ersten Richtlinien für Cybersicherheit veröffentlicht. „Sie bieten Orientierung bei der Wahl und Anwendung der erforderlichen Verfahren und technischen Mittel und Methoden zur Abwehr von Cyberkriminalität sowie zur Begrenzung des Schadens bei erfolgreichen Angriffen“, so Pedersen.

Die Rahmenbedingungen für die weltweite Schifffahrt setzt seit Jahrzehnten die International Maritime Organization (IMO) mit ihren globalen Standards. IMO-Sprecher Lee Adamson wies auf die Notwendigkeit internationaler Regelwerke hin, die für alle Schiffe gleichermaßen gelten und keine Marktverzerrungen durch Kompromisse oder nationale Alleingänge zulassen.

Aus Sicht eines internationalen Konzerns bewertete Michel van Roozendaal, Präsident bei MacGregor, einer Tochterfirma des finnischen Zulieferers Cargotec, die aktuelle Situation in der Schifffahrt. Er wies darauf hin, wie wichtig Konkurrenzfähigkeit und Flexibilität im immer intensiveren globalen Wettbewerb sind, und lobte ausdrücklich die deutsche Industrie für ihre innovativen und maßgeschneiderten Lösungen. Mit dem Schwerpunkt Digitalisierung betone die SMM erneut ihre Technologieführerschaft, so van Roozendaal.

Die Produktpalette von MacGregor umfasst die Ausrüstung für RoRo-Schiffe und Häfen sowie Lösungen für Ladungssicherung, Schüttgut-Verladung für Schiffe und Terminals, Offshore- und maritime Logistik.

Messe-Chef Bernd Aufderheide unterstrich die besondere Bedeutung der SMM für die Branche. „Diese Messe ist Ideen- und Impulsgeber der maritimen Wirtschaft und die ideale Plattform für Austausch, Inspiration und ganz konkrete Vertragsabschlüsse – und damit ein positives Signal für die Zukunft der Branche. Die Schifffahrt muss sich ambitionierte Ziele setzen, um die Zukunft zu meistern. Die Branche war immer dann stark, wenn sie an einem Strang gezogen und auf Innovationen gesetzt hat. Bei der SMM 2016 wird dieser Geist deutlich zu spüren sein“, kündigte Aufderheide an.

Das übergeordnete Thema der Messe ist Digitalisierung (THB 26. Mai 2016). Entsprechend zieht es sich wie ein roter Faden durch alle Messetage. Ein weiteres Augenmerk liegt auf „Green Propulsion“. Zu diesem Zweck wurde die neue Halle A5 mit 3500 zusätzlichen Quadratmetern Ausstellungsfläche konzipiert, in der exklusiv innovative Antriebstechnologien zu sehen sein werden. Begleitet wird die Innovationsschau erneut von einem hochkarätigen Rahmenprogramm. FBi

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