Deutschlands modernster Rettungskreuzer

Der neue Seenotrettungskreuzer „Berlin“ soll voraussichtlich Mitte nächsten Monats den Dienst auf der Kieler Förde aufnehmen.

Das Spezialschiff ist am Samstag in Bremen von der Schauspielerin Meret Becker getauft worden. Traditionell wünschte die in Berlin lebende 47-Jährige „allzeit gute Fahrt und stets eine sichere Heimkehr“. Becker ist die Stieftochter des 2013 verstorbenen Seenotretter-„Bootschafters“ Otto Sander.

Der 28 Meter lange Kreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ersetzt seinen Vorgänger gleichen Namens auf der Station Laboe. Jährlich verzeichnet die DGzRS dort zwischen 130 und 150 Alarmierungen. Deutschlands modernster Seenotrettungskreuzer wurde ausschließlich durch Spenden finanziert, darunter viele aus der Bundeshauptstadt. Mehr als 13.000 Berliner unterstützen die Seenotretter mit regelmäßigen Spenden, und rund 400 Sammelschiffchen haben ihren „Liegeplatz“ an der Spree.

Seenotretter-Vorsitzer Gerhard Harder betonte: „Jeder unserer Förderer im ganzen Land kann zu Recht von sich behaupten, seinen Teil dazu beigetragen zu haben. Ihnen allen danke ich sehr herzlich.“ Viele Einzelpersonen haben ihre Verbundenheit durch außergewöhnliche Spenden zum Ausdruck gebracht. Ihre Namen fahren an Bord auf einer Danktafel bei jedem Einsatz mit. Wer online gespendet hat, konnte seinen Namen zur Taufe auf einer großen Folie in Sammelschiffchen-Form am Rumpf wiederfinden.

Tochterboot

Die 120 Tonnen verdrängende „Berlin“ ist 6,20 Meter breit, hat zwei Meter Tiefgang und ist mit 4000 PS 24 Knoten schnell. Gefahren wird der in der Nordsee „auf Herz und Nieren“ erprobte Neubau von einer vier Mann starken Besatzung. Besondere Merkmale sind eine umfassende Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung an Bord, eine Feuerlöschpumpe mit ferngelenktem Monitor zur Bekämpfung von Bränden auf See und die Fähigkeit, sich im Falle des Durchkenterns innerhalb weniger Sekunden selbst wieder aufzurichten. Zudem ist das Schiff mit einer Wärmebildkamera ausgestattet, und die Verletztenversorgung ist jetzt in einem getrennten Raum möglich. In der für Seenot rettungskreuzer typischen Heckwanne führen die 28-Meter-Einheiten jeweils ein gut acht Meter langes Tochterboot mit sich.

Kapitän des neuen Schiffes bleibt der alte: Michael Müller ist seit 20 Jahren Rettungsmann der DGzRS in Kiel. Der 49-Jährige lobt den neuen Kreuzer: „Wir haben mit ihm schon ein paar hundert Seemeilen abgerissen. Und ich muss sagen: Ich bin von dem Schiff begeistert.“ Der Unterschied sei vor allem die geschlossene Brücke. Die alte „Berlin“ hatte oben nur einen offenen Fahrstand. Er hoffe, dass für das alte Schiff nun ein guter Käufer gefunden werde.

Das neue Schiff ist der zweite 28-Meter-Seenotrettungskreuzer und wurde auf der Fr.-Fassmer-Werft in Berne bei Bremen gebaut. Ein dritter Neubau soll im Frühjahr 2017 die „Hermann Helms“ in Cuxhaven ersetzen. Nach und nach sollen die zwischen 1985 und 1992 in Dienst gestellten sechs 27,5-Meter-Schiffe durch leistungsfähige Nachfolgetypen ersetzt werden.

Seit Gründung der DGzRS 1865 haben die Besatzungen rund 84.000 Menschen aus Seenot gerettet oder aus drohenden Gefahren befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident. Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält die DGzRS rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 54 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. Jahr für Jahr fah ren die Seenotretter mehr als 2000 Einsätze, koordiniert von der Seenotleitung Bremen der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre). FBi

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