Der Bund prüft Schiffbau-Bürgschaften

Eine Werften-Gruppe und gleich zwei Ereignisse: In die Geschichte der MV Werften geht der 9. August 2017 als außergewöhnlicher Tag ein.

Am Standort Wismar traf Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) ein, begleitet von Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit, Harry Glawe. Im Mittelpunkt des Besuchs standen Gespräche mit der Geschäftsführung der zum malaysischen Genting-Konzern gehörenden Werften-Gruppe sowie eine ausführliche Besichtigung der Anlage in Wismar. Genting-Chairman Tan Sri Lim Kok Thay, MV-Werften-Geschäftsführer Richard Gruenhagen sowie weitere Vertreter der Geschäftsleitung und der Betriebsräte informierten die Bundesministerin über das derzeitige Schiffbauprogramm und die umfangreichen Investitionen.

Beim anschließenden Rundgang verschaffte sich Zypries einen Eindruck von den modernen Produktionsanlagen und warf einen Blick auf die drei aktuell im Bau befindlichen Flusskreuzfahrtschiffe. Vor Ort stellte die Ministerin in Aussicht, dass sich der Bund an den Schiffbau-Bürgschaften für die MV Werften beteiligen und so den Weg frei machen wolle für den Bau von Hochsee-Kreuzfahrtschiffen in Mecklenburg-Vorpommern. Mit der Landesregierung in Schwerin und der für Exportgarantien zuständigen KfW-Bank seien entsprechende Gespräche dazu vereinbart worden, so die Politikerin. Wörtlich sagte sie: „Wir wollen schnell zusammenkommen, um die offenen Fragen zu klären und noch vor der Bundestagswahl die notwendigen Entscheidungen treffen.“

Ortswechsel: In Warnemünde wurde am Nachmittag der symbolische Spatenstich für den Bau der neuen Produktionshalle 11 gesetzt. Dort werden künftig die Paneelfertigung sowie der Sektionsbau und die Sektionsausrüstung für die neuen „Global Class“-Schiffe untergebracht. Geplantes Investitionsvolumen: 75 Millionen Euro.

Der Standort Warnemünde spürt bereits seit vielen Monaten kräftigen Rückenwind. So verließ Mitte Juni die neue Offshore-Konverterplattform „DolWin Gamma“ die Werft (thb.info 15. Juni 2017). Der 35.000 Tonnen schwere Koloss war noch unter dem Label der Werften-Gruppe Nordic Yards als Auftrag eingegangen. 2013 hatte das französische Unternehmen Alstom die 54 Meter breite, 85 Meter lange und 32 Meter hohe Konverterplattform bestellt. Dem Auftrag im Wert von gut einer Milliarde Euro folgten aber keine weiteren Neubauprojekte, so dass Nordic Yards in immer schwierigeres Fahrwasser geriet.

Zu Jahresbeginn 2016 drohte der Gruppe mit ihren drei Produktionsstandorten in Wismar, Warnemünde und Stralsund mit zusammen gut 1400 Beschäftigten die Puste auszugehen. 500 Jobs standen zur Debatte. Doch zum befürchteten Abbau kam es nicht – dank der im März 2016 erfolgten Übernahme der drei Produktionsstandorte durch die Genting-Gruppe für 230 Millionen Euro. Der Einstieg des Konzerns löste einen radikalen Wandel im Produktportfolio aus. Der neue Investor firmierte Nordic Yards zu MV Werften um und setzt voll auf die Karte Kreuzschifffahrtbau. Denn für dieses Segment besteht weltweit eine hohe Nachfrage.

Jarmo Laakso, Geschäftsführer von MV Werften, stellt für die drei Standorte in Mecklenburg-Vorpommern Investitionen in Höhe von 160 Millionen Euro in Aussicht. „Wir wollen MV Werften zu einem der effizientesten Passagierschiffbaubetriebe der Welt machen“, kündigte der aus Finnland stammende Manager an.

Bevor es mit den Hochseeschiffen losgehen kann, laufen die Arbeiten an den Fluss-Cruisern auf Hochtouren. Am 3. August wurde mit der „Crystal Bach“ das erste Schiff der Serie an die Reederei Crystal River Cruises übergeben (thb.info 3. August 2017). Drei weitere Einheiten der Rhein-Klasse folgen bis 2018. TS/EHA/mv

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